Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 8: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zur Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 8
Apg 8,3: Vertreibung aus Jerusalem
Apg 8,3: Saulus aber setzte alles daran, die Gemeinde auszurotten. Er ließ die Häuser durchsuchen, Männer und Frauen fortschleppen und ins Gefängnis werfen.
Nach der Steinigung des Stephanus beginnt eine große Verfolgung der Gemeinde. Viele fliehen aus Jerusalem, verlassen alles aufgrund ihres Glaubens an Christus. Welch großes Vorbild sind sie doch für uns! Die positive Folge: die Flüchtenden tragen das Evangelium aus Jerusalem hinaus. Die Flüchtenden waren keine ausgebildeten Prediger. Sie waren schlicht Menschen wie du und ich, die überall von Jesus sprachen. Wir können genauso sein wie diese ersten Christen. Wir können die gute Nachricht darüber teilen, was Jesus in unserem Leben getan hat. Der Glaube an Christus ist keine Privatsache, sondern drängt dazu geteilt zu werden. Die meisten Menschen kommen nicht durch einen Prediger zu Jesus. Sie kommen durch Menschen wie uns zu Jesus.
Apg 8,4: Diejenigen nun, die zerstreut worden waren, zogen umher und verkündigten das Wort des Evangeliums.
Apg 8,8: Freude des Evangeliums
Apg 8,8: Und es herrschte große Freude in jener Stadt.
Der Diakon Philippus bringt das das Evangelium nach Samarien. Die Menschen folgten mit Begeisterung seiner Verkündigung. So herrschte große Freude. Dies der Sinn unserer Sendung: in der Welt die Freude des Evangeliums auszusäen! Wo Christus mit der Kraft des Heiligen Geistes verkündet und mit offenem Herzen aufgenommen wird, wird unser Leben trotz der vielfältigen Probleme ein Ort der Freude. Mögen wir an dem Ort, für den wir bestimmt sind, die Freude und Hoffnung verbreiten können, die dem Evangelium entspringen.
Unser Leben darf in spürender Weise eine in den Alltag gefasste Christusfreude sein. Paul Deitenbeck
Apg 8,14: Leben ist Begegnung
Apg 8,14: Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin.
Alles Leben ist Begegnung: Jesus begegnet den Jüngern, Petrus und Johannes begegnen den Menschen in Samarien. Liest man die Bibel geht es so gut wie nie um theologische Abhandlungen, sondern es vollzieht sich alles in der Begegnung zwischen Menschen untereinander und zu Gott. Achte auf deine Begegnung: Ich begegne dem Du und hier ereignet sich mein Leben. Gott schickt mir Menschen, die mir Impulse geben, die verändernd auf mein Leben wirken. Und ich werde mir bewusst: die wichtigste Begegnung ist die Gottesbegegnung. Ich danke heute Gott für besondere Begegnungen in meinem Leben, meine Eltern, mein Partner, Geschwister, Freunde, Kollegen u.v.m.
Apg 8,18: Umgang mit unreinen Motiven
Apg 8,18-19: Simon hatte dies alles gesehen. Da bot er Petrus und Johannes Geld an und sagte: Verhelft auch mir dazu, dass jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist bekommt.
Simon war ein bekannter Zauberer in Samarien. Beeindruckt von den Taten und Heilungen lässt er sich taufen. Er selbst gab sich als etwas Großes aus und dieser Drang nach Geltung lässt ihn Petrus bitten, dass er ihm Geld gebe, um gleiche Dinge tun zu können. Sein Motiv war nicht rein: Ehrsucht. Durch sie war er vergiftet. Auch in unser Handeln mischen sich immer wieder unreine Motive, sei es nun Ehrsucht, Neid, Stolz und dergleichen. Verurteilen wir uns nicht dafür, solange wir nicht davon versklavt werden, sondern sie in unserer menschlichen Schwäche nun mal immer wieder auftauchen. Tauchen sie auf, weisen wir sie in ruhigem Geiste von uns und suchen unsere Ehre allein bei Gott. Gott sei unser Herz und unser Leben. Das ist das beste Gegenmittel, um uns vor einem vergifteten Denken zu bewahren.
