Lukas Evangelium Lk Kapitel 17 Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Lukas Evangelium Lk Kapitel 17
Lk 17,1-10: Von Vergebung und Glauben
Auslegung und Kommentar zu Lk 17,1-10
Lk 17,1: Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, daß nicht Ärgernisse kommen; weh aber dem, durch welchen sie kommen!
Lk 17,1: Jesus sagte zu seinen Jüngern: Es wird immer Verführungen geben, doch wehe dem, der daran schuld ist.
Über Versuchungen: Aber warum müssen wir uns mit Versuchungen auseinandersetzen? Weil es unseren Glauben und unsere geistlichen Muskeln stärkt. Wenn wir der Versuchung nicht standhalten müssten, wüssten wir nie wie stark wir geistlich überhaupt sind. Um geistlich stark zu werden, ist es wichtig, alle möglichen Prüfungen zu bestehen, große und kleine.
Gebet: Gott, danke, dass du mir zeigst, wie ich die Kraft entwickeln kann, um den Versuchungen des Feindes zu widerstehen. Ich werde mich sofort an die Bibel halten, wenn Versuchungen kommen, und ihnen mit deiner Wahrheit begegnen. Joyce Meyer
Lk 17,2: Es wäre für ihn besser, wenn ein großer Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde, als dass er einem dieser Kleinen einen Anstoß zur Sünde gibt.
Er will sagen: Es müssen zwar Ärgernisse kommen. Doch ist es nicht notwendig, daß ihr zu Grunde geht, wenn ihr gesündigt habt, wie die Schafe bei der Ankunft des Wolfes nicht zu Grunde gehen müssen, wenn der Hirt wacht.
Lk 17,3: Habt acht auf euch selbst! Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so weise ihn zurecht und wenn es ihn reut, so vergib ihm.
Zurechtweisen von Geschwistern: Wenn jemand gegen dich sündigt, solltest du nicht so tun, als wäre es nie geschehen. Du musst diesen verliebten Bruder zurechtweisen. Weise ihn zwischen dir und ihm allein zurecht. Denn es nützt mehr eine freundliche Zurechtweisung, als eine stürmische Anklage.
Wegweiser sein: Sündigen heißt im Griechischen „hamartanein“, d.h. den Weg verfehlen. Wer seinen Weg verfehlt, der braucht einen, der ihm den Weg zeigt, einen Wegweiser. Der Wegweiser stellt sich nicht über den andern. Er begleitet ihn ein Stück weit, damit er den Weg zu dem Ziel findet. Es geht nicht um ein Gefälle: Ich bin nicht der Besserwisser und auch nicht der Tugendsamere. Ich bin genauso auf dem Weg wie der Irrende. Und auch ich kann mich auf meinem Weg verirren. Dann brauche auch ich Menschen, die mir den Weg zeigen. Nun gibt es freilich verschiedene Motivationen, dem Mitmenschen einen Fehler vorzuhalten, nicht selten geschieht es aus Kritiksucht, Groll oder Rechthaberei. Das wäre dann verkehrt! Zurechtweisung fällt nicht leicht, besonders bei Menschen, die uns sehr vertraut sind. Zurechtweisung sollte immer in Bescheidenheit und ohne Zorn geschehen. Aufgepasst – nicht hochmütig sein! Eine sanfte, gütige Zurechtweisung ist auch eine Form gelebter Nächstenliebe.
Aus welchem Grund verbesserst du deinen Nächsten? Weil dir die Sünde, die er gegen dich beging, wehtut? Das soll nicht sein! Wenn du es nur aus Liebe zu dir selbst tust, tust du nichts Gutes; handelst du aber aus Liebe zu ihm, dann tust du sehr gut. Unser Herr mahnt uns, nicht gegenseitig über unsere Sünden hinwegzusehen. Er verlangt aber nicht, daß du nach etwas suchst, was du tadeln kannst, sondern daß du siehst, was du verbessern kannst. Wir sollen nämlich in Liebe zurechtweisen, und nicht weil wir begierig sind, dem anderen zu schaden, sondern weil wir ihn besser machen wollen. Wenn du darin nachlässig bist, dann bist du schlechter als der den du zurechtweisen sollst. Augustinus
Störungen ansprechen: Lerne Störungen in den verschiedenen Lebensbereichen rechtzeitig anzusprechen und zu klären, um so Konflikten vor zu beugen. Wir können deswegen ausbrennen, weil wir Dingen zu lange ihren Lauf gelassen haben. Ergebnis ist oft eine Scheinharmonie und der schwellende Konflikt schlägt später umso stärker zurück. Lösungsorientiertes Denken ist da mein Lieblingswort. Häufig ist es meine eigene Überzeugung, dass eine Lösung unmöglich erscheint. Glaube dennoch an eine Lösung. Der Weg dahin geht nur über echte und klare Kommunikation, ob nun im Beruf, der Beziehung oder sonstwo und über das Gebet zum hl. Geist um Lenkung. Atme in mir heiliger Geist!
