Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 9: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zur Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 9
Apg 9,1-2: Der neue Weg
Apg 9,1-2: Saulus aber, der noch Drohung und Mord schnaubte gegen die Jünger des Herrn, ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, in der Absicht, wenn er irgendwelche Anhänger des Weges fände, ob Männer oder Frauen, sie gebunden nach Jerusalem zu führen.
Hier wird das Christentum als der Weg bezeichnet . Dies scheint der früheste Name für die christliche Bewegung zu sein, und ein passender – er wird fünfmal in der Apostelgeschichte verwendet. Der Name der Weg bedeutet, dass das Christentum mehr ist als ein Glaube oder eine Reihe von Meinungen oder Lehren. Jesus nachzufolgen ist sowohl eine Art zu leben als auch zu glauben.
Apg 9,3: Erste wichtige Frage
Apg 9,3-4: Auf seiner Reise nach Damaskus, kurz vor der Stadt, umgab Saulus plötzlich ein blendendes Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Auf dem Weg nach Damaskus, um die Jünger Jesus zu verfolgen, wird Saulus von einem blendenden Licht zu Boden gestürzt. Dann hört er diese Frage. Diese Frage zeigt die tiefe Verbindung von Christus im Himmel mit uns auf der Erde. Und unseren Auftrag, dass wir im Bewusstsein leben: Was ihr für einen meiner Geschwister getan habt, das habt ihr für mich getan. In radikaler Radikalität gilt es dies in unseren Alltag runter zu brechen und uns einzuverleiben. Beispiel aus meinem Schulalltag: ein Schüler benötigt Hilfe beim Ausziehen der Jacke. Gleichzeitig klingelt das Telefon und eine Kollegin benötigt Hilfe bei einem Laptop, so dass ich die Jacke eher nebenbei ausziehe und dabei vergesse den Schüler mit einem freundlichen “Guten Morgen” zu begrüssen. Und während ich ihm anschliessend in die Augen schaue, steht auf einmal unausgesprochen die Frage im Raum: Joachim, Joachim, warum nimmst du mich nicht wahr.
Apg 9,5: Zweite wichtige Frage
Apg 9,5: Wer bist du, Herr?
Die erste Frage des Saulus an den Herrn lautet: Wer bist Du, Herr? Letztlich verbringen wir unser ganzes Leben damit, die Antwort auf diese Frage immer tiefer zu ergründen. Langsam und stetig im Geist wachsen wir darin. Die Erkenntnis des Wesen Jesus lässt sich eben nicht googeln. Laßt uns streben nach der Erkenntnis des Herrn. Wir werden damit hier auf der Erde in unserem Leben an kein Ende kommen. Es bleibt das Ziel und Herz unseres Lebens, sein Wesen immer tiefer zu erkennen, dass so ganz Liebe ist, die wir in ihrer Fülle nie werden fassen können. Eines aber ist klar. Eines ist wichtig: dass er uns liebt. Seine Liebe ist ganz sicher, und das soll uns genügen.
Apg 9,6: Dritte wichtige Frage
Apg 9,6: Herr, was willst Du, daß ich tun soll?
Die Frage des Saulus können wir jeden Morgen neu zu unserer Frage mache. Herr, wass willst du, dass ich heute tun soll? Wenn wir diese Frage stellen, so tun wir dies mit Demut und Gehorsam. Seien wir mit unserem Herzen bei Gott und vereinigen wir uns mit ihm und seinem Willen, statt uns mit unnützen Sorgen aufzureiben. Wir überlassen uns ganz der göttlichen Vorsehung. Als Saulus diese Frage stellte, sagte Jesus ihm nur, was er in diesem Moment tun sollte (Geh in die Stadt!). Dies ist oft der Charakter von Gottes Führung in unserem Leben. Er leitet uns einen Schritt nach dem anderen, anstatt die Details des großen Plans auf einmal darzulegen.
Möge das Wort des hl. Paulus Was willst Du, daß ich tue? immerdar das Leitwort unserer Seele sein. Franz von Sales
Apg 9,6: Paulus benutzt Mitmenschen
Apg 9,6: Der Herr antwortete ihm: Steh auf und geh in die Stadt hinein, so wird man dir sagen, was du tun sollst!
