Johannes Evangelium Joh Kapitel 16: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Johannes Evangelium Joh Kapitel 16
Zum Evangelium nach Johannes Kapitel 16
Johannes Kapitel 16 beschreibt die Ankündigung von Jesus Christus, dass er die Welt verlassen und zum Vater zurückkehren wird. Er verspricht, dass der Heilige Geist kommen wird, um die Jünger zu trösten und zu leiten. Außerdem erklärt er, dass sie in der Welt Leid und Verfolgung erfahren werden, aber ermutigt sie, in ihm Frieden zu finden, weil er die Welt besiegt hat. Schließlich fordert er sie auf, im Gebet zu bleiben und im Glauben an ihn zu bleiben, denn er hat sie auserwählt und gesandt, um in seiner Liebe zu bleiben.
Joh 16,1-15: Über den Heiligen Geist
Auslegung und Kommentar zu Joh 16,1-15
Joh 16,1: Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr keinen Anstoß nehmt.
Joh 16,2: Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen; es kommt sogar die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen.
Warnung vor Verfolgung
Jesus warnte seine Jünger vor dem kommenden Widerstand, weil er nicht wollte, dass sie davon überrascht und gestolpert würden. Er erwartete auch nicht, dass Seine Jünger die Synagogen sofort verlassen würden oder sie freiwillig verlassen würden. Sie würden um Jesu willen aus den Synagogen vertrieben werden.
Joh 16,3: Und dies werden sie euch antun, weil sie weder den Vater noch mich kennen.
Joh 16,4: Ich aber habe euch dies gesagt, damit ihr daran denkt, wenn die Stunde kommt, dass ich es euch gesagt habe. Dies aber habe ich euch nicht von Anfang an gesagt, weil ich bei euch war.
Joh 16,5: Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand unter euch fragt mich: Wohin gehst du?
Joh 16,6: sondern weil ich euch dies gesagt habe, ist euer Herz voll Traurigkeit.
Herz voll Trauer
Die Jünger sind von Trauer erfüllt. Drei lange Jahre wanderten sie an der Seite Jesu umher, besuchten viele Menschen, halfen, heilten und brachten Trost. Aber vor allem ist Jesus ihr bester Freund geworden; und jetzt verlässt er sie. Wie oft habe ich solche Momente in meinem Leben, in denen jemand, der mir sehr nahesteht, mich verlässt oder eine wichtige Etappe in meinem Leben aufhört und ich das Gefühl habe, ich verliere Wichtiges. Rede mit Jesus über diese konkreten Momente in deinem Leben. Mario Ciastoń
Joh 16,7: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden.
Es ist gut für euch, dass ich gehe
Es war besser, weil Jesus die ganze Zeit bei jedem Gläubigen sein konnte. Jesus versprach: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen ( Matthäus 18:20 ). Das war kein Versprechen, das er nach dem Fleisch halten konnte, sondern nur nach dem Geist. Er musste gehen, damit dieses Versprechen wahr wurde. Wenn Jesus leibhaftig auf dieser Erde wäre, gäbe es einige Christen, die überglücklich wären – diejenigen in Seiner unmittelbaren Gegenwart. Aber die meisten Christen würden das überwältigende Gefühl haben, dass Jesus nicht bei ihnen war. Wahrlich, es war alles zu Ihrem Vorteil .
Bevor Jesus ging, waren die Jünger verwirrt, dickköpfig, ängstlich, egoistisch und egozentrisch. Nachdem Jesus gegangen war und der Helfer gekommen war, waren sie weise, ergeben, kühn und gebend. Es war wirklich zu Ihrem Vorteil, dass Jesus gegangen ist.
Der Rückzug der leiblichen Gegenwart Christi war die wesentliche Bedingung seiner universellen geistlichen Gegenwart.
Joh 16,8: Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht,
Joh 16,9: von Sünde, weil sie nicht an mich glauben,
Joh 16,10: von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht.
Das Gehen zum Vater
Die Himmelfahrt Jesu zeigte, dass er den Willen des Vaters vollkommen erfüllt und sich als gerecht erwiesen hatte – und entlarvte den Mangel an Gerechtigkeit in der Welt, die ihn ablehnte. Der Heilige Geist zeigt der Welt die Gerechtigkeit Jesu und seine eigene Ungerechtigkeit.
