Lukas Evangelium Lk Kapitel 5 Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Lukas Evangelium Lk Kapitel 5
Zum Lukas-Evangelium Kapitel 5: Lukasevangelium Kapitel 5 beschreibt, wie Jesus Simon Petrus und seine Fischerkollegen beauftragt, ihre Netze auszuwerfen und eine reiche Fischbeute einzufangen. Dieses Ereignis zeigt die Kraft Jesu und seine Fähigkeit, Wunder zu vollbringen. Anschließend heilt Jesus einen Aussätzigen und betont dabei seine Rolle als Heiler und Erlöser. Das Kapitel endet damit, dass Jesus in die Wüste geht, um zu beten, und dabei von Menschen verfolgt wird, die ihn suchen und um seine Hilfe bitten. Insgesamt betont das Kapitel die göttliche Macht Jesu, seine Rolle als Heiler und Erlöser sowie seine Verbindung zu den Menschen, die nach seiner Hilfe suchen.
Lk 5,1-11: Jesus schenkt einen Fischfang
Auslegung und Kommentar zu Lk 5,1-11
Lk 5,1: Es begab sich aber, als die Menge sich zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, dass er am See Genezareth stand.
Lk 5,2: Er sah zwei Schiffe am Ufer liegen; die Fischer aber waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen die Netze.
Lk 5,3: Da stieg er in eines der Schiffe, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren; und er setzte sich und lehrte die Volksmenge vom Schiff aus.
Worte von Papst Franziskus: Was tut da der Herr? Er beschließt, gerade in unser Boot zu steigen. Von da aus will er das Evangelium verkünden. Genau dieses leere Boot, das Symbol unserer mangelnden Fähigkeiten, wird zur Kathedra Jesu, zur Kanzel, von der aus er das Wort verkündet. Und das ist es, was der Herr gerne tut – der Herr ist der Herr der Überraschungen, der Wunder in den Überraschungen: in das Boot unseres Lebens einzusteigen, wenn wir ihm nichts zu bieten haben; in unsere Leeren einzutreten und sie mit seiner Gegenwart zu füllen; unsere Armut zu nutzen, um seinen Reichtum zu verkünden, unser Elend, um seine Barmherzigkeit zu verkünden. Erinnern wir uns daran: Gott will kein Kreuzfahrtschiff, ihm reicht ein armes heruntergekommenes Boot, solange wir ihn nur willkommen heißen. Das ja, ihn aufnehmen; egal auf welchem Boot, ihn aufnehmen. Aber lassen wir ihn – so frage ich mich – in das Boot unseres Lebens steigen? Stellen wir ihm das Wenige zur Verfügung, das wir haben?
Lk 5,3: Als er aber zu reden aufgehört hatte, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe, und lasst eure Netze zu einem Fang hinunter!
Jesus ruft uns, hinauszufahren: d.h. hinaus in die Welt zu unserem Mitmenschen, um in Wort und Tat Zeugnis zu geben von der Macht seiner Liebe. Wir leben nicht einfach dahin, sondern folgen täglich diesem Ruf, wissend dass uns Gottes Vorsehung genau dort ins Lebens stellt, wo es eben nach seinem Willen sein soll. Wir fahren also auch heute hinaus und machen uns bereit, jeden Tag wie einen einzigartigen Tag zu beginnen, an dem wir bestmöglich Gott, den Nächsten wie uns selbst lieben mögen. Von Neubeginn zu Neubeginn hinaus fahren, sich Gott geben, ohne Versicherung und mit ganzem Herzen. Theresa von Avila schreibt: Mögest du Gott vertrauen, dass du genau dort bist, wo du vorgesehen bist, zu sein.
Christus ist mit uns im Boot: Soweit wir das beurteilen können, war Jesus mit ihnen im Boot, als Er dies anordnete. Seine Anwesenheit gab Zuversicht. Es ist ein Segen, Christus im Boot sitzen zu sehen, während man das Netz auswirft. Wenn Sie einen Blick auf sein zustimmendes Lächeln erhaschen, während er Sie beobachtet, werden Sie mit ganzem Herzen arbeiten. Spurgeon
Vertrauen auf das Wort Jesus: Petrus und die ersten Gefährten vertrauten dem Wort Christi und warfen ihre Netze aus. Wer sein Herz für Christus öffnet, wird nicht nur das Geheimnis seines eigenen Daseins verstehen, sondern auch das seiner eigenen Berufung, und er wird wunderbare Früchte der Gnade heranreifen lassen. Wenn der Christ das Evangelium ohne Abstriche lebt, wird er immer mehr dazu fähig, wie Christus selbst zu lieben.
Lk 5,4: Als er aber zu reden aufgehört hatte, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe, und lasst eure Netze zu einem Fang hinunter!
Lk 5,5: Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und nichts gefangen.
