Johannes Evangelium Joh Kapitel 15: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Johannes Evangelium Joh Kapitel 15
Joh 15,1-8: Weinstock und Reben
Auslegung und Kommentar zu Joh 15,1-8
Joh 15,1: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.
Bild von Weinstock: Von den vielen Bildern der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk betont das Bild von Weinstock und Zweig die vollständige Abhängigkeit und die Notwendigkeit einer ständigen Verbindung. Die Rebe hängt noch mehr vom Weinstock ab als das Schaf vom Hirten oder das Kind vom Vater. Als Jesus dabei war, sich von seinen Jüngern zu trennen, war dies eine wichtige Ermutigung. Er würde mit ihnen vereint bleiben und sie mit Ihm so wahrhaftig, wie Reben mit der Hauptrebe verbunden sind.
Worte von Cyrill von Alexandria: Der Herr sagt, dass er selbst der Weinstock sei, um uns zu lehren, uns in seiner Liebe zu verankern, und um uns zu zeigen, wie viele Vorteile wir aus der Vereinigung mit ihm ziehen. Und er vergleicht diejenigen mit den Reben, die mit ihm vereint, ihm gewissermaßen gleichgeworden und in ihm verankert sind: Sie haben bereits „an der göttlichen Natur Anteil erhalten“ (2 Petr 1,4), da sie den Heiligen Geist empfangen haben. Denn was uns mit Christus, dem Erlöser, vereint, ist sein Heiliger Geist.
Joh 15,2: Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; jede aber, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
Rein werden: Dieses „Rein werden“ ist ein fortlaufender Entwicklungsprozess. Die Worte Jesu hören, verstehen und danach handeln sollte unseren Alltag bestimmen. Wir dürfen als Jünger Jesu, als Königskinder, unterwegs sein und uns ständig weiter entwickeln. Vor kurzem habe ich den schönen Spruch gelesen: Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen. Richard Birnkammer
Nur die Reben. Die Früchte sitzen nicht am Weinstock. Es sind nur die Reben, an denen wir die Früchte finden. Gott hätte unsere Erlösung ohne unser Mitwirken erreichen und vermitteln können. Er entschied sich aber dafür, uns in die Arbeit der eigenen Erlösung und der von anderen einzubeziehen. Um die Worte des Hl. Augustinus zu umschreiben: der Gott, der uns ohne uns erschaffen hat, wird uns nicht ohne uns retten. Was für eine Ehre und Verantwortung hat Gott uns auferlegt! Der Sohn Gottes hat den ersten Schritt der Erlösung von dem „Fiat” Mariens abhängig gemacht. Er macht die Rettung der mich umgebenden Menschen von meinem Beispiel, meinen Worten und Werken abhängig. Ich habe eine Mission in meinem Leben, dessen Kern die Ewigkeit ist. Was für eine Priorität gebe ich dieser Mission? Edward Hopkins
Joh 15,3: Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Joh 15:3
Das Wort macht uns rein: nicht dadurch, dass wir es auseinander nehmen und untersuchen, sondern dadurch, dass wir unser zwiespältiges Leben von der Kraft des Wortes Jesu sammeln und verwandeln lassen. Und nicht nur das gesprochene Wort ist Wort; auf vielfache Weise nimmt Gott den Menschen in seine Schule, um ihn rein und reif zu machen. Das Mittel, mit dem das Beschneiden oder Reinigen durchgeführt wird, geschieht durch das Wort Gottes. Es verurteilt die Sünde; es inspiriert Heiligkeit; es fördert das Wachstum. Als Jesus die Worte, die Gott ihm gab, auf das Leben der Jünger anwandte, durchliefen sie einen Beschneidungsprozess, der das Böse von ihnen entfernte und sie für den weiteren Dienst konditionierte.
Joh 15,4: Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben! Denn eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Früchte tragen, sondern nur, wenn sie am Weinstock hängt. Ebenso werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt.
Mit Jesus verbunden. Wie Jesus sagt, kann unser Leben nur fruchtbar sein, wenn wir am Weinstock bleiben. Je mehr wir mit Jesus verbunden sind, desto mehr Frucht bringen wir. Nicht unsere Aktivität oder unsere Taten entscheiden in erster Instanz über die Frucht unseres Lebens, sondern zuerst kommt es darauf an, wie sehr wir mit Jesus verbunden sind, ihm nahe sind. Dabei ist es nicht einfach, diese Nähe immer zu suchen, denn unser Vater reinigt uns, erlaubt verschiedene Prüfungen in unserem Leben, die uns oft viel kosten. Er poliert uns wie einen kostbaren Edelstein, aber nur damit der wahre Glanz unserer Seele hervorbricht und wir noch reichere Frucht bringen. Br. Mario Ciaston
Jesus betonte eine gegenseitige Beziehung. Der Schüler bleibt nicht nur im Meister; der Meister bleibt auch im Schüler. Etwas von dieser engen Beziehung wird in Hohelied 6:3 beschrieben: Ich bin meines Geliebten, und mein Geliebter ist mein .