Es gibt Seelen, die, wie ihr sagt, so selbstsicher sind, dass sie sich nur vom Geist Gottes leiten lassen wollen. Alles, was sie sich einbilden halten sie für Eingebungen und Regungen des Heiligen Geistes, der sie bei der Hand nimmt und bei allem, wie sie meinen, führt, wie man Kinder führt. Da täuschen sie sich aber gewaltig. Ich bitte euch, gab es je eine auffallendere Berufung als die des hl. Paulus? Der Heiland selbst rief ihn an, um ihn zu bekehren. Trotzdem wollte er ihn nicht selber unterweisen, sondern schickte ihn zu Hananias: „Geh, du wirst einen Mann finden, der dir sagt, was du tun sollst“ (Apg 9,4-7). Daraufhin hätte Paulus fragen können: „Herr, warum sagst du mir das nicht selber?“ Er fragt aber nicht, sondern tut ganz einfach, was der Herr ihm aufgetragen hat. – Und da bilden wir uns ein, dass wir bei Gott in noch höherer Gunst stehen als der hl. Paulus, und meinen, er wolle uns selber führen, ohne sich dabei eines Geschöpfes zu bedienen? Franz von Sales
Apg 9,9: Drei Tage Dunkelheit
Apg 9,9: Und er konnte drei Tage lang nicht sehen und aß nicht und trank nicht.
Es scheint, dass Saul von dieser Erfahrung so erschüttert war, dass er drei Tage lang weder essen noch trinken konnte. Alles, was Saul tun konnte, war einfach in einer blinden Stille herumzusitzen. Dies war eine demütigende Erfahrung und eine Zeit, in der Saul alle seine früheren Vorstellungen darüber, wer Gott war und was Gott gefiel, in Frage gestellt haben muss.
Apg 9:15: Auftrag am Hananias
Apg 9,15: Doch der Herr sagte: Geh nur hin! Denn gerade ihn habe ich als Werkzeug für mich ausgewählt. Er soll meinen Namen bei Nichtjuden und ihren Königen genauso bekannt machen wie bei den Israeliten.
Der Herr erscheint dem Christen Hananias. Er bekommt den Auftrag zum immer noch blinden Paulus zu gehen. Ausgerechnet zu Paulus soll er gehen, ihm im Namen Jesu die Hände auflegen und ihn heilen? So haben wir oft bei den Wegen, die uns zugewiesen werden, allerlei Bedenken, weil wir vieles nicht wissen. Wüßten wir Gottes ganze Macht und seine Herrlichkeitsziele mit den Seinen, so würde jede Angst und Sorge bei den uns zugewiesenen Aufgaben völlig verschwinden. Auf das Erschrecken Hananias offenbart Jesus ihm, dass er gerade diesen Mann als sein Werkzeug auserwählt hat zum Apostel der Völker. Dem verunsicherten und orientierungslosen Paulus begegnet Hananias als sein persönlicher Seelsorger.
Apg 9,17: Führen von und Geführt werden
Apg 9,17: Da ging Hananias in jenes Haus. Er legte Saulus die Hände auf und sagte: Saul, mein Bruder! Der Herr hat mich geschickt.
Saulus wird in die Stadt Damaskus geschickt. Der Jünger Hananias wird hier dann vom Herrn Jesus selbst zu Saulus geschickt. Betrachten wir doch, wie der Herr lenkt. Jesus selbst rief Saulus bei seinem Bekehrungs-Erlebnis an. Trotzdem wollte Jesus ihn nicht selber unterweisen, sondern schickte ihm Menschen wie Hananias. Bilden wir uns also nie ein, allein vom Geist Gottes geleitet zu sein. Nicht alles ist Eingebung und direkte Führung. Um uns zu führen, bedient sich Gott anderer Menschen. Wo möchte mich Gott heute durch andere Menschen führen? Ebenso sind wir selbst Werkzeug Gottes. Ja: durch uns führt Jesus andere Menschen. Das Vertrauen auf den Heiligen Geist ist so nicht rein passiv, sondern aktiv und kreativ. Es schließt ein, sich mit allen eigenen Fähigkeiten als Werkzeug darzubieten.