Lk 17,4: Und wenn er siebenmal am Tag gegen dich sündigte und siebenmal am Tag wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben.
Sieben mal: Durch die Siebenzahl wird für die Vergebung keine Grenze gesetzt, sondern befohlen, entweder alle Sünden zu vergeben oder immer dem Reumütigen zu verzeihen
Prozess der Vergebung: Einander gerne vergeben ist nicht leicht vor allem, wenn wir eine schwere Beleidigung erlitten haben. Manche Menschen tragen anderen das Leben lang erlittene Kränkungen nach und werden dabei selber krank. Vieles kann uns beleidigen, uns Leid zufügen. Es kann ein kränkendes Wort sein, das alte Wunden in uns aufreißt. Jeder von uns hat seine empfindliche Stelle. Beleidigen kann auch ein Übergehen sein. Der andere beachtet uns gar nicht. Viele fühlen sich mit dem verzeihen überfordert. Seien wir uns im Klaren: nur in und mit Gottes Kraft ist uns das möglich. Und es ist oft ein langer Weg. Seien wir uns auch im Klaren: Wenn wir uns dem Weg der Vergebung komplett verweigern, gehen wir daran selbst kaputt. Wenn wir Vergebung dagegen richtig verstehen, ist sie nicht nur ein Werk der Barmherzigkeit dem Beleidiger gegenüber, sondern auch uns selbst gegenüber. Es tut uns selbst gut.
Massloses Vergeben: Bei der Vergebung geht es nicht um sentimentales Gutmenschentum, sondern um Leben und Tod. Darum sollen wir nach Jesus maßlos vergeben. Nicht dass wir dann als ach so tolle Menschen vor ihm da stehen und dadurch Gottes Lob und Anerkennung erwarten, sondern weil wir selbst uns aus den Fesseln der Verurteilung lösen, in der Vergebung selbst unseren Frieden finden. „Wo aber Vergebung ist, da ist Leben“ (Luther). Jesus sagt nicht, dass Vergebung einfach ist und mal kurz und eben schnell geht. Der Weg zum Leben ist bisweilen eng und steinig. Lass dir vergeben und vergebe. Lebe!
Reue ist eine Voraussetzung für Vergebung. Wer keine Erkenntnis der Schuld hat, der zeigt auch keine Reue. Wer keine Reue zeigt, dem kann auch nicht vergeben werden. Das deutsche Wort Reue meint ursprünglich traurig und betrübt zu sein, beschreibt also den seelischen Schmerz über etwas, das wir getan oder unterlassen haben mit dem Vorsatz, es zukünftig besser zu machen (=Buße). Reue bedeutet eine Veränderung des Herzens und die bewusste Entscheidung, umzukehren. Es geht nicht um eine oberflächliche und vorübergehende Umkehr, sondern um einen geistlichen Weg, der die Haltungen des Gewissens in der Tiefe betrifft und einen aufrichtigen Vorsatz zur Besserung verlangt. In wahrer Reue und in einem demütigen Herzen erst wird die Hoffnung auf Verzeihung geboren.
Die Reue ist innerlich im Herzen. Thomas von Aquin
Was machen wir mit jemandem, der nie bereut hat? Verzeihen wir ihnen? Selbst wenn die Beziehung nicht wiederhergestellt werden kann, weil kein gemeinsamer Geist erreicht wird, können wir uns immer noch dafür entscheiden, ihnen unsererseits zu vergeben und auf ein Werk Gottes in ihrem Leben für die Wiederherstellung der Beziehung zu warten.
Bedeutung der Vergebung: Jesus, wir sind so schnell darin, jemanden beim Namen zu nennen und zu beschuldigen, so schnell darin, zu verurteilen, so anfällig dafür, an einem Groll, den wir gegen eine andere Person hegen, festzuhalten, auch wenn die Geschehnisse schon lange zurückliegen. Lehre uns, zu vergeben, Vater, wie du uns vergeben hast! Maria Boeselager
Lk 17,5: Hilf uns, dass unser Glaube größer wird!