Bleibe in mir: Wenn unser Herr sagt: Bleibe in mir, spricht er über den Willen, über die Entscheidungen, die Entscheidungen, die wir treffen. Wir müssen uns entscheiden, Dinge zu tun, die uns ihm aussetzen und uns mit ihm in Verbindung halten. Das bedeutet es, in ihm zu bleiben.
Gegenseitiges Bleiben: Das christliche Leben ist das in mir Bleiben. Und dieses Bleiben ist kein passives Verbleiben, kein Einschlafen im Herrn: dies wäre vielleicht ein seligmachender Schlaf, aber das ist nicht gemeint. Dieses Bleiben ist ein aktives Bleiben, und es ist auch ein gegenseitiges Bleiben. Warum ist das so? Weil Er sagt: Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Auch er bleibt in uns, nicht nur wir in ihm. Es ist ein gegenseitiges Bleiben. An einer anderen Stelle sagt er: Ich und der Vater werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen (Joh 14,23). Das ist ein Geheimnis, aber ein Geheimnis des Lebens, ein wunderschönes Geheimnis. Dieses gegenseitige Bleiben. Auch mit dem Beispiel der Reben: es stimmt, die Reben können ohne den Weinstock nichts tun, weil der Lebenssaft, die Lymphe, nicht kommt, sie brauchen den Saft, um zu wachsen und Früchte zu tragen; aber auch der Baum, der Weinstock braucht die Reben, weil die Frucht nicht am Baum, am Weinstock hängt. Es ist ein gegenseitiges Bedürfnis, es ist ein gegenseitiges Bleiben, um Früchte zu tragen. Papst Franziskus
Die Verbindung mit dem Heiland ist das sicherste Heilmittel gegen alle Übel. Die innige Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus vertreibt alle Bitterkeit bei dem einen und die krankhafte Übersättigung bei dem anderen. Bleibe in der Nähe deines Erlösers, lieber Christ, so ist es ganz gleichgültig, ob du auf den Hochplateaus der Ehre oder in den Tälern der Erniedrigung wandelst. Bist du deinem Herrn Jesus nahe, so bist du von den Fittichen Gottes bedeckt und dich tragen und heben Seine ewigen Arme. Lass dich durch nichts von diesem geheiligten Kontakt abhalten. Begnüge dich nicht damit, dass du von Zeit zu Zeit einmal Sein Antlitz suchst, sondern schließe dich Ihm gänzlich an und bleibe in Seiner Nähe, denn nur in Seiner Gegenwart genießt du Trost und Zuversicht. Der Herr Jesus darf uns nicht ein Freund bleiben, der uns hier und da besucht, sondern wir müssen stets mit Ihm gehen auf allen unseren Wegen. In jeder Lage, bei jeder Gelegenheit hast du deinen Jesus nötig, am meisten aber, wenn sich dir einst die ehernen Tore des Todes öffnen. Spurgeon
Joh 15,5: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Verbundenheit: Es ist für die Rebe unmöglich, Trauben zu tragen, wenn sie nicht mit dem Weinstock verbunden ist . Der Jünger kann Gott und seinem Reich nicht wirklich Gutes tun, wenn er sich nicht bewusst mit Jesus verbindet und in ihm bleibt.
Gott hat dich erlöst und dich mit ihm versöhnt, damit du ein Teil seiner Familie bist: Du bist berufen zur Gemeinschaft. Du wurdest als Teil von Gottes Familie erschaffen. Gemeinsam bilden wir allen den Leib Christi. (Röm 12,5). Gemeinschaft – ohne sie geht es nicht: Wir werden erst durch Begegnung mit anderen Menschen, die Person, die wir sind. Ich brauche andere Menschen in meinem Leben. Die Gemeinschaft mit andern Menschen verlangt persönlichen Einsatz. Wenn wir Gemeinschaft fördern wollen, erfordert das Ehrlichkeit, Demut, Freundlichkeit und Vertrauen. Vor allem die Demut ist für mich da sehr wichtig. Demut bedeutet nicht, gering von sich zu denken – es bedeutet einfach, weniger an sich selbst zu denken. Jedes mal, wenn du dich ernsthaft darum bemühst, die Gefühle des anderen zu verstehen, baust du Gemeinschaft auf. Im Leben dreht sich alles um Liebe in der Gemeinschaft.
Worte von Josefmaria: Hast du nicht aus dem Munde des Meisters das Gleichnis vom Weinstock und den Reben vernommen? – Sei getrost: Er fordert viel von dir, weil du eine Rebe bist und Frucht bringst. Er beschneidet dich, »ut fructum plus afferas«, damit du mehr Frucht bringst. Natürlich schmerzt dieses Beschneiden und Herausreißen! Aber wie köstlich sind hernach die Früchte und wie ausgereift die Werke!
Die gemeinte Wirklichkeit ist die lebensnotwendige Verbindung: der Rebzweig ist nichts ohne die lebendige Einheit mit dem Weinstock. Nur wer in der Einheit bleibt, hat das Leben. Die Mahnung „Bleibt in mir!“ (15,4) wird in 15,9 ergänzt und verdeutlicht durch das Wort: „Bleibt in meiner Liebe!“; in 15,17 heißt es dafür: „Liebt einander!“ Die Liebe, die hier gemeint ist, ist die Treue des Glaubens; nur der liebende Glaube ist fruchtbar. Der Glaube kommt vom Hören und Aufnehmen des Wortes: in Jesus spricht uns Gott selbst an und fordert uns.