Apg 9,18: Demut und Geduld
Apg 9,18: Im selben Moment fiel es Saulus wie Schuppen von den Augen, und er konnte wieder sehen. Er stand auf und ließ sich taufen.
Während ihm die inneren Augen geöffnet wurden, wurde ihm das äußere Augenlicht genommen. Die Weisheit Gottes verbindet manchmal innere Segnungen mit äußerer Demütigung und Schwachheit. Was der Herr uns aber sendet, ist immer heilsam und gut. Die Unfähigkeit zu sehen, machte Saulus zu einem hilflosen Mann. So sitzt er nun blind in Damaskus und betet. Aber erst einmal passiert nichts. Erst nach drei Tagen kam Hananias. Das war eine Geduldsschule für ihn. In der Schule Jesu lernt man also zunächst nicht große Kenntnisse, sondern Demut und Geduld. Nun aber wurde er von seiner Blindheit geheilt und ließ sich sofort taufen. Als Gottes Stunde kam, trat die Hilfe eilends ein. Ihm laßt uns trauen!
Apg 9,20: Gleich nach seiner Taufe begann er, in den Synagogen zu predigen und zu verkünden, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
Nach seiner Begegnung mit Jesus Christus machte sich auch der heilige Paulus auf und sogleich verkündete er Jesus und sagte: Er ist der Sohn Gottes. Und wir, worauf warten wir? Papst Franziskus
Apg 9,23: Vom Verfolger zum Verfolgten
Apg 9:23: Als aber viele Tage vergangen waren, beschlossen die Juden miteinander, ihn umzubringen.
Gleich zu Beginn musste Paulus allerlei Prüfungen durchgehen. Die erste Prüfung ist der aggressive Gegenwind. Am Ende wollen sie Paulus sogar umbringen. Für uns: An Jesus offen zu glauben kann hier bei uns bedeuten, schief angeschaut zu werden, woanders bedeutet es sogar noch heute Verfolgung. Die zweite Prüfung ist die kühle Aufnahme bei den Gläubigen in Jerusalem. Für uns: Die Geschwister in Christus sind auch Menschen. Sie begegnen uns nicht gleich alle herzlich, sondern oft kritisch. Die dritte Prüfung ist das Ausbleiben der Verheissung. Viele Jahre vergehen bis Paulus zum grossen reisenden Missionar wird. Für uns: Geduld und Vertrauen gerade in schwierigen Lebenssituationen!
Schwierigkeiten sind die beste Prüfung für den geistlichen Charakter eines Menschen. John Fullerton MacArthur
Apg 9:26: Flucht nach Jerusalem
Apg 9:26: Als nun Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; aber sie fürchteten ihn alle, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei.
Die Stelle liest sich als direkte Fortführung zur Bekehrung und Taufe. Tatsächlich liegen ganze drei Jahre dazwischen. Paulus war inzwischen drei Jahre in Arabien gewesen, wo er wahrscheinlich im Hinblick auf seinen Dienst unterwiesen und vorbereitet wurde. (vgl. Gal 1,18). Nun war er nach Damaskus zurück gekehrt. Frei und mutig bekennt Paulus den Retter Christus. Und so soll auch er umgebracht werden. In einer Nacht- und Nebelaktion wird Paulus daher von der Gemeinde in Damaskus aus der Stadt gebracht und gerettet. Nach der Flucht führt sein Weg nach Jerusalem, weil er Petrus kennen lernen wollte. Voller Angst wollte dort zuerst keiner glauben, dass er nun ein Jünger Jesus ist. Aber Barnabas bezeugt das Bekehrungserlebnis und das Wirken des Paulus in Damaskus.
Apg 9,28: Nun erst wurde Saulus von der Gemeinde in Jerusalem herzlich aufgenommen. Er ging bei ihnen aus und ein und predigte in der Öffentlichkeit unerschrocken im Namen des Herrn.
Apg 9,34: Jesus Christus heilt dich
Apg 9,34: Jesus Christus heilt dich.