Apg 8,23: Ich sehe, dass dein Denken ganz vergiftet ist.
Apg 8:26: Steh auf und gehe
Apg 8,26: Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Stehe auf und gehe gegen Mittag auf die Straße, die von Jerusalem geht hinab gen Gaza, die da wüst ist.
Worte „Steh auf und geh“ finden wir einige Male in den Evangelien und in der Apostelgeschichte. In den Evangelien richtet der Herr diese Worte häufig an Menschen, denen Er geholfen hatte. In der Apostelgeschichte sind es fünf Menschen, die dieses mutmachende Wort hören: Kapitel 3,6: Der Gelähmte, Kapitel 8,26: Philippus, Kapitel 9,6;22,10: Saulus, Kapitel 9,11: Ananias, Kapitel 10,20: Petrus. Haben wir den Appell des Herrn ebenfalls gehört: „Steh auf und geh“? Sowohl initial (d.h. als Sünder, der zur Buße kommt) als auch als Gläubige, die der Herr zu einer bestimmten Aufgabe ruft? Was ist unsere Reaktion? Ernst-August Bremicker
Es gab mindestens zwei Wege, die von Jerusalem nach Gaza führten. Philippus sollte ausgerechnet den „öden Weg“ wählen („öde“ könnte sich sprachlich allerdings auch auf den Ort Gaza beziehen, es ist allerdings unwahrscheinlich, dass der Engel das meint). Normalerweise würde ein Evangelist eher den Weg wählen, wo er viele Menschen trifft. Aber Gottes Weise ist manchmal anders. Wir müssen lernen, im Dienst des Herrn menschliche Logik hinten anzustellen. Gottes Wege sind nicht unsere Wege und seine Pläne sind oft anders, als wir es uns vorstellen. Manchmal müssen wir einen Ort geistlicher Fruchtbarkeit verlassen, um in ein ödes Gebiet zu gehen. Ernst-August Bremicker
Zudem sagt der Engel Philippus mit keinem Wort, was ihn auf dem öden Weg erwarten würde. Der Glaube von Philippus wird auf diese Weise geprüft (ähnlich wie der Glaube Abrahams, der ging, ohne zu wissen, wohin er kam). Gott sagt seinen Dienern nicht immer genau voraus, was ihnen begegnen wird und welche Aufgabe sie konkret erledigen sollen. Gott erwartet einfach, dass wir Ihm gehorchen. Dabei dürfen wir uns allerdings darauf verlassen, dass Er mit uns geht. Ernst-August Bremicker
Apg 8:27: Philippus und der Kämmerer
Apg 8,27-28: Und er stand auf und machte sich auf den Weg. Und siehe, da war ein Äthiopier, ein Kämmerer und Gewaltiger der Kandake, der Königin der Äthiopier, welcher über ihren ganzen Schatz gesetzt war; dieser war gekommen, um in Jerusalem anzubeten, und nun kehrte er zurück und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.