Joh 16,11: vom Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Joh 16,12: Noch vieles hätte ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
Ihr könnt es jetzt nicht ertragen
Das Evangelium ist herausfordernd. Wie auch die Juden verstanden haben, verkündet Jesus eine ganz neue Lehre. Die eigenen Feinde zu lieben, nicht zurückzuschlagen, für die Freunde das Leben geben. Jesu Lehre ist radikal, radikal in der Liebe, weil es, wie es das Wort schon sagt (radix = Lateinisch für Wurzel), an die Wurzel geht. Es geht in die Tiefe, wo wir Entscheidungen treffen, wo es einem etwas abverlangt, nicht an sich selbst, sondern an den anderen zu denken und sich hinzugeben. Diese Lehre der Liebe wird zum Stein des Anstoßes. Raphael Meyer
Worte von Mario Ciastoń: Wie viel hätte Jesus mir zu sagen, wenn ich ihn bitten würde, mir alles zu vermitteln, was in seinem Herzen ist? Die Jünger hatten so viel Zeit mit Jesus. Sie hatten so viele Gelegenheiten, auf ihn zu hören und trotzdem sind das einige seiner letzten Worte an sie. So oft fällt es mir schwer, dir zuzuhören, Jesus, aber du hast mir so viel zu sagen. Doch ich weiß auch, dass ich manche Sachen noch nicht tragen kann und für sie noch nicht bereit bin. Vielleicht sind sie zu schwer zu tragen oder noch nicht wichtig für den jetzigen Augenblick in meinem Leben. Doch du gibst mir, was ich brauche, um heute gut zu leben und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Lass mich diese Geduld haben und dieses „noch vieles“, was du mir zu sagen hast, zu seiner Zeit erwarten.
Joh 16,13: Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
Geist der Wahrheit
Der Geist Gottes ist ein Geist der Wahrheit. Er bringt Licht ins Dunkel, Wahrheit in eine Welt der Lüge, Wasser in die Wüste. So auch in meinem Leben. Immer wenn ich den Heiligen Geist einlade, bringt er Wahrheit in mein Leben und hilft mir zu erkennen, wo ich noch in der Lüge lebe. Besonders wenn ich ratlos bin, nicht weiterweiß, darf ich um diesen Beistand bitten, diese Wahrheit in meiner konkreten Situation erbitten. Denn alles, was der Heilige Geist tut und aufzeigt, dient zur Verherrlichung des Vaters, niemals zur Selbstverherrlichung. Er läutert meine Motivationen, hilft mir, in größerer Liebe zu leben und somit das wahre Glück zu erreichen. Mario Ciastoń
Der Heilige Geist wird mich in der ganzen Wahrheit leiten. Die Begegnung mit dem Feuer der Liebe, das der Heilige Geist selbst ist, macht mich erst fähig, diese radikale Lehre Jesu zu tragen. Was früher schwer war, lästig und unangenehm, kann, nachdem in mir das Feuer vom Geist entzündet wurde, zur leichten Last werden, von der Jesus spricht. Vor der Begegnung mit ihm war alles dunkel, und ich habe nicht verstanden, was richtig oder falsch ist. Doch sobald das Feuer entzündet wird, leuchtet in mir der Heilige Geist und bringt Klarheit, über Lüge und Finsternis siegt seine Wahrheit. Tatsächlich möchte er in uns brennen und unser ganzes Leben von innen her verwandeln. Er möchte in mir zum Feuer werden. Ich selbst kann es nicht zum Brennen bringen, sondern nur er. Raphael Meyer
Der Heilige Geist führt uns dann, wie Jesus verheißt, in die ganze Wahrheit. Er führt uns nicht nur hin zur Begegnung mit Jesus, der Fülle der Wahrheit, sondern er führt uns auch „in“ die Wahrheit hinein, er lässt uns also in eine immer tiefere Gemeinschaft mit Jesus eintreten und schenkt uns das Verständnis der Dinge Gottes. Und dieses können wir nicht aus eigener Kraft erlangen. Wenn Gott uns nicht innerlich erleuchtet, ist unser Christsein oberflächlich. Die Überlieferung der Kirche sagt, dass der Geist der Wahrheit in unserem Herzen wirkt und jenen Glaubenssinn hervorbringt. Versuchen wir, uns zu fragen: Bin ich offen für das Wirken des Heiligen Geistes, bete ich zu ihm, auf dass er mir Licht schenke, mich empfänglicher mache für die Dinge Gottes? Dieses Gebet müssen wir jeden Tag sprechen: Heiliger Geist, lass mein Herz offen sein für das Wort Gottes, lass mein Herz offen sein für das Gute, lass mein Herz jeden Tag offen sein für die Schönheit Gottes. Papst Franziskus
Joh 16,14: Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen.