Diese Worte spricht Petrus bei der Heilung eines Gelähmten. Dazu Worte von Papst Franziskus: Dort liegt die wahre Heilung, da die wirklich gesund und nicht krank machende Weise, mit anderen in Beziehung zu treten, eine mystische, kontemplative Geschwisterlichkeit ist, die die heilige Größe des Nächsten zu sehen weiß; die in jedem Menschen Gott zu entdecken weiß; die die Lästigkeiten des Zusammenlebens zu ertragen weiß, indem sie sich an die Liebe Gottes klammert; die das Herz für die göttliche Liebe zu öffnen versteht, um das Glück der anderen zu suchen, wie es ihr guter himmlischer Vater sucht.
Christus ist der Arzt, der uns Heilung bringt und uns gesund macht. Er will unser Leben auf Gott und auf die anderen hin öffnen. Nehmen wir seine heilende Liebe in uns auf und schenken wir sie den Menschen um uns weiter. Dann leben wir wirklich. Benedikt XVI
Apg 9,36: Jüngern Tabita
Apg 9,36: In Joppe lebte eine Jüngerin mit Namen Tabita. Das heißt so viel wie “Gazelle”. Sie tat viel Gutes und half den Armen, wo sie nur konnte.
Tabita ist die einzige Frau in der Bibel, die als „Jüngerin“ bezeichnet wird. Sie war eine Nachfolgerin des Herrn Jesus und zeigte in ihrem Leben, wer ihr Herr und Meister war. Sie wohnte in Joppe und war in dieser Stadt für ihren Herrn. Tabita hatte keinen großen Besitz und war trotzdem reich – reich an guten Werken und Almosen. Sie hatte keinen Reichtum auf der Erde, ihr Reichtum war im Himmel. Reichtum auf der Erde ist vergänglich und hat nur einen begrenzten Wert, Reichtum im Himmel dagegen ist absolut sicher und hat Ewigkeitswert. Es ist nur sehr wenigen Menschen gegeben, auf der Erde materiell reich zu sein. Doch jedem von uns steht es offen, sich Schätze im Himmel zu sammeln. Wo liegt unser Reichtum – im Himmel oder auf der Erde? Daniel Melui
Apg 9:37: Nun war sie gerade in dieser Zeit krank geworden und gestorben. Man wusch den Leichnam und bahrte ihn im oberen Stockwerk des Hauses auf.
Apg 9:38: Als die Jünger in Joppe gehört hatten, dass Petrus sich in Lydda aufhielt, schickten sie sofort zwei Männer zu ihm und ließen ausrichten: “Bitte komm so schnell wie möglich zu uns.” Von Joppe war es nicht weit nach Lydda.
Apg 9:39: Petrus ging sofort mit ihnen. Als er angekommen war, führten sie ihn gleich in das Obergemach. Dort hatten sich viele Witwen eingefunden. Weinend traten sie zu Petrus und zeigten ihm die Unter- und Obergewänder, die Tabita für sie gemacht hatte, als sie noch lebte.
Apg 9,40: Tabitha, steh auf!
Apg 9,40: Doch Petrus schickte alle hinaus. Dann kniete er nieder und betete. Schließlich wandte er sich zu dem Leichnam und sagte: “Tabita, steh auf!” Da öffnete sie die Augen. Und als sie Petrus erblickte, setzte sie sich auf.
Apg 9,41: Er fasste sie an der Hand und half ihr auf die Füße. Dann rief er die Witwen und die anderen Heiligen herein und gab ihnen Tabita lebend zurück.
Auf seinen vielen Reisen durch das Land kommt Petrus nach Lydda. Dort heilt er einen Gelähmten. Außerdem erweckt er in Joppe eine Tote wieder zum Leben. Wunder über Wunder, die viele Menschen zum Glauben an Christus führt. Sicherlich nicht alle Kranken in der Umgebung des Petrus werden körperlich gesund. Aber alle Menschen sollen von Christus hören. Im Vertrauen auf ihn können sie Kraft bekommen aufzustehen, auch in einem übertragenen tieferen Sinn und das in die Hand zu nehmen, was sie bisher gebunden hat. Jesus Christus heilt dich und schenkt dir das Leben.
Apg 9:42: Bald wusste ganz Joppe, was geschehen war, und viele kamen zum Glauben an den Herrn.
Apg 9:43: Petrus blieb noch lange in der Stadt und wohnte während dieser Zeit bei einem Gerber namens Simon.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten einzelnen Bibelversen aus der Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 9.