Die leeren Netze sind Teil unseres Lebens. Sie stehen für alles, wo wir gescheitert sind. Leere Netze erleben wir als Enttäuschung oder als persönliches Versagen. Es war für mich eine wichtige Erfahrung, dass diese leeren Netze angenommen werden müssen. Bevor das Halleluja Jesus lebt mit Herzen gesungen werden kann, muss der im irdischen Sinne schlichtweg Gescheiterte am Kreuz betrachtet werden, der in der Nachfolge möchte, dass wir uns ihm ganz bringen, also eben auch unser Scheitern, unsere Probleme, unsere leeren Netze. Das gilt es zu verinnerlichen und zu leben: Jesus ist der Hüter meiner Seele, sowohl auf der grünen Weide, wie auch im dunklen Tal.
Lk 5,5: Aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen!
Das erste ist, die leeren Netze anzunehmen. Das zweite ist das Leben im Vertrauen auf das Wort Jesus. Auf sein Wort hin fahre ich wieder hinaus, trotz meiner negativen Erfahrungen und dem persönlichen Scheitern. Ich verlasse mich auf sein Wort und trotze allen Einwänden und Bedenken. Trotzkraft des Glaubens! Bitten wir um Vertrauen dort, wo alles verloren erscheint, um Hoffnung dort, wo unsere Kräfte versagen. Es ist ja nicht irgendein Wort, auf das wir vertrauend leben. Es ist das Wort schlechthin. Auf sein Wort hin wurde es Licht und wurden Sonne und Mond erschaffen. Auf sein Wort kam das Leben auf diese Erde. Auf sein Wort hin wurden Menschen geheilt. Auf sein Wort hin legte sich der Sturm. Auf sein Wort hin lebe ich, vertraue ich, glaube ich, hoffe ich, liebe ich!
Lk 5,6: Und als sie das getan hatten, fingen sie eine große Menge Fische; und ihr Netz begann zu reißen.
Lk 5,7: Da winkten sie den Gefährten, die im anderen Schiff waren, dass sie kommen und ihnen helfen sollten; und sie kamen und füllten beide Schiffe, sodass sie zu sinken begannen.
Die Fische fangen: Die Fische sprangen nicht ins Boot. Sie fingen Fische (Aktiv!) Das zeigt ein wichtiges Prinzip: Wenn auch alles von Christus und seinem Wirken abhängt, so nimmt das nichts von unserer Verantwortung weg. Der Herr möchte gerne seinen Segen auf unsere Bemühungen legen. Aber das Tun, die Bemühungen jeglicher Art, muss von uns kommen. Christen sind immer tätige Menschen. In beide Schiffe wurde nun so viel Fisch verfrachtet, dass sie zu sinken drohten. Auch darin steckt ein erbauliches Ziel. Gottes Segen ist so gewaltig, dass er von uns nicht erfasst werden kann. Sein Segen wird nur durch die Anzahl und Größe unserer Gefäße beschränkt. Norbert Blüm hat einmal gesagt: Bitte um Gottes Segen für Deine Arbeit. Erwarte aber nicht auch noch, dass er sie für Dich tut.
Lk 5,8: Als aber Simon Petrus das sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Herr, gehe von mir hinweg, denn ich bin ein sündiger Mensch!
Petrus sah das Wirken Jesus. Wo sehe ich das Wirken Jesus in meinem Leben? Petrus fiel vor Jesus auf die Knie. Tun wir dies ebenso v.a. in der inneren Haltung. Petrus sprach. Immer wieder: Reden, reden, reden mit Jesus. Das allein schafft Beziehung. Petrus erkennt sein sündhaftes Wesen. Nur wenn wir unser Angewiesen sein auf Erlösung erkennen und auch fühlen, können wir im aufrichtigen Glauben zu Jesus kommen. Petrus bittet den Herrn von ihm weg zu gehen, weil der Reine nicht dem Unreinen begegnen soll. Da sich der Herr Jesus uns nun als Bruder und Freund offenbart hat, müssen wir – Gott sei’s gedankt – nicht wie Petrus darum bitten, dass er weggehe, sondern können vielmehr beten: Komm näher zu mir Jesus, denn ich bin ein sündiger Mensch. Mache mich rein im Herzen.
Lk 5,9: Denn ein Schrecken überkam ihn und alle, die bei ihm waren, wegen des Fischzuges, den sie gemacht hatten.
Lk 5,10: Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; von nun an sollst du Menschen fangen!
Petrus musste sich nicht fürchten. Der Herr kannte ihn durch und durch. In seiner Liebe wollte Er ihn für eine große Aufgabe gebrauchen: Menschen fischen. Petrus sollte diese Arbeit in Abhängigkeit tun, in Demut und im Vertrauen auf die Macht seines Meisters. Der Segen würde nicht ausbleiben, wie es der wunderbare Fischzug gelehrt hatte.
Jesus sprach. Unsere Worte gehen nicht ins Leere. Jesus hört sie und antwortet. Er spricht mit uns auf vielerlei Art und Weise. Und sein Wort ist immer aufbauend, führend, liebend. Hier nun spricht er: Fürchte dich nicht! Gott möchte gegenseitig liebend mit uns in Beziehung treten, nicht nach dem Prinzip einer kauernden Angst. Wir müssen uns nicht fürchten! Der Herr kennt uns und er ist da! Er nimmt uns an die Hand und führt uns nach seiner vollkommenen Vorsehung mal hier, mal dort hin, immer aber mit einer Sendung. Dieser Sendung folgen, in Demut und im Vertrauen auf ihn, ist unser Weg der Nachfolge. Der Segen wird nicht ausbleiben, wie es der wunderbare Fischfang uns lehrt.