Joh 16,15: Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt, dass er von dem Meinen nehmen und euch verkündigen wird.
Alles, was der Vater hat, ist mein
Jesus sagt, dass alles, was des Vaters ist, auch sein ist. Aber Jesus ist mein Bruder und dementsprechend teilen wir die Geschenke des Vaters. Das ist so durch meine Teilnahme am Geheimnis des Kreuzes und der Auferstehung, durch die ich die Adoption als Sohn Gottes wirklich in meinem Leben erfahre. Es ist nicht nur eine Metapher oder ein schönes Wort, sondern reale und wunderbare Wirklichkeit, die Konsequenzen nach sich zieht. Alles, was Jesus hat, ist auch mein, und der Heilige Geist verkündet es mir, bringt es in mein Leben. Er erfüllt meine tiefsten Bedürfnisse. Heiliger Geist, komm in mein Leben! Mario Ciastoń
Joh 16,16-33: Über das Beten in seinem Namen
Auslegung und Kommentar zu Joh 16,16-33
Joh 16,16: Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen, und wiederum eine kurze Zeit, und ihr werdet mich sehen; denn ich gehe zum Vater.
Ihr werdet Mich nicht sehen
Während der Zeit zwischen Seinem Tod und Seiner Auferstehung verloren die Jünger ihren Glauben und ihre geistliche Vision, und sie sahen Ihn nicht mehr als die Welt.
Ihr werdet mich sehen
Die Jünger verstanden nicht, dass die Verhaftung Jesu nur ein oder zwei Stunden entfernt war und dann Seine Kreuzigung folgen würde. Doch weil Er zum Vater gehen musste, würden sie Ihn wiedersehen, als Er von den Toten auferstand.
Joh 16,17: Da sprachen etliche seiner Jünger zueinander: Was bedeutet das, dass er sagt: Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen, und wiederum eine kurze Zeit, und ihr werdet mich sehen, und: Ich gehe zum Vater?
Joh 16,18: Deshalb sagten sie: Was bedeutet das, dass er sagt: Noch eine kurze Zeit? Wir wissen nicht, was er redet!
Unverständnis der Jünger
Wir wissen nicht, was er sagt: Die Jünger waren sowohl beunruhigt als auch verwirrt. Sie dachten wahrscheinlich, dass Jesus mit unnötigem Geheimnis darüber sprach, wohin Er ging und was Er tun würde. Sie verstanden nicht, was Er damit meinte, Ihn nicht zu sehen und Ihn dann zu sehen.
Joh 16,19: Da erkannte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Ihr befragt einander darüber, dass ich gesagt habe: Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen, und wiederum eine kurze Zeit, und ihr werdet mich sehen?
Joh 16,20: Ihr werdet weinen und wehklagen, aber die Welt wird sich freuen; und ihr werdet trauern, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
Ihr werdet traurig sein
Die Worte, du wirst traurig sein, waren sicherlich wahr. Traurig über den Verlust der Beziehung. Traurig über die Demütigung ihres Meisters und Messias. Traurig über den scheinbaren Sieg Seiner Feinde. Traurig, weil alles, worauf sie gehofft hatten, weggenommen wurde.
Verwandlung der Traurigkeit in Freude
Die Kreuzigung und alles, was damit einherging, war kein Hindernis auf dem Weg zur Erfüllung von Gottes Plan, sondern ein Hindernis, das es zu überwinden galt. Auf diese Weise würde der Plan erfüllt werden. Diese Trauer würde sich in Freude verwandeln. Gottes Werk bestand nicht darin, ihren Kummer durch Freude zu ersetzen, sondern Kummer in Freude zu verwandeln , wie er es oft in unserem Leben tut. Die Trauer wäre direkt mit ihrer kommenden Freude verbunden, genauso wie die Trauer einer Frau bei der Geburt direkt mit ihrer Freude verbunden ist, dass ihr Kind auf die Welt gekommen ist .