Philippus hätte eine Reihe von logischen Argumenten gegen diesen Auftrag vorbringen können. Warum sollte er ein segensreiches Arbeitsfeld verlassen? Warum sollte es gerade ein öder Weg sein? Doch Philippus diskutiert nicht. Er steht auf und geht. Gott ruft und der Diener ist gehorsam. So einfach kann es sein und doch handeln wir oft anders. Wir denken an Jona, der einen klaren Auftrag bekam und in die entgegengesetzte Richtung ging. Wenig später in der Apostelgeschichte hatte Ananias größere Mühe, als er den Auftrag bekam, zu Saulus zu gehen (Apg 9,13.14). Er hatte dem Auftrag Gottes ein „aber“ entgegenzusetzen. Und Petrus ging noch einen Schritt weiter, als der Herr ihn auf seine Aufgabe im Haus des Kornelius vorbereiten wollte. Er widersprach sogar mit den Worten: „Keineswegs, Herr“ (Apg 10,14). Als der Auftrag dann allerdings präzisiert wurde, war Petrus wie Philippus sofort gehorsam (Apg 10,20.21). Ernst-August Bremicker
Und Siehe: Dieser Ausdruck kommt im Alten und Neuen Testament häufig vor. Gott möchte damit unsere Aufmerksamkeit auf etwas Besonderes lenken – manchmal auf etwas, das wir nicht erwartet hätten. In der Apostelgeschichte kommt diese Wortkombination genau sieben Mal vor (Apg 5,28; 8,27; 10,30; 11,11; 12,7; 16,1; 27,24). Für uns gilt, dass wir manchmal ganz besonders Achtgeben sollen. Für Philippus war es jedenfalls eine Überraschung, plötzlich einen äthiopischen Finanzminister in der Wüste zu treffen, der zudem noch in einer Buchrolle des Propheten Jesaja las. Es ist gut, wenn wir offene Augen für die Überraschungen haben, die Gott uns im Dienst für unseren Herrn erleben lässt. Sie können oft sehr bereichernd sein. Ernst-August Bremicker
Es ist denkbar, dass dieser Mann ein Proselyt gewesen ist (d.h. ein Heide, der sich zu dem Gott der Juden bekannte). Sicher ist das nicht. Jedenfalls war er auf der Suche nach Gott, sonst hätte er nicht die lange und gefahrvolle Reise nach Jerusalem unternommen. Je nach dem, von wo genau er abgereist war, betrug die Entfernung gut und gerne 2.000 km oder mehr. Doch anders als die Königin von Scheba, die ebenfalls nach Jerusalem gereist war (vgl. 1. Könige 10), fand er nicht, was er suchte. Der Text selbst sagt dazu nichts, doch es kann nicht anders gewesen sein. Er kam suchend und zog unbefriedigt zurück. Er suchte Gott und fand einen toten Gottesdienst voller Formalismus. Doch Gott ließ ihn nicht unbefriedigt in sein Land zurückkehren, sondern sandte Philippus, damit er mit Freude weiterreisen konnte. Ernst-August Bremicker
Der Mann saß in seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er die Buchrolle in Jerusalem für einen hohen Preis erworben hatte. Eine Buchrolle war damals etwas Besonderes – nur wenige hatten die Möglichkeit, eine solche zu kaufen und die Fähigkeit, darin zu lesen. Sie war per Hand geschrieben und es ist bekannt, dass die Juden beim Kopieren großen Wert darauf legten, genau und fehlerfrei abzuschreiben. Es war also ein großer „Schatz“, den er in seinen Händen hielt – und zwar ein größerer als alle Schätze, die er für seine Königin verwaltete. Ernst-August Bremicker
Apg 8, 29: Hören und zuhören
Apg 8,29: Da sprach der Geist zu Philippus: Tritt hinzu und halte dich zu diesem Wagen!
Apg 8,30: Da lief Philippus hinzu und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen und er sprach: Verstehst du auch, was du liest?
Hören auf Gott: Ein Engel ruft Philippus an einen öden Ort. Philippus hört auf ihn und damit auf Gott. Hören wir ebenso auf Gottes sanfte Stimme und seine Eingebungen, wenngleich wir nicht immer sofort verstehen, wie und wohin er uns führt. Hier nun: Ein königlicher Beamter aus Ägypten war nach Jerusalem gekommen, um Gott anzubeten. Auf dem Rückweg las er im Wagen die Heilige Schrift. Aber er verstand nichts. Durch Philippus wird ihm eine Hilfe von Gott geschickt. Philippus hört in der Begegnung mit dem Kämmerer zuallerst zu. Zuhören ist so wichtig. Dann stellt er eine Frage. Fragen öffnen das Herz. Sie signalisieren Interesse. Zuletzt steigt er auf dessen Wagen. Sie begegnen einander auf Augenhöhe. Dann erst erklärt er das Evangelium.
Apg 8:31: Bitte um Hilfe
Apg 8,31: Er aber sprach: Wie kann ich denn, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.