Worte von Johannes Chrysostomus: Heute habe ich meinen Zuhörer nicht überzeugt, aber vielleicht wird es mir morgen gelingen, vielleicht in drei oder vier Tagen oder eine Weile später. Der Fischer, der einen ganzen Tag lang seine Netze umsonst ausgeworfen hat, fängt manchmal den Fisch, den er den ganzen Tag lang nicht fangen konnte, am Abend, wenn er gerade zurückfahren will. Der Bauer hört nicht auf, seine Felder zu bebauen, auch wenn er einige Jahre hindurch keine gute Ernte hatte; und am Ende macht häufig ein einziges Jahr alle vorhergehenden Verluste wieder reichlich gut. Gott verlangt von uns nicht, erfolgreich zu sein, sondern zu arbeiten; nun wird unsere Arbeit aber nicht weniger belohnt werden, weil man uns nicht zugehört hat. Johannes Chrysostomus
Lk 5,11: Und sie brachten die Schiffe ans Land, verließen alles und folgten ihm nach.
Aufgrund des Glaubens verließen sie alles, um dem Jesus nachzufolgen. Glauben bedeutet alles zu verlassen, um in ihm die Frieden stiftende Zuversicht zu finden, dass er uns nie verlassen wird. In seiner unendlichen Güte wird Gott niemals jene verlassen, die ihn nicht verlassen wollen. Glaube ist dann eben, sich darauf zu verlassen, dass Gott Liebe ist und dass Gott einen Plan für mein Leben hat. Das tägliche “Alles-verlassen” bedeutet gelassen zu bleiben in schwierigen Umständen, ruhend an seinem Herzen, wissend darum, dass er mich führt.
Lk 5,12-16: Heilung eines Aussätzigen
Auslegung und Kommentar zu Lk 5,12-16
Parallelstellen: Mt 8,1-4; Mk 1,40-45
Lk 5,12: Siehe, da war ein Mann voll Aussatz. Und als er Jesus sah, fiel er auf sein Angesicht, bat ihn und sprach: Herr, wenn du willst, so kannst du mich reinigen!
Worte von Benedikt XVI: Während Jesus predigend durch die Dörfer Galiläas wanderte, kam ihm ein Aussätziger entgegen und sagte: »Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde!« Jesus weicht nicht vor dem Kontakt mit jenem Menschen zurück, gedrängt von tiefer Anteilnahme an seinem Zustand streckt er ihm vielmehr die Hand entgegen, berührt ihn – womit er das gesetzliche Gebot übertritt – und sagt zu ihm: »Ich will es – werde rein!« In jener Geste und in jenen Worten Christi ist die ganze Heilsgeschichte gegenwärtig, es ist der Wille Gottes verkörpert, uns zu heilen, uns vom Bösen zu reinigen, das uns entstellt und unsere Beziehungen zugrunde richtet. In dieser Berührung zwischen der Hand Jesu und dem Aussätzigen wird jede Schranke zwischen Gott und der menschlichen Unreinheit, zwischen dem Heiligen und seinem Gegenteil niedergerissen, gewiss nicht, um das Böse und seine negative Kraft zu leugnen, sondern um zu beweisen, dass die Liebe Gottes stärker ist als alles Böse, auch das ansteckendste und schrecklichste. Jesus hat unsere Gebrechen auf sich genommen, er ist zum Aussätzigen geworden, damit wir gereinigt werden. Benedikt XVI
Der Aussätzige als das Bild des Menschen: Der Aussätzige sinnbildet aber das sündenkranke Menschengeschlecht, das voller Aussatz ist: Denn Alle haben gesündigt und bedürfen der Gnade Gottes (Röm. 3), damit sie nämlich durch die Ausstreckung der Hand, d.h. indem das Wort Gottes die menschliche Natur berührte, von den vielfachen alten Irrtümern befreit würden, und für die Reinigung ihre Leiber als ein lebendiges Opfer darbrächten. Goldene Perle
Der Aussätzige hatte keinen Zweifel an der Heilungsfähigkeit Jesu. Seine einzige Frage war, ob Jesus bereit war zu heilen. Dies war bedeutsam, weil Lepra in der Antike so hoffnungslos war, dass die Heilung eines Aussätzigen mit der Auferweckung von Toten verglichen wurde; doch dieser Aussätzige wusste, dass alles, was Jesus brauchte, war, bereit zu sein .
Worte von Josemaria: Er ist Arzt und heilt unseren Egoismus, wenn wir seine Gnade bis ins tiefste unserer Seele eindringen lassen. Jesus hat uns gemahnt, dass die schlimmste Krankheit die Heuchelei ist, jener Stolz, der uns dazu bringt, die eigenen Sünden zu verhehlen. Beim Arzt ist eine absolute Aufrichtigkeit unerlässlich; es gilt, die Wahrheit lückenlos aufzudecken und zu sagen: Domine, si vis, potes me mundare (Mt 8,2), Herr, wenn Du willst – und Du willst immer -, kannst Du mich heilen. Du kennst meine Gebrechen; ich spüre diese Symptome, ich leide an jenen Schwächen; und wir zeigen Ihm einfach unsere Geschwüre und auch den Eiter, wenn es ihn gibt. Herr, Du hast ja so viele Menschen geheilt: Laß mich Dich als göttlichen Arzt erkennen, wenn ich Dich im Herzen habe oder Dich im Tabernakel anbete. Josemaria
Lk 5,13: Da streckte er die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will; sei gereinigt! Und sogleich wich der Aussatz von ihm.