Worte von Johannes von Karpathos: Ich werde euch aus eurer Niedergeschlagenheit herausholen und euch durch Gedanken des Lebens und des himmlischen Friedens wiederaufrichten, auch durch sanfte Tränen, die ihr während der Tage eurer Prüfung nicht geweint habt. Ich nähre euch mit meiner Gnade, wie eine Mutter ihr weinendes Kind stillt. Ich werde euch, die ihr vom Kampf erschöpft seid, durch die Kraft von oben stärken. Euch, die ihr mit Bitterkeit bedeckt wart, werde ich mit Sanftmut und Milde erfüllen. Ich komme euch besuchen und euer Herz wird sich über diesen heimlichen Besuch freuen. Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln, und niemand wird euch eure Freude nehmen können.
Joh 16,21: Es wird so sein wie bei einer Frau, die ein Kind bekommt: Sie macht Schweres durch, doch sobald ihr Kind geboren ist, sind Angst und Schmerzen vergessen. Sie ist nur noch glücklich darüber, dass ihr Kind zur Welt gekommen ist.
Bild der gebärenden Frau
Unser Heiland vergleicht die nach Vollkommenheit strebende Seele mit einer gebärenden Frau. Wenn aber tatsächlich eine gebärende Frau zwei oder mehrere Kinder gleichzeitig und zwar beide Gemeinsam zur Welt bringen wollte, könnte sie dies nicht tun, ohne zu sterben. Die Kinder müssen eines nach dem anderen zur Welt kommen. Lassen Sie daher auch die Kinder Ihrer Seele, das sind die Wünsche nach dem Dienst Gottes, einen nach dem anderen ans Licht treten und Sie werden eine große Erleichterung verspüren. Franz von Sales
Worte von Mario Ciastoń: Wie oft darf ich erfahren, dass ich leiden muss, während die Welt sich freut. Es scheint so viel einfacher zu sein, wie die Leute zu leben, die dich nicht kennen. Man muss weniger Regeln beachten, kann tun, was man will, darf sich vieles erlauben. Doch du, Herr, sagst mir, dass mein Weinen und Klagen sich in Freude verwandeln wird. Wie die Frau, die gebären soll, muss ich aber auch leiden und Schmerzen ertragen, wenn ich Frucht bringen will. Lass mich darauf vertrauen, dass nach dem Weinen und Klagen des „Freitags“ die wahre Freude des „Sonntags“ deiner Auferstehung kommen wird.
Worte von Dominik Jambresic: Es ist der Mühe wert! Jesus, unser Weinen, Klagen und Bekümmert-sein vergleichst du mit den Geburtsschmerzen einer Frau. Das sind aber so große Schmerzen, dass man sie mit keinen anderen vergleichen kann … Trotzdem gibst du ihnen einen so positiven Wert: wie für die Mutter nichts bewegender ist, als die ersten Lebenszeichen ihres Kindes wahrzunehmen und es an ihr Herz zu nehmen. Sind unsere Leiden hier für dich wirklich so viel wert? – Wie wird dann erst das Wiedersehen sein, wenn wir nach den Entbehrungen dieser Zeit dir für immer begegnen werden?
Joh 16,22: So habt auch ihr nun Traurigkeit. Ich werde euch aber wiedersehen, und dann wird euer Herz sich freuen, und niemand soll eure Freude von euch nehmen.
Ich werde dich wiedersehen und dein Herz wird sich freuen
Sie haben die Trennung nicht ganz verstanden, also konnten sie die Freude über das bevorstehende Wiedersehen nicht ganz verstehen. Doch als es geschah, konnte niemand ihr freudiges Zeugnis von der Auferstehung leugnen. Es war ein so sicheres Zeugnis, dass sie deswegen den Tod ertrugen. Es war Freude, die dir niemand nehmen wird
Was bedeutet Ewigkeit?
