Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 3: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zur Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 3
Apg 3,2: Der Gelähmte
Apg 3,2: Da wurde gerade ein Mann herbeigetragen, der von Mutterleib an gelähmt war. Man setzte ihn täglich an die sogenannte “Schöne Pforte”, damit er von den Leuten, die in den Tempel gingen, Almosen erbitten konnte.
Grenzen anzunehmen oder bis an die Grenzen zu gehen, das ist keine Kleinigkeit. Wir sehen das an dem gelähmten Bettler, der sich tragen lassen muss, und an denen, die ihn tragen. Der nicht mehr auf die eigenen Füße kommt und den Weg selbst gehen kann, der viel Selbststand verloren hat, den heben die anderen auf und setzen ihn an die Pforte des Tempels. Das sind sozial wertvolle menschliche Haltungen. Maria Laach
Apg 3,3: Als er Petrus und Johannes ins Tempeltor eintreten sah, bat er sie gleich um eine Gabe.
Apg 3,4: Die Heilung eines Gelähmten
Apg 3,4: Petrus aber sah ihn an mit Johannes und sprach: Sieh uns an.
Apg 3,4: Die beiden blickten ihn aufmerksam an, und Petrus sagte: Sieh uns an.
Eine wundervolle Stelle für Beziehung in der Apostelgeschichte. Das “Sich anschauen” erzeugt eine Nähe. In dieser Nähe bewegst du dich permanent in einem Spannungsfeld zwischen inneren Bedürfnissen und äußeren Anforderungen. So ist es nicht verwunderlich, dass der meiste Streß Beziehungsstreß ist. Umso mehr müssen wir auf die Qualität dieser Beziehungen achten. Hört sich simpel an, aber ich weiß durch meine Teamarbeit, dass wir oft monologisieren und im scheinbaren Gespräch nicht wirklich beim Nächsten sind. Das lässt uns leer werden und ausbrennen. Wenn mir das passiert, schaue ich dem anderen bewusst in die Augen. Das hilft um wieder ganz bei mir und ganz beim anderen zu sein. Bedenke: Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht.
Petrus und Johannes sehen den Gelähmten an. Nächstenliebe beginnt mit offenen Augen. Im Anschauen des Nächsten folgen wir im Tiefsten dem Herrn, der alle Menschen in Liebe anschaut. Gott hat sich nun sichtbar gemacht: In Jesus können wir den Vater anschauen. Pflege ebenso dein Empfinden für das Angeschautwerden von Gott. So ist es ein gegenseitiges Anschauen in der Gottesliebe. Und dies fliesst über in die Begegnung mit dem anderen Menschen, in denen wir ja Gott begegnen und somit schauen dürfen. Nehme heute bewusst die Bedeutung war, wie wichtig es ist, sich in die Augen zu schauen, um so ganz beim Gegenüber zu sein und so bei Gott zu sein.
Ungeteilte Aufmerksamkeit, in die Augen schauen, wirklich zuhören, dadurch Leben verschenken. Es geht um Zeit, die wir bewusst gemeinsam verbringen. Darin liegt eine hohe Qualität. Diese uneingeschränkte Aufmerksamkeit ist eine Beziehungsqualität, die wir nicht hoch genug einschätzen können, gerade in Zeiten der digitalen Technik, wo wir immer häufiger auf irgendwelchen technischen Geräten rumtippen. Das Ansehen – Auge in Auge – hat einen unaussprechlichen Zauber der Nähe, ein Grund übrigens dafür, warum meine Frau und ich wochenlang unser Eheversprechen auswendig lernten, damit wir uns währenddessen in der Kirche in die Augen schauen konnten. Es hat sich gelohnt! Also: Sieh den anderen an. In ihm siehst und begegnest du Jesus.
Sie sehen ihn an, sprechen ihn an, fassen ihn an der Hand, machen ihm Mut aufzustehen. Auf eigenen Füßen geht er, der das erfuhr, dann durch die Tempeltür ins Heiligtum hinein. Das Wunder im Namen Jesu geht über Menschenmaß hinaus, Gott weiß wie. Aber es baut auf menschlichem Verhalten auf, nimmt Menschen in Dienst, die das Vertrauen auf ihn darin bezeugen.
Apg 3,6: Doch Petrus sagte: Silber und Gold habe ich nicht. Aber was ich habe, werde ich dir geben: Im Namen von Jesus aus Nazaret, dem Messias: Steh auf und geh!
Doch was ich habe, das gebe ich dir. Der Herr möchte uns einsetzen als lebendige, freie und kreative Menschen, die sich von seinem Wort durchdringen lassen, bevor sie es weitergeben. Seine Botschaft muss wirklich den Weg über den Prediger nehmen, aber nicht nur über seine Vernunft, sondern indem es von seinem ganzen Sein Besitz ergreift. Papst Franziskus
Apg 3,7: Die Bedeutung des Aufrichtens
Apg 3,7: Dabei fasste er seine rechte Hand und half ihm auf. Sofort wurden die Füße und Gelenke des Mannes kräftig.