Machtvolles Wirken Jesus: Wenn er sagt: Ich will, werde rein, so liegt darin der Wille und die Wirkung seiner Liebe. Von der Majestät ging aber ein gebietendes Wort aus. Es ist wunderbar, wie Christus hier göttlich und menschlich wirkt. Es ist göttlich, so zu wollen, daß sogleich alles geschieht, menschlich aber ist die Ausstreckung der Hand. Der Eine Christus ist also beides, weil das Wort Fleisch geworden.
Jesus streckte seine Hand aus, berührte ihn: Jesus musste den Aussätzigen nicht berühren, um ihn zu heilen. Er hätte ihn mit einem Wort oder sogar einem Gedanken heilen können. Doch Er heilte den Aussätzigen mit einer Berührung , um Mitgefühl mit diesem Mann zu zeigen, der als unberührbar galt, und um zu zeigen, dass die Berührung des Messias die Menschen rein macht, anstatt ihre Unreinheit anzunehmen.
Ohne Nähe kann es keine Gemeinschaft geben: man kann nicht Frieden schließen ohne Nähe; man kann nicht Gutes tun, ohne sich zu nähern. Jesus hätte einfach zum Aussätzigen sagen können: „Sei geheilt!“ Nein, er hat sich ihm genähert und ihn berührt. Mehr noch, in dem Augenblick, in dem Jesus den Aussätzigen berührte, wurde er selbst unrein. Und das ist das Geheimnis Jesu: Er nimmt unseren Schmutz, unsere Unreinheiten auf sich. Paulus hat es gut ausgedrückt: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich“ (Phil 2,6f). Und Paulus geht noch weiter und sagt: Er ist zur Sünde geworden (vgl. 2 Kor 5,21; Gal 3,13). Jesus ist zur Sünde geworden. Jesus hat sich ausgeschlossen, er hat die Unreinheit auf sich genommen, um sich uns zu nähern. Papst Franziskus
Lk 5,14: Und er befahl ihm, es niemand zu sagen: Geh vielmehr hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis!
Lk 5,15: Aber die Nachricht von ihm breitete sich desto mehr aus und große Volksmengen kamen zusammen, um ihn zu hören und durch ihn von ihren Krankheiten geheilt zu werden.
Lk 5,16: Er aber hielt sich zurückgezogen an einsamen Orten auf und betete.
Zeitweiliger Rückzug: Er machte es zu einer häufigen Gewohnheit, sich eine Zeit lang von der Menge zurückzuziehen und zu beten, und lehrte hiermit die Prediger des Evangeliums, dass sie durch Gebete frische Versorgung mit Licht und Kraft von Gott erhalten sollen, damit sie in ihrem Leben erfolgreicher sein mögen arbeiten; und dass sie häufig Gelegenheiten suchen sollten, mit Gott und ihren Büchern allein zu sein. Clark
Er aber entfernte sich in die Wüste und betete, um nämlich den vollkommenen Predigern zu lehren, wie sie weder das tätige Leben aus Liebe zu dem betrachtenden gänzlich verließen, noch die Freuden der Betrachtung durch die übergroße Tätigkeit verachteten, sondern dass sie in ruhiger Betrachtung sich sammelten, was sie mit den Nächsten beschäftigt durch die Verkündung ausspenden sollten. Goldene Perle
Lk 5,17-26: Heilung eines Gelähmten
Auslegung und Kommentar zu Lk 5,17-26
Parallelstellen: Mt 9,1-8; Mk 2,1-12
Lk 5,17: Und es begab sich an einem Tag, dass er lehrte; und es saßen Pharisäer da und Gesetzeslehrer, die aus allen Dörfern von Galiläa und Judäa und von Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn war da, um sie zu heilen.
Lk 5,18: Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Trage.
Großer Glaube der Freunde: Vordergründig geht es hier neben der Geschichte der Vergebung und der Heilung besonders um den Glauben; interessanterweise nicht der des Gelähmten sondern seiner Freunde, die ihn zu Jesus bringen. Ihr Glaube an die Heilungskräfte Jesu bringt sie dazu, das Dach abzudecken, um den Mann vor Jesu Füßen abzusetzen. Ist mein Glaube auch so groß? Und ist mein Wille, Menschen in Not zu helfen, auch so stark?
Impulsfrage: Einen Freund tragen. Was würdest du für einen guten Freund tun? Was kannst du tun, um einen Freund, einen Verwandten zu Jesus zu tragen? Vielleicht für ihn beten, ihn unterstützen, mit ihm Geduld haben, ihm von Jesus erzählen? Alejandro Espejo
Lk 5,19: Aber sie kamen an den vielen Menschen nicht vorbei. Kurz entschlossen stiegen sie auf das Dach und deckten einige Ziegel ab. Durch diese Öffnung ließen sie den Mann auf seiner Trage hinunter, genau vor Jesus.