Wir können nur versuchen, aus der Zeitlichkeit, in der wir gefangen sind, herauszudenken und zu ahnen, daß Ewigkeit nicht eine immer weitergehende Abfolge von Kalendertagen ist, sondern etwas wie der erfüllte Augenblick, in dem uns das Ganze umfängt und wir das Ganze umfangen. Es wäre der Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt. Wir können nur versuchen zu denken, daß dieser Augenblick das Leben im vollen Sinn ist, immer neues Eintauchen in die Weite des Seins, indem wir einfach von der Freude überwältigt werden. So drückt es Jesus bei Johannes aus: Ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen. (Joh 16, 22). In dieser Richtung müssen wir denken, wenn wir verstehen wollen, worauf die christliche Hoffnung zielt; was wir vom Glauben erwarten, von unserem Mitsein mit Christus. Benedikt XVI
Joh 16,23: Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben!
An jenem Tag werdet ihr Mich nichts fragen
Jesus meinte wahrscheinlich, dass sie so von Freude und Erleichterung über die Auferstehung überwältigt sein würden, dass sie sprachlos wären, wenn es darum ging, Jesus zu bitten. Doch der Weg zur Audienz bei Gott und erhörten Gebeten war offener, nicht verschlossener.
Joh 16,24: Bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird!
Vollkommene Freude
Das ist das Versprechen Jesu: Eine Freude, die vollkommen ist und alle Freuden dieser Welt übertrifft. Heißt das, dass Gott nicht will, dass wir uns schon hier auf Erden über die irdischen Güter freuen? Sicherlich nicht! Gott möchte uns schon hier glücklich wissen, er möchte, dass wir seine Schöpfung und materiellen Geschenke genießen. Aber er weiß, dass in meinem Leben oft auch Klagen und Weinen gegenwärtig sein werden, wenn ich auf seinem Weg gehe, und dass das vollkommene Glück erst im Himmel zu erreichen ist. Dann werden wir keine Fragen über das Leiden mehr haben, auch wenn wir jetzt noch viele Ungewissheiten ertragen müssen, weil wir den Vater noch nicht in seinem ganzen Glanz sehen und erfahren dürfen.
Joh 16,25: Dies habe ich euch in Gleichnissen gesagt; es kommt aber die Stunde, da ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch reden, sondern euch offen vom Vater Kunde geben werde.
Joh 16,26: An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will.
Joh 16,27: Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.
Joh 16,28: Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.
Ausgang und Rückkehr
In diesen Sätzen haben wir eine Erklärung des gesamten Erlösungsfortschritts des Sohnes Gottes. Vom Vater in die Welt; von der Welt zum Vater. Jesus ist Gott, der in der Herrlichkeit und Güte des Himmels existierte, bevor Er jemals auf die Erde kam. Jesus wurde als Mensch geboren, nachdem er der Gottheit die Menschheit hinzugefügt hatte. Jesus würde sterben. Jesus würde von den Toten auferstehen und in den Himmel auffahren.
Vom Vater ausgegangen
Jesus ist vom Vater ausgegangen, um mich zum Vater heimzubringen. Jetzt kann ich mit ihm zusammen „Abba – Vater“ rufen und ihm in vollem Vertrauen mein Herz öffnen. Ich darf meinen Vater um alles bitten, ihm alle meine Sorgen anvertrauen und ohne Angst auch alle Zweifel eröffnen – nicht mehr nur weil Jesus für mich einsteht, sondern auch weil ich Gottes Sohn/Tochter bin. Ohne Angst. In eine Beziehung größter Liebe und Nähe gerückt. Weil ich an Jesus geglaubt und durch seinen Tod und seine Auferstehung die Sohnschaft empfangen habe. Der Vater selbst liebt mich und will immer mein Bestes. Somit darf ich, trotz meiner Angst und Ungewissheit, auf seinen Plan für mich vertrauen und ihm sogar ins Leiden folgen, weil er mich liebt und immer mein Bestes will, auch wenn ich es nicht immer gleich verstehe. Aber ich darf ihn um alles fragen und bitten, denn er ist mein Vater.
Joh 16,29: Da sagen seine Jünger zu ihm: Siehe, jetzt redest du offen und gebrauchst kein Gleichnis!