Der Kämmerer zögert nicht, eine ehrliche Antwort zu geben. Er wusste nicht, wer Philippus war und ob er ihm helfen konnte. Dennoch schämte er sich nicht, offen zu sagen, dass er nicht verstand, was er las. Der Text erschloss sich ihm nicht. Deshalb benötigte er Hilfe. Für uns zeigt sich hier ein wichtiger Grundsatz, dass wir Hilfe brauchen, um das Wort Gottes zu verstehen. Ernst-August Bremicker
Der Evangelist predigt nicht von oben herab als jemand, der über anderen steht. Er begegnet dem anderen auf Augenhöhe und setzt sich daneben. Wir sollten nie vergessen, dass wir von Natur keinen Deut besser und anders sind als Menschen, die Gott bisher nicht kennen und keine Beziehung zu Jesus Christus haben. Ernst-August Bremicker
Apg 8,35: Evangelium von Jesus
Apg 8,35: Da tat Philippus seinen Mund auf und begann mit dieser Schriftstelle und verkündigte ihm das Evangelium von Jesus.
Philipps effektive Predigt bestand darin, zu erklären, wer Jesus war und was er für uns getan hat. Zu viele Prediger konzentrieren sich heute darauf, was wir für Gott tun müssen, aber das Evangelium beginnt mit dem, was Gott in Jesus Christus für uns getan hat, und gründet sich darauf.
Apg 8,36-37: Jesus Christus der Sohn Gottes
Apg 8,36-37: Als sie aber auf dem Weg weiterzogen, kamen sie zu einem Wasser, und der Kämmerer sprach: Siehe, hier ist Wasser! Was hindert mich, getauft zu werden? Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so ist es erlaubt! Er antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!
Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist: Dieses Glaubensbekenntnis, in seiner ganzen Bedeutung genommen, ist der wesentliche Glaube für jeden, der zu Gott kommen wird. Wir müssen an die Person Jesu glauben, an alles, was Er als Christus ist und getan hat . Wir müssen glauben, dass Er der göttliche Sohn ist, und dass Er der Sohn Gottes ist, der vom Vater gesandt wurde, um die Errettung all jener zu erreichen, die von ganzem Herzen glauben.
Apg 8,39: Als sie aber aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr.
So wie Philippus sich um den Kämmerer gekümmert hat, so können auch wir uns um Menschen kümmern, ihnen den Weg zu Jesus bekannt machen und sie auf diesem neuen Weg dann eine Zeit lang begleiten. Und dann verändert sich in diesen Menschen vielleicht etwas, hin zu einem neuen Menschen, so wie sich auch bei dem Kämmerer etwas großartiges verändert hat. Der Kämmerer weiß, dass sein Leben eine gewaltige Veränderung erfahren hat. Deshalb lässt er sich taufen, als äußeres Zeichen der „neuen Geburt“ in Jesus Christus. Die Taufe macht deutlich, dass alles was ihn bisher von Gott getrennt hatte in dem Moment vorüber ist und der Anfang mit dem lebendigen Gott begonnen hat. Rolf Aichelberger
Apg 8,39: Voll Freude
Apg 8,39: Er zog voll Freude seines Weges.
Der Kämmerer bekehrt sich und wird von Philippus getauft. Voll Freude geht er seinen weiteren Weg. Nochmals also die Freude! Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Apostelgeschichte. Die christliche Freude ist mir ein so wichtiges Anliegen. Wo immer uns Störendes begegnet (und das tut es!), lasst uns innerlich aufmerken und uns stets die Frage stellen: Ist dieses, was mich jetzt trifft und stört, es wert, dass ich darüber meine christliche Freude verliere? Viel Störendes relativiert sich dadurch schnell, scheinbar Großes wird dadurch klein. So gehen wir mit dem Vorsatz in den Tag, nur für heute voll Freude unseren Weg zu gehen, begleitet durch die Zuversicht, die uns trägt: Gott ist mit uns.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten einzelnen Bibelversen aus der Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 8.