Joh 15,5: Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.
Alles in und durch Christus: Die Bildrede vom Weinstock verdeutlicht unser In-Christus-Sein und das Sein Christi in uns in seinem tiefen Zusammenhang. Ohne Christus kann ich nicht leben und wachsen, wie auch kein Rebzweig ohne lebendige Verbindung zum Rebstock. Und ohne Rebzweige wird der Rebstock durch die Jahre hindurch nicht die Früchte bringen können, die er bringen will. Es ist ein gemeinsames Leben und Engagement
Jesus, ich will alles mit dir tun. Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich nicht verstehe, wieso ich streckenweise immer wieder ohne dich lebe, obwohl ich das gar nicht will. Jeden morgen nehme ich mir vor, den Tag ganz mit dir zu leben. Aber dann verliere ich dich doch wieder so schnell aus den Augen, und die Momente mit dir sind punktuell, nicht durchgängig. Hilf mir dabei, dass ich heute ganz mit dir lebe.
Die Knospe eines guten Verlangens, die Blüte eines guten Vorsatzes und die Frucht einer guten Tat kommen alle von ihm.
Joh 15,6: Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; und solche sammelt man und wirft sie ins Feuer, und sie brennen.
Immer wieder Bleiben in Jesus: Das Konzept des Bleibens ist nicht auf unser Bleiben in Jesus beschränkt; es beinhaltet auch sein Bleiben in uns (und ich in ihm). Es ist eine gegenseitige Dynamik, die erwartet, dass unser Leben geistlich und praktisch in lebendiger Verbindung mit Jesus steht, und die erwartet, dass er uns aktiv und wirklich innewohnt.
Warnung vor dem Nichtbleiben: Jesus warnte seine Jünger, dass das Nichtbleiben bedeutet, dass das Leben versagt. Eine Rebe hat nur Leben, wenn sie mit dem Stock des Weinstocks verbunden ist; ein Schüler lebt nur spirituell, wenn er mit dem Meister verbunden ist.
Joh 15,7: Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch geschehen.
Wenn ihr in mir bleibt: Damit meint Er ein Leben in bewusster und ständiger Abhängigkeit von Ihm. Es geht darum, dass wir einen regelmässigen Gebetskontakt zu Ihm pflegen und Ihn fragen, was Er von uns möchte. Diese Nähe zum Herrn Jesus im Alltag erfordert, dass wir alle Auswüchse der alten Natur verurteilen, damit unsere Beziehung zu Ihm nicht durch Sünden getrübt wird. Wenn wir uns nahe beim Herrn aufhalten und von Ihm abhängig leben, wird Er unsere Gedanken und Zuneigungen prägen. Als Folge davon werden wir in seinem Sinn bitten. Solche Gebete, die dem Willen des Herrn Jesus entsprechen, wird Gott erhören.
Wenn meine Worte in euch bleiben: Die Worte des Herrn Jesus finden wir in der Bibel. Durch das Lesen oder Hören des Wortes Gottes erfahren wir, was Er uns zu sagen hat. Doch das genügt noch nicht. Unser Herr fordert uns auch auf, seine Worte zu bejahen, ins Herz aufzunehmen und im Leben zu befolgen. Wenn das Wort Gottes auf diese Weise in uns bleibt, beeinflusst es unser Denken, Reden und Verhalten. Die Auswirkung davon ist, dass unsere Bitten mit Gottes Willen übereinstimmen und Er sie erhören kann.
Jesus verband das Prinzip des Bleibens mit zwei Ideen: Meine Worte bleiben in dir: Jesus verband das Verweilen mit der Idee der Treue zu Seinen Worten, wie zuvor in Johannes 14:23-24 erwähnt. Sie werden fragen, was Sie wünschen : Jesus verband das Bleiben mit der Idee des erhörten Gebets , wie zuvor in Johannes 14:13-14 erwähnt. Das Gebet kommt spontan von denen, die in Jesus bleiben. Das Gebet ist der natürliche Ausfluss einer Seele in Gemeinschaft mit Jesus.
Die Verbindung wird durch Gehorsam und Gebet aufrechterhalten. In Christus zu bleiben und seine Worte in sich bleiben zu lassen bedeutet, die Autorität seines Wortes bewusst anzunehmen und im Gebet ständig mit ihm in Kontakt zu bleiben. In Jesus zu bleiben bedeutet, in seinen Worten zu bleiben und seine Worte im Jünger leben zu lassen. Wir sollten die Bedeutung des Verweises auf „meine Worte“ nicht übersehen. Die Lehre Christi ist wichtig und sollte im Interesse der Förderung des religiösen Gefühls nicht leichtfertig übergangen werden.