Joh 16,30: Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und es nicht nötig hast, dass dich jemand fragt; darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist!
Joh 16,31: Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr?
Wie schwer ist es zu glauben?
Die Jünger dachten, sie wüssten alles: „Endlich verstehen wir dich, Jesus. Jetzt glauben wir.“ Wie interessant ist die Antwort Jesu: „Glaubt ihr jetzt?“ – d.h. erst jetzt, nach all dieser Zeit? Glaube bedeutet nicht, alle Antworten zu haben. Glaube bedeutet, sich von der Hand Gottes führen zu lassen, so wie ein kleines Kind sich von der Hand eines liebenden Vaters führen lässt. Das Kind weiß nicht, wohin sein Vater es führt, es vertraut nur auf die Gegenwart dessen, der den Weg kennt. Tiberio Graco Transfeld
Joh 16,32: Siehe, es kommt die Stunde, und sie ist jetzt schon da, wo ihr euch zerstreuen werdet, jeder in das Seine, und mich allein lasst; aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.
Ihr werdet mich allein lassen
Jesus sieht die übergroße Zuversicht seiner Jünger und weiß bereits, dass sie im dunkelsten Moment von Angst überwältigt werden. Oftmals halten wir uns nicht an die Versprechen, die wir in unserer Taufe gegeben haben. Oftmals fühlen wir uns von Gott verlassen, der unsere Gebete nicht zu erhören scheint. In solchen Momenten müssen wir uns daran erinnern, dass das Paar Fußabdrücke, das wir hinter uns im Sand sehen, nicht unsere, sondern allein die des Vaters sind, der uns durch diesen Lebensabschnitt trägt.
Schönwetter-Glaube
Der Glaube der Jünger wird bis dahin getriggert durch die Anziehungskraft des Wahren, Guten, Schönen – und emotional Beeindruckenden. Aber was ist, wenn das Wahre und Gute auf einmal nicht mehr schön und groß ist? Sondern provozierend klein und unansehnlich, so wie Jesus in seiner Passion? Jesus hört die Beteuerungen seiner Jünger und weiß: Da ist nichts, worauf er sich wirklich verlassen könnte. Nichts außer einem naturhaften Schönwetter-Glauben. Erst nach Pfingsten, wenn Jesus ihnen seinen Geist geschickt hat (den er aus Ihm bekannten Gründen jetzt noch zurückhalten muss), wird der Glaube seiner Nachfolger auch vor dem Scharfrichter Bestand haben. Beate Scheilen
Der Vater ist bei mir
Jesus vertraute auf seine enge Beziehung zu Gott bis zum Kreuz und sogar darauf. In den einsamsten Momenten, die man sich vorstellen kann, verstand er, dass der Vater bei ihm war. Ich erinnere mich an die Passage über Abraham, der mit Isaak zum Berg Morija ging, wo Isaak geopfert werden sollte. Es steht geschrieben: So gingen sie beide zusammen. So taten es auch der ewige Vater und sein allseits geliebter Sohn, als Gott dabei war, seinen eigenen Sohn dem Tod zu überlassen. Es gab kein geteiltes Ziel; sie gingen beide zusammen.
Joh 16,33: Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!
In Christus Frieden haben
Gleich würde Jesus für seine Jünger beten. Bevor er das tat, fasste er den Zweck des langen Gesprächs zusammen, das er mit diesen Jüngern führte: ihnen Frieden zu bringen.
Habt Mut! Obwohl er alle unsere Sünden kennt, sagt uns Jesus, dass wir in Frieden leben sollen. Der Frieden ist ein Zustand der Seele, der es Gott erlaubt, sein Werk in unserem Leben ungehindert zu tun. Wenn ich diesen Frieden nicht spüre oder es mir unmöglich erscheint, ihn zu spüren, lädt Jesus mich ein, mich daran zu erinnern, dass er durch sein Kreuz bereits den Sieg errungen hat. Also, vertraut auf Gott und habt Mut!