Stärke unseren Glauben: Bei dieser Gelegenheit waren die Jünger äußerst scharfsinnig. Sie erkannten, dass ein großer Glaube an Gott erforderlich ist, um mit Menschen auf diese vergebende, nicht beleidigende Weise auszukommen. Dieses Werk, jedes Vergehen eines jeden Menschen zu vergeben, und das fortwährend , erschien sogar den Jüngern selbst so schwierig, dass sie einsahen, dass sie ohne ein außerordentliches Maß an Glauben niemals in der Lage sein würden, dieses Gebot zu halten.
Worte von Faustina: Innig bitte ich den Herrn, meinen Glauben zu stärken, um mich im grauen Alltag nicht von menschlichen Stimmungen leiten zu lassen, sondern vom Geist. Ich will im Geiste des Glaubens leben. Alles, was auf mich zukommt, nehme ich als Gabe des liebenden Willens Gottes an, der aufrichtig mein Glück will. So nehme ich alles, was Gott mir sendet, ergeben und dankbar an. Faustyna
Lk 17,6: Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.
Glaube wie ein Senfkorn: Wenn die Apostel um eine Stärkung im Glauben bitten und Jesus ihnen mangelnden Glauben vorwirft, dann möchte er sie darauf verweisen, erst einmal für sich selbst am eigenen Glauben zu arbeiten. Sie scheinen hier mehr auf einen Impuls von außen zu hoffen, als an sich selbst zu arbeiten. Es ist weniger der Glaube an Gott, an dem es hier zu mangeln scheint, als der Glaube an die Vollmacht und Kraft, die ihnen durch Jesus selbst anvertraut wurde und die sie nach ihrer Aussendung bereits genutzt haben. Und in letzter Konsequenz sagt dies dann auch etwas über ihren Glauben und ihr Vertrauen in Jesus Christus aus. Insofern kritisiert Jesus ihren mangelnden Glauben an die ihnen übertragene Vollmacht und die falsche Selbsteinschätzung, sie würden etwas sicher besitzen, was dann nur noch von außen verstärkt werden brauche.
Worte von Papst Franziskus: Der Glaube, der mit dem Senfkorn vergleichbar ist, ist ein Glaube, der nicht stolz und selbstbewusst daherkommt. Es ist ein Glaube, der in seiner Demut ein großes Bedürfnis nach Gott verspürt und sich in seiner Kleinheit mit vollem Vertrauen ihm hingibt. Es ist der Glaube, der uns dazu befähigt, hoffnungsvoll auf die verschiedenen Wechselfälle des Lebens zu schauen, der uns hilft, auch die Niederlagen, die Leiden hinzunehmen, im Bewusstsein, dass das Böse niemals das letzte Wort hat und haben wird.
Der Maulbeerbaum: Laut Geldenhuys galten die Wurzeln des Maulbeerbaums als außergewöhnlich stark. Es wurde angenommen, dass dieser Baum sechshundert Jahre lang verwurzelt bleiben könnte. Vielleicht haben Sie Unversöhnlichkeit und Bitterkeit, die tief in Ihnen verwurzelt sind; es kann wie einer dieser Bäume sein, die tiefe, starke Wurzeln nach unten schicken. Aber durch den Glauben kann Jesus diese Wurzeln sauber ausreißen; es kann an den Wurzeln hochgezogen und ins Meer gepflanzt werden .
Lk 17,7: Wer aber von euch wird zu seinem Knecht, der pflügt oder weidet, wenn er vom Feld heimkommt, sogleich sagen: Komm her und setze dich zu Tisch?
Jesus spricht von denen, die wirklich dienen. Pflügen ist harte Arbeit; es erschöpft die Kraft und Ausdauer des Pflügers. Es ist harte Arbeit in der Landwirtschaft und es ist harte Arbeit im geistlichen Dienst. Schafe zu hüten kann auch harte Arbeit sein, die viel Geduld, Liebe zum Detail und ein fürsorgliches Herz erfordert
Lk 17,8: Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendbrot, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe, und danach sollst du essen und trinken?
Lk 17,9: Dankt er wohl jenem Knecht, dass er getan hat, was ihm befohlen war? Ich meine nicht!