Petrus heilt den Gelähmten im Namen Jesus. Es bleibt nicht bei Worten, sondern es folgt die Tat. Petrus hilft ihm auf. Petrus richtet ihn auf. Gott hat es so eingerichtet, dass einer die Last des anderen tragen soll, denn keiner ist ohne Last. Lasst uns einerander trösten, stützen und richten wir uns gegenseitig auf. Für mich bedeutet das: Gott nimmt mich in den Dienst. Gott möchte durch mich in dieser Welt wirken. Gott möchte durch mich Menschen aufrichten und kräftigen. Nehmen wir bewusst Menschen in unserer Umgebung ins Auge, die eine helfende, aufrichtende Hand brauchen. Und sind wir auch selbst nicht zu stolz, eine aufrichtende Hand zu ergreifen, wenn wir selbst mal am Boden liegen. Durch meine Hände wird Christus lebendig!
Was sie tun, will ich mitgehen lassen in meinen Tag heute: Sie sehen den an, der angewiesen ist, und sagen auch: »Sieh uns an!« Sie versprechen nicht, was sie nicht haben, sie tun nicht groß. Aber sie geben, was sie haben, die Hand, die aufrichtet, und das Vertrauen in Jesus über Menschengrenzen hinaus. Wie es in einem Lied von Alois Albrecht von 1974 heißt: »Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung. Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da.«
Apg 3,8: Er sprang auf und konnte tatsächlich stehen und gehen. Mit Petrus und Johannes ging er in den Tempelhof, lief herum, sprang in die Luft und lobte Gott.
Apg 3,9: Die ganze Menschenmenge dort sah ihn herumlaufen und Gott loben.
Apg 3:12: Tempelpredigt des Petrus
Apg 3,12: Als Petrus das sah, wandte er sich an das Volk: Ihr Männer von Israel, weshalb verwundert ihr euch darüber, oder weshalb blickt ihr auf uns, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser umhergeht?
Vielleicht erinnern wir uns an Worte des Petrus aus den Evangelien. Wie anders sind die Worte im Text heute, die er zu all dem Volk spricht, das ihm nun im Tempel nach der Heilung des Gelähmten zuhört. Da ist eine Veränderung, die alles übertrifft, was man für möglich halten konnte. Gläubige Menschen erkennen darin, wie Petrus hier sprechen kann, das lebendige Wirken des Heiligen Geistes, der den Jüngern an Pfingsten ins Herz eingegossen wird. Er schenkt Menschen Erkenntnis und Freiheit und neues Sprechen. Der Heilige Geist kennt viele Wege, Menschen zu bewegen und zu verändern. Maria Laach
Apg 3,15: Zeugen der Auferstehung
Apg 3,15: Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Das können wir bezeugen.
Wieder bezeugt Petrus voller Großmut die Auferstehung. Er bezeugt, dass Jesus von Gott in die Welt gesandt wurde als unser Retter, der leiden musste. Er bezeugt, dass er beauftragt war, uns zu segnen. Er bezeugt, dass Jesus uns helfen wird umzukehren und unser Leben zu ändern, so dass uns unsere Sünden vergeben werden. Er bezeugt, das allein das Vertrauen auf Jesus und heilt. Er bezeugt, dass alles Leben von ihm kommt.
Apg 3:21: Hinweis auf die Endzeit
Apg 3,21: Zunächst allerdings ist Jesus, wie Gott es geplant hat, in den Himmel zurückgekehrt. Dort nimmt er den ihm gebührenden Platz ein, bis die Zeit kommt, in der alles wiederhergestellt wird, wie Gott es schon seit langem durch seine heiligen Propheten angekündigt hat.
Als Christen dürfen wir voller Hoffnung sein. Am Ende wird alles wiederhergestellt werden. Was das im Konkreten bedeutet, lässt sich schwer sagen. Eines aber ist sicher: Wir dürfen voller Gewissheit sein, dass die Geschichte dieser Welt ein Ziel hat und ein gutes Ende nimmt. Denn das Reich Gottes wird kommen. Die schwierigen Zeiten, in denen wir leben, sind nur Geburtswehen (Mk 13,8; Röm 8,22), und das Ende dieser (bösen) Welt ist nur der Durchgang zur erlösten Welt. Das letzte Wort aber wird Gott haben und Gott bringt sein Reich. Das steht fest.
Apg 3,22: Ihr sollt alles befolgen, was er euch sagt.
Apg 3, 26: Segen und Hilfe durch Christus
Apg 3,26: Jesus möchte euch segnen.
Dies sind die wundervollen Abschlussworte der zweiten Predigt des Petrus (Tempelpredigt). Wenn wir Gutes tun, tun wir wir es durch den Glauben an Christus und in seinem Segen. Die Versuchung besteht immer darin, Dinge im Vertrauen auf etwas oder jemand anderen zu tun. Auf gute Absichten vertrauen. Auf Talente und Gaben vertrauen. Auf materielle Ressourcen vertrauen. Auf den Ruf und den bisherigen Erfolg vertrauen. Auf harte Arbeit oder kluge Arbeit vertrauen. Stattdessen müssen wir immer auf seinen Namen vertrauen und im Glauben an ihn Gutes tun. Allein nach unserem Vertrauen verlangt ihn. Bei allem anderen ist uns seine Hilfe zur Seite.
Apg 3,26: Er wird euch helfen, umzukehren und euer Leben zu ändern.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten einzelnen Bibelversen aus der Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 3.