Das Abdecken des Daches als Bild: Zu jedweder Zeit ist für den Gläubigen grundlegend die echte Begegnung mit dem barmherzigen Jesus Christus. Er, der reich ist an Barmherzigkeit, erinnert uns besonders jetzt im Advent daran, dass wir das nötige Vergeben, welches Er mit vollen Händen gibt, nicht außer Acht lassen dürfen. Und falls nötig, reißen wir die Hindernisse (=das Dach) nieder, die uns daran hindern, Ihn zu sehen. Auch ich muss wie Dachziegeln meine Vorurteile, Bequemlichkeiten, Beschäftigungen und Misstrauen abbauen, die ein Hindernis bedeuten, um „über das Dach hinaus nach oben zu schauen.
Lk 5,20: Und als er ihren Glauben sah, sprach er zu ihm: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben!
Ihr Glaube war zu sehen. Ihr mutiges, entschlossenes Handeln, ihren Freund zu Jesus zu bringen, bewies, dass sie echten Glauben hatten. Dem Glauben fehlt etwas, wenn es nie gesehen werden kann.
Jesus wusste, was die wirkliche Not des Mannes war und was seine größte Not war. Was nützte es, wenn der Mann zwei ganze Beine hatte und mit ihnen direkt in die Hölle ging? Das erinnert uns daran, dass nur Gott unser Sündenproblem lösen kann. Wir können uns nicht einmal selbst vergeben, weil wir nicht die Kraft und Autorität haben, uns selbst zu vergeben. Wir müssen davon überzeugt sein, dass Gott uns angesichts dessen, was Jesus am Kreuz getan hat, wirklich und zu Recht vergeben hat.
Lk 5,21: Und die Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an, sich Gedanken zu machen, und sprachen: Wer ist dieser, der solche Lästerungen ausspricht? Wer kann Sünden vergeben als nur Gott allein?
Worte von Papst Franziskus: Warum erkennen die Mitbürger Jesu ihn letztendlich nicht und glauben nicht an ihn? Warum? Was ist der Grund dafür? Wir können mit wenigen Worten sagen, dass sie den Skandal der Menschwerdung nicht akzeptieren. (…) Sie finden es skandalös, dass sich die Unermesslichkeit Gottes in der Kleinheit unseres Fleisches offenbaren soll, dass der Sohn Gottes der Sohn des Zimmermanns ist, dass die Gottheit in der Menschheit verborgen ist, dass Gott im Antlitz, in den Worten, in den Gesten eines einfachen Menschen wohnt. Hier liegt der Skandal: die Menschwerdung Gottes, seine Konkretheit, seine „Alltäglichkeit“. Und Gott ist in einem Menschen, Jesus von Nazareth, konkret geworden, er ist ein Weggefährte geworden, er ist einer von uns geworden.
Lk 5,22: Da aber Jesus ihre Gedanken erkannte, antwortete er ihnen: Was macht ihr euch Gedanken in euren Herzen? Lk 5:22
Worte der Wüstenväter: Der Alte sagte: Die schlechten Gedanken gleichen den Mäusen, die in ein Haus kommen: Wenn man sie nach und nach tötet, eine nach der anderen der Reihe nach, wie sie eintreten, hat man kein Übel. Wenn man im Gegenteil das Haus sich mit ihnen füllen lässt, wird man viel Mühe haben, sie zu verjagen. Ob man dies dann kann oder ob man es aufgibt, man lässt sich das Haus verwüsten. Apophthegmata – Der Kampf gegen dekonstruktive eigene Gedanken wird ein Leben lang dauern. Diese sind vielfältig: Sorgen, Angst, Neid, Traurigkeit u.vm. Was uns der Spruch der Wüstenväter sagen will, ist, dass wir sofort jeden dieser Gedanken angehen, damit sie sich erst gar nicht langfristig bei uns einnisten.
Lk 5,23: Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher?
Was ist leichter? In gewisser Weise war es schwieriger, den Mann zu heilen, als seine Sünden zu vergeben, weil Vergebung unsichtbar ist – niemand konnte in diesem Moment überprüfen, ob dem Mann vor Gott vergeben wurde. Es konnte jedoch sofort überprüft werden, ob der Mann laufen konnte oder nicht. Jesus war bereit, sich auf eine Weise auf die Probe zu stellen, bei der die Ergebnisse sofort sichtbar waren.
Lk 5,24: Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben — sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm deine Liegematte und geh heim!
Worte von Papst Franziskus: Es ist etwas Einfaches, was Jesus uns lehrt, wenn er zum Wesentlichen kommt. Das Wesentliche ist die Gesundheit, und zwar die vollständige Gesundheit: des Körpers und der Seele. Achten wir gut auf die körperliche Gesundheit, aber auch auf die der Seele. Und gehen wir zu dem Arzt, der uns heilen kann, der die Sünden vergeben kann. Denn dafür ist Jesus gekommen, dafür hat er sein Leben hingegeben. Franziskus
Das Bett aber, welches der Kranke nehmen soll, ist nichts Anderes als der menschliche Leib
Lk 5,25: Und sofort stand er auf vor ihren Augen, nahm sein Lager, ging heim und pries Gott.