Worte von Spurgeon: Was haben wir für ihn getan im Vergleich zu dem, was er für uns getan hat? Unser Dienst neben dem Christi ist wie ein einziges Staubkorn im Vergleich mit der mächtigen Kugel der Sonne. Spurgeon
Lk 17,10: So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen war, sprechen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren!
Vollendung des Glaubens: Dies ist also bei den Menschen die Vollendung des Glaubens, wenn sie nach der Erfüllung aller Gebote ihre Unvollkommenheit erkennen. Rühme dich also nichts, wenn du wohl gedient hast. Du hast getan, was du solltest. Es gehorcht die Sonne, es gehorcht der Mond, es dienen die Engel. Also sollen auch wir für uns nicht Lob suchen. Goldene Perle
Keine Suche nach Anerkennung: Der Appell Jesu gilt der offenbaren Sehnsucht der Apostel für ihren Dienst eine besondere Anerkennung zu erhalten. Auch hier ist die Ansage eindeutig: Was ihr macht, ist nicht irgendeine bewundernswerte Leistung. Vielmehr ist euer Dienst der Verkündigung des Reiches Gottes die pflichtgemäße Antwort auf die Verkündigung des Reiches Gottes an euch. Wer selbst die Botschaft Jesu gehört hat und dann auch noch in einer Weise wie die Apostel für eine besondere Aufgabe berufen ist, der darf für das, was zu seiner Kernaufgabe gehört, nicht eine fortwährende Bestätigung erwarten. Ähnlich wie der Knecht zu dem Zweck eingestellt wurde, dem Herrn in bestimmten Dingen zu dienen, so sind auch die Apostel in besonderer Weise erwählt, um das Evangelium zu verkünden.
Wir sind unnütze Diener: Die Art von Haltung, von der Jesus sprach, ist keine falsche Demut, die Art von Haltung, die sagt: „Ich bin zu nichts gut.“ Es ist kein Eingeständnis, dass wir Gott nichts Gutes oder Gefälliges tun. Es erkennt einfach an, dass er so viel mehr für uns getan hat, als wir jemals für ihn tun könnten.
Lk 17,11-19: Heilung zehn Aussätziger
Auslegung und Kommentar zu Lk 17,11-19
Lk 17,11: Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, dass er durch das Grenzgebiet zwischen Samaria und Galiläa zog.
Lk 17,12: Bei seiner Ankunft in einem Dorf begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von ferne stehen blieben.
Sie blieben aber in der Ferne stehen: gleichsam aus Scham über die Unreinheit, welche ihnen zugerechnet wurde. Denn sie glaubten, Christus würde sie wie die Übrigen scheuen. So standen sie also dem Orte nach in der Ferne, aber waren durch die Bitte nahe. Denn der Herr ist Allen nahe, die ihn in Wahrheit anrufen. Goldene Perle
Sie kamen zusammen zu Jesus und beteten zusammen, obwohl sie eine gemischte Gruppe von Juden und Samaritern waren ( Lukas 17:15-16 ). Verbunden durch ihr Elend, verschwanden ihre nationalen und anderen Vorurteile, als sie im Gebet zusammenkamen.
Die zehn Aussätzigen: Wofür stehen die zehn Aussätzigen, wenn nicht für die Gesamtheit der Sünder? Als Christus, unser Herr, kam, litten alle Menschen am Aussatz der Seele, auch wenn nicht alle vom Aussatz des Leibes befallen waren. Der Aussatz der Seele ist jedoch weitaus schlimmer als der des Leibes. Aber sehen wir, wie es weiterging. „Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Die Männer blieben in der Ferne stehen, weil sie es wegen ihres Zustandes nicht wagten, näher an ihn heranzutreten. So ist es auch mit uns: Solange wir in unseren Sünden verharren, halten wir uns fern. Um wieder gesund zu werden und vom Aussatz unserer Sünden geheilt zu werden, sollten wir also mit lauter Stimme inständig bitten: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Freilich sollte dieses Flehen nicht aus unserem Mund, sondern aus unserem Herzen kommen, denn das Herz spricht mit lauterer Stimme. Das Gebet des Herzens dringt bis in den Himmel und steigt hoch empor bis zum Thron Gottes. Bruno von Segni
Lk 17,13: Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, Meister, erbarme dich über uns!