Joh 15,8: Dadurch wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Gottes Ehre: Der Zweck des Fruchttragens ist, Gott Ehre zu bringen, nicht dem Jünger. Eine Rebe, die viel Frucht bringt, bringt demjenigen Ehre, der sich um den Weinstock kümmert, und ein Jünger, der im geistlichen Sinne viel Frucht bringt, bringt Gott Ehre.
Fruchtbarkeit: Wirkliche Fruchtbarkeit stellt sich erst über einen längeren Zeitraum heraus. Echte Bekehrung misst sich nicht an der vorschnellen Entscheidung, sondern an der langfristigen Fruchtbarkeit.
Joh 15,9-27: Ihr seid meine Freunde
Auslegung und Kommentar zu Joh 15,9-27
Joh 15,9: Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe!
Wie der Vater mich liebte, habe auch ich euch geliebt: Dies ist sicherlich das überragende Wort Christi in Bezug auf seine Liebe zu den Seinen. Es bleibt nichts mehr zu sagen. Was ist die Liebe des Vaters für den Sohn, wer kann das sagen? Die bloße Suggestion erfüllt die Seele mit dem Gefühl tiefer Tiefen, die nicht ergründet werden können.
Der Vater liebte den Sohn mit einer Liebe: Das hat keinen Anfang. Das hat kein Ende. Das ist nah und persönlich. Das ist ohne Maß. Das ist unveränderlich.
Die Tugend der Liebe bedeutet dem anderen zu sagen: Gut, dass es dich gibt! Wahre Liebe besteht darin, die Fehler des Nächsten zu ertragen. Liebe ist der Entschluss das Ganze eines Menschen zu bejahen, die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen. Gerade bei Menschen, die uns nicht so liegen, hat diese Tugend ihren großen Stellenwert. Dies tun wir nicht aus eigener Kraft: „Alle Bewegung, durch die wir zur Liebe bewegt werden, in der bewegt uns nichts anderes als der Heilige Geist.“ (Meister Eckhart). Wie wichtig ist daher das Wort des Herrn, in seiner Liebe zu bleiben. Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke als auf die Liebe, mit der sie getan werden. Bleibe in der Liebe des Herrn, lass dich vom heiligen Geist bewegen.
Bleibe in meiner Liebe: Es gibt keinen einzigen Weg, die Natur und den Charakter Jesu zu beschreiben. Er ist erfüllt von Kraft, Weisheit, Wahrheit, Heiligkeit, Hingabe, Unterwerfung, Opferbereitschaft und Dutzenden anderer Qualitäten. Von all diesen, um es hervorzuheben, sagte Jesus, bleibe in meiner Liebe. Wenn der Jünger mit der Liebe Jesu verbunden bleibt, bleibt die Beziehung stark.
In Gottes Liebe bleiben: Wir denken, dass wir, wenn wir für Gott ganz kleine Dinge tun, ihn ebenso lieben können wie mit großen Aktionen. Wir wissen zweierlei: zum einen, dass alles, was wir tun, nur klein sein kann; zum anderen, dass alles, was Gott tut, groß ist. Das beruhigt uns angesichts dessen, was zu tun ist. Darum wird auch durch unsere kleinen Taten die Liebe zu Gott und die Liebe zu unserem Nächsten vollkommen eins. Jede Tat lässt uns Gott in Fülle empfangen und in Fülle weitergeben. Dann wird das Leben ein Fest. Jede kleine Unternehmung ist ein gewaltiges Ereignis, in dem uns das Paradies geschenkt wird oder in dem wir selbst das Paradies verschenken können. Reden oder schweigen, etwas flicken oder einen Vortrag halten, einen Kranken pflegen oder auf der Schreibmaschine schreiben, all das ist nur die Rinde einer herrlichen Realität: der Begegnung der Seele mit Gott, die sich in jeder Minute erneuert. Madeleine Delbrêl
Jesus sagt mir, dass er mich genauso geliebt hat, wie der Vater ihn geliebt hat. Und Jesus hat mich bis zur Vollendung geliebt, denn er ist vom Himmel herabgestiegen, ist Mensch geworden, hat für mich gelitten und ist für mich gestorben. Jesus liebt mit einer vollkommenen Liebe, so wie der Vater ihn mit der gleichen vollkommenen Liebe liebt. Br. Andrés Poblete LC
Joh 15,10: Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin.
Wenn ihr Meine Gebote haltet, werdet ihr in Meiner Liebe bleiben: Auch hier verband Jesus wahre Jüngerschaft mit dem Gehorsam gegenüber Seinem Gebot und der Ehre Seines Wortes. Jesus hat dies in Bezug auf seinen Vater erfüllt; der Jünger muss es in Bezug auf Jesus erfüllen. Wenn der Jünger nicht in der Liebe Jesu bleibt und dadurch Seine Gebote nicht hält, wird dieser Jünger nicht die Fülle erfahren der Freude, die Jesus denen verheißen hat, die in Seiner Liebe und Seinem Gehorsam bleiben.
Joh 15,11: Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde.