Lk 5,26: Da gerieten alle außer sich vor Staunen, und sie priesen Gott und wurden voll Furcht und sprachen: Wir haben heute Unglaubliches gesehen!
Lk 5,27-32: Jesus isst mit Sündern
Auslegung und Kommentar zu Lk 5,27-32
Parallelstellen: Mt 9,9-13; Mk 2,13-17
Lk 5,27: Darnach ging er aus und sah einen Zöllner namens Levi beim Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!
Es genügt der Blick Jesu: ein Sehen, das nicht am Äußeren hängen bleibt, sondern tiefer geht, ein Sehen, das das Verwundete, Verschüttete, Sehnsüchtige wahrnimmt, ein Sehen, das Ansehen schenkt dem Unansehnlichen. Zöllner galten berufsmäßig als Sünder. Ausgerechnet einen Zöllner beruft Jesus in seine Nachfolge. Dieser steht sofort auf und folgt Jesus. Kein Zögern, kein Nachfragen, kein Erst noch, kein Wenn und kein Aber. Auf der Stelle ist er bereit, alles zu verlassen und seine Leben zu ändern. Eine Bekehrung von 0 auf 100. Eine Sehnsucht ist in ihm geweckt worden, eine Sehnsucht nach mehr, nach erfüllterem, nach heilem und befreitem Leben.Bitten wir Gott jeden Tag neu um die Gnade, das Angebot zur Umkehr und Nachfolge ohne viel Fragerei anzunehmen, ganz einfach, mit grenzenlosem Vertrauen.
Jetzt gilt nur: „Folgt mir nach!“ Wir können nicht unser Leben lang auf den Ruf Gottes warten, um Großes zu tun. Wir überhören häufig im täglichen Leben die einfachen Rufe; die Rufe nach Nächstenliebe unserer Familie und den Freunden gegenüber, dem Ruf mehr Geduld mit unseren Kindern zu haben, oder den Ruf, sich um den hilfsbedürftigen Nachbarn zu kümmern. Sei großzügig in kleinen Diensten, und du wirst großzügig in großen Diensten sein.
Lk 5,28: Ohne zu zögern, verließ Levi alles und ging mit ihm.
Nachfolge: Folge dem nach, der zwar der König der Könige, der Herr der Herrschenden, in welchem sich alle Schätze der Weisheit finden, und der doch am Kreuze da hängt: entblößt, verspottet, angespuckt, geschlagen, mit Dornen gekrönt, mit Essig und Galle getränkt, gestorben. Hänge dich daher nicht an Kleiderpracht und Reichtum, weil sie seine Kleider unter sich verteilt, nicht an Ehren, da er Spott und Schläge erfahren, nicht an Würden, da sie eine Dornenkrone aufs Haupt ihm setzten, nicht an Lüste, da in seinem Durste sie ihn tränkten mit Essig.
Er heißt Nachfolgen nicht mit den Schritten des Leibes, sondern mit der Neigung der Seele. Auf den Ruf eines Wortes verließ er daher das Eigene, welcher Fremdes raubte.
Lk 5,29: Kurz darauf gab er für Jesus in seinem Haus ein großes Fest und lud dazu viele Zolleinnehmer und andere Menschen mit schlechtem Ruf ein. Jesus und die Jünger aßen mit ihnen zusammen.
Zöllner und Sünder essen mit Jesus und den Seinen. Jesus nimmt die Einladung an. Er erweist sich solidarisch. Tischgemeinschaft als Ausdruck von Wertschätzung, Zuwendung, ja beginnender Freundschaft. Er ist ja gekommen, um Heil und Erlösung zu bringen für alle. Gerade den Gestrauchelten, Gestrandeten, den Verlorenen und Heillosen gilt seine Liebe. Die Armen und Kranken liegen ihm besonders am Herzen. Ihnen wendet er sich vor allem zu. Dadurch bezeugt er das vorbehaltlose Ja Gottes zu jedem Menschen, auch den Sündern.
Lk 5,30: Da empörten sich die Pharisäer und vor allem die Schriftgelehrten unter ihnen: Weshalb gebt ihr euch mit solchen Sündern und Betrügern ab? sagten sie zu den Jüngern.
Geschichtlicher Hintergrund: Das jüdische Volk betrachtete sie zu Recht als Verräter , weil sie für die römische Regierung arbeiteten und die Macht römischer Soldaten hinter sich hatten, um die Menschen dazu zu bringen, Steuern zu zahlen. Sie waren die sichtbarsten jüdischen Verräter an Rom. Wenn ein Jude in den Zolldienst eintrat, galt er als Ausgestoßener aus der Gesellschaft: Er wurde als Richter oder Zeuge in einer Gerichtsverhandlung disqualifiziert, aus der Synagoge exkommuniziert, und in den Augen der Gemeinde erstreckte sich seine Schande auf seine Familie.