Worte von Laurentius: Wenn du krank und mit Schmerzen behaftet bist, wenn du von verzweifelnden Gedanken geplagt wirst, sprich entweder den Namen Jesus kräftig aus oder denke Ihn. In Gefahren, in Schrecken, im Hause oder auf dem Wege, wo immer du dich befindest, so sprich den Namen Jesus, unseres Erlösers, aus, aber nicht allein mit dem Munde, sondern auch mit dem Herzen, mit Andacht; denn dieser Name hat die Kraft, welche das Herz stärkt, die Andacht fördert und das Gemüt desjenigen, der Ihn anruft, zur Gottseligkeit bereitet. Laurentius
Lk 17,14: Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein.
Seinem Wort vertrauen. Zur Zeit Jesu galten Aussätzige als unrein, sie durften, vor allem solange sie krank waren, nicht in den Tempel. Doch bevor Jesus sie heilt, weist er sie an, sich zunächst den Priestern zu zeigen. Was sagt uns dieser scheinbare Widerspruch? Der Glaube dieser zehn Aussätzigen zeigt sich auch dadurch, dass sie Gehorsam sind, besser: Sie bringen Jesus Vertrauen entgegen und überlassen sich ganz ihm, seinem Wort, und protestieren nicht, da sie in diesem Zustand nicht in den Tempel dürften. Und es geschah… – Wie oft fehlt uns das Vertrauen in die Weitsicht und Güte des Herrn, und wir meinen, es besser zu wissen! Bettina Duda
Lk 17,15: Einer von ihnen lief zu Jesus zurück, als er merkte, dass er geheilt war. Laut lobte er Gott.
Zur Dankbarkeit: 10 Aussätzige von denen nur einer zu Jesus zurück kommt und Gott voll Dankbarkeit lobt. Wer dankbar lebt, der ist nicht nur glücklicher, der lebt auch in Gottes Geist. Dieser ist aber Vergebung. Menschliche Vergebung ist für mich undenkbar ohne den Dank für die Vergebung, die mir Gott zu spricht. „Dann werde ich singen und jubeln über deine Vergebung.“ (Ps 51,14) Dieser Dank ist das Fundament, das Kraft und Einsicht gibt, dem Nächsten zu vergeben und sei dies noch so schwer. Denken wir heute ganz konkret daran, was uns Gott schon alles vergeben hat.
Lk 17,16: Er warf sich auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm und das war ein Samariter.
Was macht eigentlich das Danken so schwer? Können wir vielleicht besser klagen u. jammern als danken? Können wir besser kritisieren und protestieren als danken? Sehen wir eher alles negativ? Ist unser Denken destruktiv? Oder sind wir vielleicht zu eigenmächtig und zu stolz, um noch dankbar sein zu können? Schreiben wir alles uns selber zu: der eigenen Tüchtigkeit, der eigenen Leistung, der eigenen Kraft Meinen wir, alles uns selber zu verdanken? Oder nehmen wir vieles zu selbstverständlich? Nahrung und Kleidung, Gesundheit und Arbeit, Liebe und Treue, Freundschaft und Vertrauen? Pius Kirchgessner
Papst Franziskus zur Dankbarkeit: Diese Geschichte teilt die Welt sozusagen in zwei Teile: jene, die nicht danken, und jene, die danken; jene, die alles so nehmen, als sei es ihnen geschuldet, und jene, die alles als Geschenk, als Gnade annehmen. Im Katechismus heißt es: „Jedes Ereignis und jedes Bedürfnis können Opfer des Dankes werden“ (Nr. 2638). Das Dankgebet beginnt immer hier: bei der Erkenntnis, dass die Gnade uns vorausgeht. Wir wurden erdacht, bevor wir gelernt haben zu denken; wir wurden geliebt, bevor wir gelernt haben zu lieben; wir wurden gewünscht, bevor in unserem Herzen ein Wunsch aufgekeimt ist. Wenn wir das Leben so betrachten, dann wird das „Danke“ zum Leitmotiv unserer Tage. Oft vergessen wir auch, „danke“ zu sagen.
Worte von Benedikt XVI: Es ist der Glaube, der den Menschen rettet, indem er ihn in seiner tiefen Beziehung zu Gott, zu sich selbst und zu den anderen wiederherstellt. Und der Glaube kommt in der Dankbarkeit zum Ausdruck. Wer es wie der geheilte Samariter versteht zu danken, beweist, daß er nicht alles so ansieht, als hätte er einen Anspruch darauf, sondern als ein Geschenk, das auch, wenn es von den Menschen oder der Natur kommt, letztlich von Gott stammt. Der Glaube bringt also die Offenheit des Menschen für die Gnade Gottes mit sich; die Erkenntnis, daß alles Geschenk, daß alles Gnade ist. Welch großer Schatz birgt sich in einem kleinen Wort: Danke!