Einer der Schlüssel zu deiner Freude, ist in Gehorsam zu Gott zu leben. Seine Freude ist dann in uns, wenn wir in seiner Liebe bleiben und seine Gebote halten. Ähnlich steht es im Psalm 73: Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun (Ps 73,28). Der Ursprung der Freude ist dabei die Beziehung zu Christus, denn „Christus ist die Freude“ (Papst Paul VI). Wenn ich sagen kann: Herr, ich will, wie Du willst, dann ist der Weg für Gottes Freude frei.
Die vollkommene Freude besteht darin, die Gemeinschaft mit Gott zu genießen. Nun ist Gott Liebe. Eine vollkommene Freude kann also nur derjenige haben, der in der Liebe ist, denn darin ist er in Gott. Christus möchte, dass diese Freude uns erfüllt. Jesus weiß aber auch um die Gefahr, denn der tiefste Grund der Freude des „Gott-mit-uns“ steht Zeit unseres Lebens in Gefahr verschüttet zu werden, weil wir den weltlichen Hindernissen zu viel Macht einräumen oder das, was diese Freude stützt und fördert zu wenig pflegen. Über diese Stützen und Hindernisse der Freude soll es nun im Folgenden gehen.
Freude in Jesus: Die Freude an Jesus ist nicht dasselbe wie das, was gemeinhin als Glück oder Aufregung verstanden wird. Die Freude Jesu ist nicht das Vergnügen eines bequemen Lebens; es ist das Hochgefühl, mit Gott im Reinen zu sein und bewusst in Seiner Liebe und Fürsorge zu wandeln. Wir können diese Freude haben – wir können Seine Freude haben – und sie als bleibende Präsenz haben.
Geistliche Freude: Das sicherste Mittel gegen tausenderlei Nachstellungen und Listen des bösen Feindes ist, wie Franziskus zu versichern pflegte, die geistliche Freude. Er sagte nämlich: Dann hüpft der Teufel am meisten vor Freude, wenn er einem Knecht Gottes die Freude des Geistes entreißen kann. Er trägt Staub bei sich, den er nach Belieben in die kleinen Falten des Gewissens hineinwirft, um die Sauberkeit des Gewissens und die Lauterkeit des Lebens zu beschmutzen. Wenn aber die geistliche Freude die Herzen erfüllt, dann spritzt die Schlange vergeblich das tödliche Gift aus. Die bösen Geister können einem Knecht Christi nichts anhaben, wenn sie ihn mit heiliger Fröhlichkeit erfüllt sehen. Wenn jedoch der Geist in kläglicher Stimmung trostlos und traurig ist, wird er leicht entweder von der Traurigkeit aufgesogen oder eitlen Freuden überlassen. Daher trachtete der Heilige danach, stets im Jubel des Herzens zu verharren, die Salbung des Geistes und das Öl der Freude zu bewahren (vgl. Ps 45,8). Die Krankheit des Überdrusses suchte er als die schlimmste mit der größten Sorgfalt zu vermeiden. Sobald er merkte, dass sie auch nur ein wenig in seinem Geist Eingang gefunden hat, eilte er schnell zum Gebet.
Joh 15,12: Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, gleichwie ich euch geliebt habe.
Jesus hat diese Hingabe gelebt bis zum Letzten. Doch womit fängt diese Hingabe im Kleinen bei uns an? Mit Aufmerksamkeit! Schauen auf den anderen. Sich in ihm hinein versetzen. Überlegen, was er braucht. Ein Mensch, der mich versteht, ohne mich zu beurteilen oder gar zu verurteilen, hat eine heilende und befreiende Wirkung auf mich. Liebe sucht, was für den anderen gut ist. Sie verschenkt sich, ohne gleich zu fragen: Was habe ich davon? In diesem Sichverschenken liegt für uns das größte Glück. Ohne Hingabe kann man nicht lieben und ohne Hingabe nicht leben. Das innerste Wesen der Liebe ist Hingabe. Um mich zu finden, muss ich aus mir herausgehen. Wer geliebt wird und Liebe erwidern kann, ist der glücklichste Mensch auf der Welt.
Ein großes Gebot: Ein Leben im Geist setzt voraus, dass wir an der unvergänglichen, ewigen Liebe Gottes zu uns festhalten und unser eigene zeitliche Liebe, die wir Eltern, Geschwistern, unseren Ehegatten und allen, die Teil unseres Lebens sind, entgegenbringen, zum Widerschein dieser ewigen Liebe Gottes werden lassen. Weder Vater noch Mutter können ihren Kindern vollkommene Liebe schenken. Weder Ehemann noch Ehefrau können einander unbegrenzte Liebe schenken. Menschliche Liebe wird stets irgendwo gebrochen sein. Wenn unsere gebrochene Liebe die einzige Liebe ist, dir wir schenken oder erwarten dürfen, könnten wir der Hoffnungslosigkeit verfallen. Leben wir aber unsere gebrochene Liebe als einen bedingten Abglanz von Gottes vollkommener, bedingungsloser Liebe, dann können wir einander unsere Grenzen vergeben und uns der Liebe erfreuen, die wir zu geben haben. Henri J. M. Nouwen
Ein Gebot. Wie kann die Liebe befohlen werden? Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sie ist auch ein Akt des Willens. Gott schreibt uns nicht ein Gefühl vor, das wir nicht herbeirufen können. Es kann uns nicht befohlen werden, jemand zu mögen oder uns zu verlieben, aber wir können uns entscheiden, unsere Feinde zu lieben. Wichtiger noch ist es, dass wir durch die Erfahrung der Freude, geliebt zu werden, dahin geführt werden, die Liebe zu erwidern. Gott hat uns zuerst geliebt. „Nicht ihr habt mich erwählt…” Ich erfahre diese Liebe für mich als eine sich wiederholende Realität. Diese persönliche Erfahrung macht mich fähig, Liebe zu verstehen und sie teilen zu wollen. Edward Hopkins
Joh 15,13: Größere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde.