Gegen die Pharisäer: Jene, die alles tun, um möglichst genau die Gesetze zu beachten und die sich darum selbst für „gerecht“ halten, das heißt rechtschaffen vor Gott, nehmen Anstoß. Für sie ist das Verhalten Jesu total unverständlich, unmöglich, unerträglich! Jesus hat ein anderes Bild von Gott. Er denkt und handelt anders: Gott sagt vorbehaltlos Ja zu einem jeden und nimmt ihn an, so wie er ist, ein großes Ja, ohne Wenn und Aber, ein Ja, das durch nichts und niemanden in Frage gestellt und aufgehoben werden kann. Gott handelt aus grundsätzlichem Erbarmen.
Der Pharisäer in mir. Die Pharisäer müssen sehr empört gewesen sein, als sie Jesus und seine Jünger beim Festmahl mit Menschen sahen, die ganz offensichtlich Sünder, Zöllner oder Betrüger waren. An ihrer Reaktion erkenne ich auch den kleinen Pharisäer in mir, der sich schnell über andere erhebt, neidisch wird und über andere urteilt. Der polnische Primas Kardinal Wyszyński sagte einmal: Achte jeden Menschen, denn Christus lebt in ihm […] Denke gut über jeden. Bemühe dich, selbst im Schlimmsten etwas Gutes zu finden. Betti Duda
Lk 5,31: Jesus antwortete ihnen: Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!
Jesus ist unser Arzt: Wir sind eingeladen, bei Jesus Heilung zu erfahren. Jesus sieht sich als Arzt, als Therapeut. Er sieht sich gesandt für die Kranken, die Heillosen, für alle, die in der Sünde an sich selbst vorbei leben. Ich bin gekommen, sagt Jesus einmal, um zu suchen, was verloren war und zu heilen, was verwundet ist. Das ist seine Sendung. Das ist der Wille des Vaters. Wir sind eingeladen, mit unseren Verwundungen, Verletzungen und Enttäuschungen zu ihm zu kommen, der gekommen ist, um die Verlorenen zu suchen und die Verwundeten zu heilen.
Worte von Clemens von Alexandrien: Wie aber die Gesunden des Arztes nicht bedürfen, solange sie gesund sind, dagegen die Kranken die ärztliche Kunst nötig haben, so haben auch wir den Heiland nötig, da wir in unserem Leben an den schmählichen Begierden und den tadelnswerten Zügellosigkeiten und den übrigen Entzündungen der Leidenschaften krank sind. Begreiflicherweise bedürfen also wir Kranke des Heilbringers, wir Verirrte des Führers und wir Blinde des Erleuchters und wir Durstige der lebendigen Quelle (vgl. Joh 4,14), deren Wasser die von ihr Trinkenden nie mehr dürsten lässt; und die Toten haben das Leben nötig und den Hirten die Schafe und die Kinder den Erzieher, aber auch die ganze Menschheit Jesus. Clemens von Alexandrien
Jesus ist der perfekte Arzt, um uns von unserer Sünde zu heilen. Er ist immer verfügbar. Er stellt immer eine perfekte Diagnose. Er bietet eine vollständige Heilung. Er zahlt sogar das Arzthonorar!
Lk 5,32: Ich bin gekommen, um Sünder zur Umkehr zu Gott zu rufen, und nicht solche, die sich sowieso für gut genug halten.
Lk 5,32: Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.
Dies ist der Inhalt der Sendung Jesu. Die Sünder, die ihr Leben verfehlt haben, die gescheitert sind, die an sich selbst vorbei gelebt haben, verstehen am ehesten seine Worte. Sie, die um ihre Armut, Begrenztheit und Heillosigkeit wissen, sind offen für seine Botschaft. Sie nehmen Gottes Zuwendung an. Sie sehnen sich nach Erlösung und Heil. Spüre ich, wie bedürftig ich bin, bedürftig des Heiles, der Vergebung, des Erbarmens und einer Liebe, die sich auch mir vorbehaltlos zuwendet und mich bedingungslos annimmt? Fliehen wir nicht vor dem Herrn, sondern wenden uns ihm zu, gedenkend, was er alles für uns tat und tut!
Zur Buße: So sehr habe ich gegen die Sünder keinen Abscheu, dass ich sogar ihretwegen gekommen bin, nicht damit sie Sünder bleiben, sondern dass sie sich bekehren und gut werden. Darum setzte er hinzu Zur Buße. Dieses dient zur Erklärung des Sinnes, damit Niemand glaube, die Sünder würden deswegen, dass sie Sünder sind, von Christus geliebt, da gerade dieses Gleichnis von den Kranken sehr gut zeigt, welche Absicht Gott mit den Sündern vorhabe, die er wie ein Arzt die Kranken beruft, damit sie von der Lasterhaftigkeit gleichwie von der Krankheit befreit werden. Goldene Perle
Lk 5,33-39: Über das Fasten
Auslegung und Kommentar zu Lk 5,33-39
Parallelstellen: Mt 9,14-17; Mk 2,18-22
Lk 5,33: Sie aber sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes so oft und verrichten Gebete, ebenso auch die der Pharisäer; die Deinigen aber essen und trinken?