Die wahre Gabe. Das Zentrum unseres Glaubens sind nicht die Heilungen und Gnaden, die der Herr uns schenkt, sondern die Begegnung, die Beziehung mit ihm. Wenn Gott uns besonders tief in die Beziehung mit ihm führen möchte, nimmt er uns manchmal zeitliche, sichtbare und fühlbare Gaben und das kann schmerzhaft und schwer sein. Aber er möchte, dass wir den „besseren Teil“, die wahre Gabe, ihn selbst suchen und finden. Bettina Duda
Gespräch mit Christus: Jesus, wie oft suche ich nicht dich, sondern das, was du mir schenkst. Hilf mir, auch auf Durststrecken und in schwierigen Zeiten zu erkennen, dass du mich dadurch in eine tiefere Beziehung mit dir führen möchtest.
Lk 17,17: Da antwortete Jesus und sprach: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?
Echte Dankbarkeit: Alle zehn waren bereit, eine religiöse Zeremonie abzuhalten; das ist zum Priester gehen. Nur einer war erfüllt von wahrem Lob und Dank. Äußere religiöse Übungen sind einfach genug und üblich genug; aber das Innere, das Herausziehen des Herzens in dankbarer Liebe, wie knapp ist es! Neun gehorchen einem Ritual, bei dem nur einer den Herrn lobt.
Lk 17,18: Wie kann es sein, dass nur einer zurückkommt, um sich bei Gott zu bedanken?
Viel zu vieles halten wir für selbstverständlich. Allein, dass wir jeden Morgen erwachen. Wenn wir über unser Leben ernsthaft nachdenken, werden wir entdecken wie unberechenbar und zerbrechlich unser Leben ist. Ein Autounfall, ein falscher Tritt, eine Krankheit…und schon ist wirklich alles anders! Diese Erkenntnis bringt uns dazu, nichts für selbstverständlich zu halten. Das Danken für jede gute Gabe erhält dieses Wissen in uns lebendig, wie sehr wir Beschenkte sind. Wir konzentrieren uns nicht auf das, was Gott in seiner Weisheit uns nicht gibt, sondern wir danken Gott für das, was er uns täglich gibt. Wer dankt, der hat eine positive Sicht auf die Dinge, die ihm begegnen, seien sie freudig oder schmerzhaft. Man darf Gott jeden Tag für etwas danken.
Lk 17,19: Und er sprach zu ihm: Steh auf und geh hin; dein Glaube hat dich gerettet!
Der Glaube des Samariter: Der Samaritaner hat nicht nur die Wachsamkeit besessen, das Geschenk der Heilung als solches zu begreifen, sondern er hat auch erkannt, von wem dieses Geschenk ausging. Sein Gotteslob und seine Rückkehr zu Jesus zeigen, dass er in jenem Jesus den Ursprung des Wunders erkannt hat. Und so ein Wunder der plötzlichen Heilung ist für den Samaritaner mit Gottes Kraft und Gegenwart verbunden. Und diese ist ihm in Jesus Christus real begegnet. Ausgerechnet der Samaritaner, der auch als Fremder benannt wird, er versteht, wer Jesus ist, und reagiert entsprechend.
Für diesen zehnten Aussätzigen gab es eine Extraheilung. Als Jesus dies sagte, meinte er wahrscheinlich Gottes Werk im Herzen des Mannes. Die anderen Aussätzigen hatten ganze Körper, aber kranke Herzen.
Lk 17,20-37: Übers Kommen des Reiches
Auslegung und Kommentar zu Lk 17,20-37
Lk 17,20: Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte.
Augen des Glaubens: Der Schatz war verborgen. Die Perle musste gesucht werden. Sie fielen dem zufälligen Beobachter nicht ins Auge. Ebenso ist es mit dem Reich Gottes, das wir nur mit den Augen des Glaubens sehen können. Dieser Glaube gründet sich auf ein Wissen und Verstehen, das unter die Oberfläche dringt und den Kern wahrnimmt. Und dann entdecke ich, wie viel mir gegeben, geschenkt wurde in meinem Leben. Ich entdecke Gott als Schatz in der Tiefe meines Herzens. Und dann zieht die Freude ein, die Dankbarkeit, ein Glück, das mir zum leitenden Grundgefühl wird, trotz allem anderen.