Joh 15,14: Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich euch gebiete.
Seine Freunde: Sie waren Freunde, weil sie gehorsam waren (wenn auch nicht vollkommen). Die Freundschaft mit Jesus kann nicht vom Gehorsam gegenüber seinen Geboten getrennt werden.
Gehorsam gegen Jesus Gebote: Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinander fallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst. (idem) Die Freundschaft mit Christus bedeutet, dass ich aus Liebe das will, was er will – nicht weil er es befiehlt, sondern weil ich seine Gedanken und Wünsche teile. Deshalb kann ich mich in Freiheit dazu bringen, seinen Willen aus seinen Gründen heraus zu erfüllen. Ich kann mit dem Hl. Paulus sagen, dass es Christus ist, der in mir lebt. (Gal 2,20) Was kann ich noch tun, um diesen Freund noch tiefer kennenzulernen? Edward Hopkins
Joh 15,15: Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles verkündet habe, was ich von meinem Vater gehört habe.
Seine Freunde: Sie waren Freunde, weil Jesus ihnen nichts verheimlichte, sondern offen offenbarte, was Er von Gott dem Vater empfangen hatte.
Worte von Teresa von Ávila: Bedenkt, wenn ihr vor den Herrn tretet, wer der ist, zu dem ihr sprechen wollt oder zu dem ihr sprecht. Meine Liebe und mein Vertrauen zum Herrn begannen sehr zu wachsen, als er sich mir zu erkennen gab als jemand, der jederzeit zu sprechen ist. Ich sah, daß Gott auch wahrhaft Mensch ist und sich über unsere Schwächen nicht entsetzt, sondern unsere elende, der Erbsünde unterworfene Verfassung von innen her versteht. Darum war er ja zu unserer Erlösung in die Welt gekommen. Man kann mit ihm umgehen wie mit einem Freunde, wie sehr er auch der Herr bleibt. O Du mein Herr und Gott! Wir stehen fassungslos vor Deiner majestätischen Herrlichkeit, aber noch viel fassungsloser macht uns Deine Demut, mein Herr, und die Liebe, mit der Du jemandem wir mir begegnest. Man kann sich mit Dir einfach über alles unterhalten.
Jesus ist unser Freund: Gott ist dem Menschen nicht fern. Doch er ist nicht nur Fleisch geworden aus bloßer Solidarität, sondern er nennt mich seinen Freund. Jesus möchte eine persönliche Beziehung zu mir haben. Der allmächtige, ewige Gott, der Schöpfer des Universums, nimmt mich wahr, liebt mich und möchte mit mir als seinem Freund sprechen.
Die einzige Bedingung für die Freundschaft mit Jesus. Es ist selten, dass ein Freund jemandem, der sein Freund sein möchte, Bedingungen stellt. Aber Jesus stellt mir eine Bedingung, damit ich sein Freund sein kann. Diese einzige Bedingung ist, dass ich auf seine Liebe antworte, indem ich seine Gebote befolge, die sich im Gebot der Liebe zusammenfassen lassen: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ Die Liebe ist das Einzige, was Jesus von seinen Freunden verlangt, und gerade in der Liebe liegt das Geheimnis des Glücks und der Erfüllung.
Eine Freundschaft, in der man nichts verbirgt. Wenn Christus in dieser Beziehung etwas von mir verlangt, dann nur weil er sich mir schon voll und ganz hingibt, insbesondere durch seinen Tod am Kreuz. Jesus hat keine Geheimnisse, er hat mir die ganze Liebe des Vaters offenbart. In dieser Freundschaft gibt sich Jesus seinen Freunden ganz hin, er hält nichts zurück. Wir erfahren das beispielsweise in der Heiligen Messe, wenn wir ihn in der Kommunion empfangen. Er gibt sich ganz hin. Und ich? Gebe ich mich in dieser Freundschaft Jesus ganz hin?
Joh 15,16: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.
Jesus erwählt: Sie haben Ihn nicht gewählt, wie es normalerweise der Fall war, wenn Schüler sich einem bestimmten Rabbi anschlossen. Schüler auf der ganzen Welt freuen sich, den Lehrer ihrer Wahl aufzusuchen und sich ihm anzuschließen. Aber Jesu Jünger hatten nicht die Initiative. Im Gegenteil, er war es, der sie erwählt hat.