Gegen das Vergleichen: Ein Spiel zum Verlieren. Es gibt ein Spiel, das man nur verlieren kann. Wir spielen es gern – und die Pharisäer auch. Wenn wir uns mit anderen vergleichen, wollen wir einerseits besser aussehen und deswegen sind wir stolz, andererseits sind wir in etwas schlechter als die anderen, und das enttäuscht und verärgert uns. Es ist ein Spiel, bei dem man immer nur verlieren kann, sich immer nur selbst verletzt. Wie oft spielst du es am Tag? Mit welchem Ergebnis? Br. Sebastian Jasiorkowski
Lk 5,34: Könnt ihr die Hochzeitsgäste etwa fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?
Messianische Zeit der Freude: Mit Jesus ist die Freude gekommen, die messianische Zeit ist eine hochzeitliche Zeit, in der wir mit dem Bräutigam feiern dürfen. Das Schauen auf Christus, den Bräutigam, erfüllt uns mit Freude. Jesus bringt Neues, Jesu Kommen und Jesu Gegenwart bringt uns eine neue Zeit. So muss auch unser Fasten anders sein als das der Pharisäer. Wir wissen um Jesu Gegenwart in der Welt. Wir wissen, dass wir Gottes Kinder sind und doch handeln wir nicht immer danach. Wir müssen immer wieder neu umkehren in die liebenden Arme des Vaters.
Jesus will sagen: Die gegenwärtige Zeit ist eine Zeit der Freude und der Fröhlichkeit; man darf also nichts Trauriges dazu mischen. Denn die Erscheinung unseres Erlösers auf dieser Welt war nichts Anderes, als ein Fest, wodurch er sich mit unserer Natur wie mit einer Braut auf geistige Weise verband, damit die einst unfruchtbare fruchtbar würde.
Worte von Br. Sebastian Jasiorkowski: Also, wir beschweren uns gern und machen gern Kommentare über andere. Aber Jesus will, dass wir froh sind! Mehr sogar! Tatsächlich glücklich will er uns, im tiefsten Sinne von Glück. Er bezeichnet sich selbst als den Bräutigam. Soll man auf der Hochzeit traurig sein? Und es gibt hier einen besonderen Moment, an dem wir ganz oft teilnehmen, nämlich die Eucharistiefeier. Jesus gibt sich selbst jedem von uns. Es ist dann nicht die Zeit, um sich zu beschweren, sondern um mit Gott fröhlich zu sein. Schau einmal und frage dich: Wie kommst du zur heiligen Messe und wie gehst du weg? Mit Freude? Glaubst du, dass Gott dich wirklich froh machen will, oder meinst du, Gott will dich nur fasten sehen?
Worte von Bernhard von Clairvaux: Die Liebe des Bräutigams, oder vielmehr der Bräutigam, der die Liebe ist, verlangt nur gegenseitige Liebe und Treue. Es muss also der Braut möglich sein, die Liebe zu erwidern. Wie sollte sie auch nicht lieben, da sie doch Braut ist und zwar die Braut der Liebe? Wie sollte die Liebe nicht geliebt werden? Die Braut hat also recht, wenn sie auf jede andere Zuneigung verzichtet, um sich ganz der einen Liebe hinzugeben, da es doch ihre Bestimmung ist, die Liebe mit Gegenliebe zu erwidern. Das ist die reine und selbstlose Liebe, die zarteste Liebe, ebenso friedlich wie aufrichtig, gegenseitig, innig, stark; eine Liebe, die die beiden Liebenden nicht in einem Fleisch, sondern in einem Geist vereinigt, so dass sie nicht mehr zwei sondern eins sind, gemäß dem Pauluswort: „Wer sich […] an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17).
Lk 5,35: Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen sein wird; dann werden sie fasten in jenen Tagen.
Hinweis auf die Kreuzigung: Jesu Anwesenheit gab zu ebenso großer Freude Anlass wie ein Hochzeitsfest. Aber die Freude würde nicht von Dauer sein, denn es würde die Zeit kommen, dass der Bräutigam (Jesus) von ihnen genommen würde. An jenem Tage (seiner Kreuzigung) würden die Jünger fasten, im metaphorischen Sinn von Trauern statt Fröhlich sein.
Lk 5,36: Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand setzt einen Lappen von einem neuen Kleid auf ein altes Kleid; denn sonst zerreißt er auch das neue, und der Lappen vom neuen passt nicht zu dem alten.
Lk 5,37: Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; denn sonst wird der neue Wein die Schläuche zerreißen, und er wird verschüttet, und die Schläuche verderben;
Lk 5,38: sondern neuer Wein soll in neue Schläuche gefüllt werden, so bleiben beide miteinander erhalten.
Lk 5,39: Und niemand, der alten trinkt, will sogleich neuen; denn er spricht: Der alte ist besser!
Jesus kam, um etwas Neues einzuführen, nicht um etwas Altes zu reparieren. Das ist es, worum es bei der Errettung geht. Dabei zerstört Jesus nicht das Alte (das Gesetz), sondern erfüllt es, so wie eine Eichel erfüllt wird, wenn sie zu einer Eiche heranwächst. In gewisser Weise ist die Eichel verschwunden, aber ihr Zweck ist in Größe erfüllt.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Lukas Evangelium Lk Kapitel 5.