Wenn Gott auf den zweiten Platz verwiesen wird, dann habe ich die kostbare Perle gegen eine bunte Glasscherbe eingetauscht. Brennan Manning
Lk 17,21: Man wird nicht sagen: Siehe hier!, oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Worte von Anselm Grün: Wir können es nicht sehen. Es ist innerlich. Es ist auf der Innenseite unserer Seele. Es ist der innere Raum der Stille, den jeder Mensch in sich trägt. Oft ist dieser Raum aber durch den Lärm unserer Gedanken oder durch den Lärm dieser Welt zugestellt. Im Gebet sollen wir in diesen Raum der Stille gelangen, in dem Gott in uns wohnt und herrscht. Dort, wo Gott in uns herrscht, sind wir frei. Dort haben Menschen keine Macht über uns. Ihre Ansprüche, ihre Erwartungen und ihre Urteile können in den Raum der Stille nicht eindringen. Auch unsere eigenen Selbstentwertungen, unsere Sorgen und Ängste und unsere Schuldgefühle haben dort keinen Zutritt. Die Bitte um das Reich Gottes ist letztlich die Bitte um die mystische Erfahrung des inwendigen Reiches, des innersten Heiligtums der Seele, in dem wir eins sind mit Gott und durch ihn frei und heil und lauter und ursprünglich und echt. Anselm Grün
Wenn dein Reich anbricht, fliehen Trauer und Jammer. Dafür kommen Leben, Friede und Freude. Gregor von Nyssa
Worte aus der Nachfolge Christi: Schaffe also Raum für Christus und verwehre allem Übrigen den Eintritt. Ist Christus in dir, so bist du reich und hast genug. Er sorgt treu für dich in allem, dass du nicht nötig hast, auf Menschen zu rechnen. Die Menschen sind veränderlich und siechen schnell dahin. Christus bleibt in Ewigkeit, er stützt dich mächtig bis ans Ende. Nachfolge Christi
Weitere Worte aus der Nachfolge Christi: Christus kommt zu dir und reicht dir seinen Trost, wenn du ihm dein Inneres zu einer würdigen Wohnung bereitest. All sein Ruhm und Glanz stammt von innen, das Innere ist seine Lust. Er weilt gern bei unserem inneren Menschen, Zwiesprache zu pflegen, zu trösten, zu befriedigen und wundersam vertraut zu sein. Eia, gläubige Seele, richte diesem Gemahl dein Herz, so oft er zu dir kommen und in dir wohnen will.
Lk 17,22: Er sprach aber zu den Jüngern: Es werden Tage kommen, da ihr begehren werdet, einen einzigen der Tage des Menschensohnes zu sehen, und ihr werdet ihn nicht sehen.
Gegen die Ungeduld: Eine Gemeinde, die ungeduldig auf das Kommen des Menschensohnes wartet, wird zur Nüchternheit und zur Wachsamkeit gemahnt. Zur Nüchternheit: sie soll nicht jedem Propheten glauben, der mit genauen Angaben aufwartet (Dort! Hier!); das Ereignis wird so unübersehbar sein wie der Blitz, der das ganze Himmelsgewölbe erleuchtet.
Lk 17,23: Und sie werden zu euch sagen: Siehe hier!, oder: Siehe dort! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach!
Lk 17,24: Denn gleichwie der Blitz, der in einer Himmelsgegend erstrahlt, bis zur anderen leuchtet, so wird auch der Sohn des Menschen sein an seinem Tag.
Das zweite Kommen Jesus: Denn er erscheint nicht auf der Erde wandelnd, wie ein gewöhnlicher Mensch, sondern er wird all das Unsrige erleuchten und Allen den Glanz der eigenen Gottheit zeigen.
Lk 17,25: Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht.
Lk 17,26: Und wie es in den Tagen Noahs zuging, so wird es auch sein in den Tagen des Menschensohnes:
Lk 17,27: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging; und die Sintflut kam und vernichtete alle.
Ausgerichtet auf den Himmel: Als die Flut Noahs kam, konnte man sich vorstellen, wie Menschen vergeblich versuchten, ihren Besitz zu bewahren, während sie selbst umkamen. Wenn jemand für das Kommen Jesu bereit ist, wird er sich jedoch nicht um die zurückgelassenen materiellen Dinge kümmern. Das Herz darf nicht darauf gerichtet sein, was im Haus ist, sondern was im Himmel ist .