Worte von Benedikt XVI: Wieviel Zeit geht verloren, wieviel Arbeit wird aufgeschoben, weil dieser Punkt nicht beachtet wird! Was den Ursprung und die Wirksamkeit der Mission angeht, wird alles von Christus her bestimmt: Die Sendung empfangen wir immer von Christus, der uns das bekannt gemacht hat, was er von seinem Vater gehört hat, und wir sind mit ihr betraut durch den Heiligen Geist, in der Kirche. Wie die Kirche selbst, ein Werk Christi und seines Geistes, so muss das Angesicht der Erde von Gott her erneuert werden, immer und allein von Gott her!
Joh 15,16: Ich habe euch dazu bestimmt, zu gehen und Frucht zu tragen – Frucht, die Bestand hat.
Aufbrechen: Der erste Auftrag an die Jünger – an die Freunde – ist das Aufbrechen, das Herausgehen aus dem Eigenen zu den anderen hin. Wir können hier das Wort des Auferstandenen an die Seinigen mithören, mit dem Matthäus sein Evangelium beschließt: „Geht hin und lehrt alle Völker …“ (Mt 28, 19f). Der Herr fordert uns auf, unseren eigenen Lebensbereich zu überschreiten, das Evangelium in die Welt der anderen hineinzutragen, damit es das Ganze durchdringe und so die Welt sich für das Reich Gottes öffne. Dies mag uns daran erinnern, daß Gott selber aus sich herausgetreten ist, seine Herrlichkeit verlassen hat, um uns zu suchen, um uns sein Licht und seine Liebe zu bringen. Dem aufbrechenden Gott wollen wir folgen, die Trägheit des Bei-sich-Bleibens überwinden, damit er selber hineintreten kann in die Welt. Benedikt XVI
Frucht bringen: Nach dem Wort vom Aufbrechen fährt Jesus fort: Bringt Frucht, Frucht, die bleibt. Welche Frucht erwartet er von uns? Welche Frucht bleibt? Nun – die Frucht des Weinstocks ist die Traube, aus der dann der Wein bereitet wird. Bleiben wir zunächst bei diesem Bild. Damit gute Trauben reifen können, bedarf es der Sonne, aber auch des Regens. Ist das nicht schon ein Bild des menschlichen Lebens, unseres Lebens als Priester ganz besonders? Wir brauchen Sonne und Regen, das Heitere und das Schwere, die Phasen der Reinigung und der Prüfung wie auch die Zeiten des freudigen Unterwegsseins mit dem Evangelium. In der Rückschau können wir Gott für beides danken: für das Schwere und für das Frohe, für die dunklen und für die glücklichen Stunden. In beidem erkennen wir die immerwährende Gegenwart seiner Liebe, die uns stets neu trägt und erträgt. Benedikt XVI
Die Liebe: Was ist das für eine Frucht, die der Herr von uns erwartet? Der Wein ist Bild für die Liebe: Sie ist die eigentliche, die bleibende Frucht, die Gott von uns will. Der wahre Inhalt des Gesetzes, seine Summe, ist die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Aber diese doppelte Liebe ist nichts bloß Süßes. Sie trägt in sich die Fracht der Geduld, der Demut, des Reifwerdens in der Einformung unseres Willens in den Willen Gottes, in den Willen Jesu Christi, des Freundes. Nur so, in dem Wahrwerden und Rechtwerden unseres ganzen Seins ist auch die Liebe wahr, nur so ist sie reife Frucht. Ihr innerer Anspruch, die Treue zu Christus und seiner Kirche will immer auch erlitten sein. Gerade so wächst die wahre Freude. Zutiefst deckt sich das Wesen der Liebe, der wahren Frucht mit dem Wort vom Aufbrechen, vom Hingehen: Sie bedeutet das Sichverlassen, das Sichhingeben; sie trägt in sich das Zeichen des Kreuzes. Gregor der Große hat in diesem Zusammenhang einmal gesagt: Wenn ihr zu Gott strebt, sorgt dafür, nicht allein zu ihm zu gelangen. Benedikt XVI
Joh 15,17: Das gebiete ich euch, dass ihr einander liebt.
Gottes- und Nächstenliebe: Je mehr man mit dem Nächsten verbunden ist, desto mehr ist man mit Gott verbunden. Damit ihr diesen Satz besser versteht, möchte ich euch seinen Inhalt mit einem Bild verdeutlichen, das ich von den Vätern übernommen habe. Stellt euch einen auf die Erde gezeichneten Kreis vor, also eine mit einem Zirkel gezogene runde Figur mit einem Mittelpunkt. Die Mitte des Kreises wird als Zentrum bezeichnet. Nun passt gut auf: Stellt euch vor, dass dieser Kreis die Welt darstellt, das Zentrum Gott und die Strahlen, also die Verbindungslinien zwischen Kreis und Mittelpunkt die verschiedenen Wege und Lebensweisen der Menschen. Wenn nun die Heiligen, die Gott näher kommen wollen, auf die Kreismitte zugehen, so kommen sie in dem Maß, wie sie nach innen vordringen, einander näher und gleichzeitig Gott. Je mehr sie sich Gott nähern, desto näher kommen sie einander, und je näher sie einander kommen, desto mehr nähern sie sich Gott. Und ihr versteht, dass das Gleiche auch umgekehrt gilt, nämlich wenn man sich von Gott abwendet und auf das zustrebt, was außen ist. Es ist klar: Je weiter man sich von Gott entfernt, desto weiter entfernt man sich auch voneinander, und je weiter man sich voneinander entfernt, desto weiter entfernt man sich auch von Gott. Das ist das Wesen der Liebe. In dem Maß, wie wir uns außen befinden und Gott nicht lieben, stehen wir auch unserem Nächsten fern. Wenn wir aber Gott lieben, wächst in dem Maß, wie wir uns aus Liebe Gott nähern, auch unsere Liebe zum Nächsten; und in dem Maß, wie wir mit unserem Nächsten verbunden sind, sind wir es auch mit Gott. Dorotheos von Gaza
Joh 15,18: Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.