Jesus hat die Welt überwunden
Zu wissen, dass Jesus die Welt überwunden hat, bringt uns gute Laune. Es ist die Grundlage für unseren Frieden in Ihm. Wir sehen, dass Jesus die Kontrolle hat, wir sehen, dass er nicht aufgibt, obwohl er geht, wir sehen, dass er liebt, und wir sehen, dass der Sieg ihm gehört. Wir können wirklich guten Mutes sein
Jesus hat die Wahrheit seines Sieges verkündet. Dies war eine erstaunliche Aussage eines Mannes, der kurz davor stand, verhaftet, verlassen, zurückgewiesen, verspottet, gefoltert und hingerichtet zu werden. Judas, die religiösen Autoritäten, Pilatus, die Menge, die Soldaten oder sogar der Tod und das Grab konnten Ihn nicht überwinden. Stattdessen konnte Jesus wirklich sagen: „ Ich habe die Welt überwunden .“ Wenn es damals wahr war, ist es jetzt noch wahrer.
Wie hat Jesus seine Angst überwunden, was hat ihm geholfen? Jesus schöpfte Kraft aus der Beziehung zum Vater, er gab sich ganz in seine Hände und vertraute seinem Plan. Er nahm seine Angst an und versuchte nicht aus seiner Situation zu flüchten, er war bereit den Weg zu gehen den Gott Vater für ihn vorbereitet hatte. Er ging vorwärts trotz seiner Angst, weil er sich beim Vater geborgen wusste. Er war gehorsam und verbunden mit dem Vater im Gebet. Er wollte tun, was Gott wollte. Ich darf darauf vertrauen, dass Jesus meine Ängste kennt, weil er sie selbst durchlitten hat. Er sagt nicht, dass ich keine Ängste mehr haben werde, aber er sagt, da ist jemand, der geht mit mir da durch. Ich bin nicht alleine mit meiner Angst. Ich darf meine Angst bei Gott abgeben. Ich darf wissen, dass Gott einen guten Plan hat und mich ganz in seine Hände fallen lassen. Ich darf mich bei Gott geborgen wissen und kann zuversichtlich und mutig vorwärts gehen. Ulrike Puintner
In der Welt leben
Ein Bild aus der Natur: Um unter Wasser leben zu können, nimmt die Wasserspinne eine Luftblase mit hinunter, aus der sie Sauerstoff bezieht. Um in der Welt leben zu können, nehmen wir eine lebensnotwendige Luftblase mit geistlichem Sauerstoff mit, die uns schützt und Leben spendet. Die Luftblase hilft uns Dinge immer wieder neu in uns zu korrigieren und ihnen nicht die übergroße Wichtigkeit zukommen lassen.
Worte von Papst Franziskus: Ertragen: es ist mehr als nur Geduld zu haben, es bedeutet, die Drangsale auf den Schultern zu tragen, ihre Last zu tragen. Auch das Leben des Christen ist von derartigen Augenblicken durchzogen. Aber Jesus sagt uns: Habt Mut in jenem Augenblick. Ich habe gesiegt, auch ihr werdet Sieger sein. So erleuchtet uns dieses erste Wort, um uns den schwierigsten Augenblicken des Lebens stellen zu können, diesen Augenblicken, die uns auch leiden lassen. Anvertrauen: dem Herrn diesen schweren Augenblick anempfehlen, dem Herrn mich selbst anvertrauen, dem Herrn unsere Gläubigen, unsere Priester, Bischöfe anvertrauen, dem Herrn unsere Familien, unsere Freunde anvertrauen; zum Herrn zu sagen: Nimm dich ihrer an, sie sind Dein. Es ist ein Gebet, das wir nicht immer sprechen, das Gebet des Anvertrauens: Herr, ich vertraue dir dies an, bringe du es voran. Es ist ein schönes christliches Gebet. Es ist die innere Haltung des Vertrauens auf die Macht des Herrn und auch auf die Zärtlichkeit des Herrn, der ein Vater ist. Drei Worte: Drangsale, Anvertrauen, Frieden. Im Leben müssen wir auch Wege des Drangsals gehen, denn dies ist das Gesetz des Lebens. Aber in jenen Augenblicken muss man sich dem Herrn anvertrauen und ihn bitten, er möge unseren Glauben und unsere Hoffnung stärken und uns das Vertrauen schenken, die Drangsale zu überwinden, weil er die Welt besiegt hat, und allen Menschen seinen Frieden schenken. Papst Franziskus
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Johannes Evangelium Joh Kapitel 16.