Lk 17,28: Ebenso ging es auch in den Tagen Lots zu: Sie aßen, sie tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten;
Lk 17,29: an dem Tag aber, als Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte alle.
Lk 17,30: Gerade so wird es sein an dem Tag, da der Sohn des Menschen geoffenbart wird.
Das Kommen Jesus: Jesus hat die Frage nach dem Wann und Wo seines Kommens (der Parusie) regelmäßig abgewiesen. Für das Verhalten der Jünger in dieser Welt genügt es zu wissen: Er wird kommen, und er wird plötzlich kommen. Die Hinweise auf Noach und Lot sollen dies verdeutlichen. Wachsamkeit und Gebet sind die Forderungen in dieser von ihrem Ziel her geprägten Zeit. Es ist die Zeit der Prüfungen und Leiden, nicht die Zeit ängstlicher Sicherung und Selbstbewahrung. Jeder ist in dieser Zeit für sich selbst verantwortlich, für jeden Einzelnen bedeutet das Kommen des Herrn Gericht oder Heil.
Lk 17,31: Wer an jenem Tag auf dem Dach ist und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht hinab, um dasselbe zu holen; ebenso, wer auf dem Feld ist, der kehre nicht wieder zurück.
Auf Gott und nicht auf das Weltliche schauen: Wenn Jemand schon die Höhe seines Hauses und den Gipfel der höchsten Tugenden erstiegen hat, so falle er nicht zu den irdischen Werken dieser Welt herab. Denn auf dem Dache ist der, welcher das Fleischliche überwindet und gleichsam in der freien Luft geistig lebt. Die Geräte im Haus sind aber die fleischlichen Sinne. Es folgt: Und wer auf dem Felde ist, gehe nicht zurück, d.h. wer in der Kirche arbeitet, wie der pflanzende Paulus und wie der begießende Apollo, sehe nicht auf die weltliche Hoffnung, welcher er entsagte, zurück. Goldene Perle
Lk 17,32: Gedenkt an Lots Frau!
Denken Sie an Lots Frau: Weil sie Gott ungehorsam war und auf Sodom zurückblickte – vermutlich mit Bedauern und vielleicht mit Sehnsucht – wurde Lots Frau in eine Salzsäule verwandelt, als sie und ihre Familie dem Gericht entgingen. Hier ermahnte Jesus Seine Nachfolger, nicht auf eine untergehende Welt zurückzublicken, die reif für das Gericht ist, sondern ihre Augen auf die Befreiung zu richten, die Gott ihnen vorsetzt.
Es bezeichnet also die Frau des Lot Jene, welche bei der Trübsal zurücksehen und sich von der Hoffnung der göttlichen Verheißung abwenden. Goldene Perle
Lk 17,33: Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben aufgibt, der wird es für immer bewahren.
Sein Leben aufgeben: Jesus wählt die Worte derart massiv und absolut, weil er weiß, dass sich unser menschliches Ego viel zu häufig auf Rollen und ausgetüftelte Selbstbilder fixiert. Er möchte uns unmissverständlich klar machen, dass all dies vergängliche Konstrukte sind. Das Wesen dieser Welt vergeht (1 Kor 7,31). Diese Fixierungen müssen sterben und ja, sie sterben nicht leicht, weil wir sie zu oft für unser wahres Selbst halten. Wenn diese Fixierungen sterben, bevor wir leiblich sterben, dann begegnen wir dem Einssein mit Gott, dann treten wir schon jetzt ein in das ewige Leben in Jesus Christus.
Worte von Papst Franziskus: Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Oft verfehlen wir im Leben aus vielerlei Gründen den Weg, indem wir das Glück allein in den Dingen suchen, oder in den Menschen, die wir wie Dinge behandeln. Doch wir finden das Glück nur, wenn wir der Liebe, der wahren Liebe, begegnen, die uns überrascht, uns verändert
Lk 17,34: Ich sage euch: In dieser Nacht werden zwei in einem Bett sein; der eine wird genommen und der andere zurückgelassen werden.
Lk 17,35: Zwei werden miteinander mahlen; die eine wird genommen, und die andere wird zurückgelassen werden.
Lk 17,36: Zwei werden auf dem Feld sein; der eine wird genommen und der andere zurückgelassen werden.
Lk 17,37: Und sie antworteten und sprachen zu ihm: Wo, Herr? Und er sprach zu ihnen: Wo der Leichnam ist, da sammeln sich die Geier.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Lukas Evangelium Lk Kapitel 17.