Jesus sagte den Jüngern, dass die Welt sie oft hassen würde. So wunderbar Jesus war und Seine Botschaft war, sie sollten damit rechnen, abgelehnt zu werden, als Jesus ging, genauso wie sie oft abgelehnt wurden, während Jesus bei ihnen war. Die Jünger, zu denen Jesus in dieser Nacht sprach, würden den Hass der Welt kennen. Sie wurden verfolgt und alle starben als Märtyrer im Namen Jesu, außer Johannes – den sie zu töten versuchten, aber wie durch ein Wunder wollte er nicht durch ihre Hand sterben.
Joh 15,19: Wenn ihr von der Welt wärt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum hasst euch die Welt.
Joh 15,20: Gedenkt an das Wort, das ich zu euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie auf mein Wort argwöhnisch achtgehabt, so werden sie auch auf das eure argwöhnisch achthaben.
Joh 15,21: Aber das alles werden sie euch antun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.
Joh 15,22: Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie keinen Vorwand für ihre Sünde.
Joh 15,23: Wer mich hasst, der hasst auch meinen Vater.
Joh 15,24: Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie es gesehen und hassen doch sowohl mich als auch meinen Vater.
Joh 15,25: Doch dies geschieht, damit das Wort erfüllt wird, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: »Sie hassen mich ohne Ursache.
Joh 15,26: Wenn aber der Beistand kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird der von mir Zeugnis geben.
Geist der Wahrheit. Der Geist Gottes, der Heilige Geist, die dritte Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, hat viele Eigenschaften. Eine von diesen ist, dass er der Geist der Wahrheit ist, derjenige, der Lügen aufdeckt – in meinem Leben, aber auch in meinem Umfeld. Er ist derjenige, der mir zeigt, wer Gott ist. Alle Lügen über Gott schmelzen in dem Licht des Geistes der Wahrheit dahin. Aber nur wenn ich erlaube, dass der Heilige Geist in mein Herz eintritt und mich erfüllt: „Komm in mein Herz, lass mich Gott durch dein Licht der Wahrheit sehen, und nimm alle Lügen aus meinem Herzen. Mario Ciastoń
Die Wahrheit über mich. Der Geist der Wahrheit wirft auch sein Licht auf mich, darauf, wie ich mich sehe und erkenne. Wie oft dachten auch die Jünger, dass sie wussten, wer sie waren, und dass sie das Richtige wollten, aber Jesus hat sie mehrmals darauf hingewiesen, was sie wirklich in ihrem Herzen suchten. Von Petrus bis zu den Söhnen des Zebedäus hatte jeder seine schwachen Momente. So will auch der Heilige Geist in mir die Wahrheit ans Licht bringen – nicht, um mich zu quälen oder bloßzustellen, sondern um mir zu helfen, in der Wahrheit zu leben und zu vollkommenerem Glück zu gelangen. Aber das tut oft weh, genauso wie es den Jüngern wehgetan hat. Geist der Wahrheit, gib mir die Demut und die Kraft, um mich von deinem Licht erleuchten zu lassen und zu einer größeren Freiheit von den Lügen zu gelangen, die ich über mich glaube. Mario Ciastoń
Joh 15,27: Auch ihr werdet Zeugnis geben, weil ihr von Anfang an bei mir gewesen seid.
Zeugnis geben: Die Jünger wurden nicht in der Welt gelassen, nur um den Hass der Welt zu ertragen. Ermächtigt durch den Helfer und sein Zeugnis über Jesus, werden sie Zeugnis ablegen, wer Jesus ist und was er getan hat, um die Welt zu retten.
Was bedeutet es, Zeugnis für Christus zu geben? Es bedeutet einfach, in Übereinstimmung mit dem Evangelium zu leben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken … Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22,37–39). Der Christ ist dazu aufgerufen, seinem Nächsten und der Gesellschaft zu dienen, die Würde jedes Menschen zu fördern und zu unterstützen, die Menschenrechte zu achten, zu verteidigen und für sie einzutreten, Baumeister eines dauerhaften und echten Friedens zu sein, der auf Brüderlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit gegründet ist. Johannes Paul II
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Johannes Evangelium Joh Kapitel 15.