Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 1: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zur Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 1
Apg 1,3: Bedeutung der 40 Tage
Apg 1,3: Während vierzig Tagen sahen sie ihn immer wieder, und er redete mit ihnen über Gottes Reich.
Bedeutung der 40 Tage: Die Himmelfahrt Christi geschah 40 Tage nach seiner Auferstehung. Es geht nicht darum, ob diese Tagesanzahl historisch exakt ist, sondern darum die theologische Wahrheit dahinter zu begreifen. 40 Tage bezeichnet eine heilige Zeit, erinnert an 40 Tage Sinflut, 40 Jahre Wüstenwanderung, 40 Tage Mose auf dem Berg Sinai und 40 Tage Jesu in der Wüste. Die Nennung der 40 Tage unterstreicht die Wichtigkeit dieses Ereignisses. Auch, wenn ich mich wiederhole, aber das ist der Kern: das Wichtigste an der Himmelfahrt ist, zu verstehen, dass Jesus dadurch zum vollkommen Gegenwärtigen wird, dass sich folgende Verheißung gerade durch die Himmelfahrt erfüllt hat:Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Apg 1,4: Verheißung des Vaters
Apg 1,4-5: Und als er mit ihnen zusammen war, gebot er ihnen, nicht von Jerusalem zu weichen, sondern die Verheißung des Vaters abzuwarten, die ihr— so sprach er — von mir vernommen habt, denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.
Verheißung des Vaters: Es ist bezeichnend, dass dieses Kommen, Erfüllen und Ermächtigen des Heiligen Geistes die Verheißung des Vaters genannt wird. Es zeigt, dass wir mit Spannung darauf warten sollten; ein Versprechen des Vaters konnte nur gut sein. Es zeigt, dass es zuverlässig ist; der Vater würde niemals etwas versprechen , was er nicht erfüllen konnte. Es zeigt, dass die Verheißung all Seinen Kindern gehört, da sie von Gott als unserem Vater kommt. Es zeigt, dass es im Glauben empfangen werden muss, wie es das Muster mit den Verheißungen Gottes in der ganzen Bibel ist.
Apg 1,8: Zeugen sein
Apg 1,8: Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!
Der Fortschritt der Verbreitung der Botschaft des Evangeliums von Jerusalem nach Judäa und Samaria und dann bis ans Ende der Erde wird zum Umriss der Apostelgeschichte. Apostelgeschichte 1-7 beschreibt das Evangelium in Jerusalem. Apostelgeschichte 8-12 sprechen vom Evangelium in Judäa und Samaria. Apostelgeschichte 13-28 erzählt davon, dass das Evangelium bis ans Ende der Erde geht .
Der auferstandene Christus braucht Zeugen, die ihm begegnet sind, Menschen, die ihn durch die Kraft des Heiligen Geistes zutiefst kennengelernt haben. Menschen, die von ihm Zeugnis geben können, weil sie ihn sozusagen mit eigenen Händen berührt haben. Durch die Zeugen ist die Kirche aufgebaut worden. Jeder Christ kann und soll auf seine Weise Zeuge des auferstandenen Christus sein. Wenn wir die Namen der Heiligen lesen, können wir sehen, wie oft es sich bei ihnen vor allem um einfache Menschen gehandelt hat und das gilt auch heute noch: Menschen, von denen ein strahlendes Licht ausgeht, das zu Christus hinzuführen vermag. Benedikt XVI
Apg 1,9: Weggehen und Kommen
Apg 1,9-10: Eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg. Und als sie unverwandt zum Himmel blickten, während er dahinfuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißer Kleidung bei ihnen.
Es ist nicht so, dass Himmelfahrt bedeutet, dass Jesus von der Erde in den Himmel geht, wie von A nach B. Er ist schlichtweg bei der Himmelfahrt nicht weg gegangen, sondern gerade dadurch in eine Seinsweise eingetreten, in der er für immer bei uns und für uns da ist. Sein scheinbares Weggehen ist also sein eigentliches Kommen. Nun ist er nicht mehr an einer einzelnen Stelle der Welt wie vor der Himmelfahrt, nun ist er für alle und allerorten mit seiner raumüberschreitenden Macht gegenwärtig und rufbar. Christus beim Vater ist nicht fern von uns, höchstens sind wir fern von ihm. Benedikt XVIIch gehe und ich komme zu euch. Joh 14,28
Auch die Wolke ist nicht unbedingt biologisch zu verstehen, sondern wie mit den 40 Tagen hat sie eine theologische Aussagekraft. Im alten Testament ist die Wolke stets Zeichen für die verhüllte aber unmittelbare Gegenwart Gottes. “Gott ist aufgefahren mit Jauchzen.” (Ps 47,6) Wir dagegen sind aufgerufen, auf der Erde zu bleiben und gleichzeitig zum Himmel emporzuschauen, unsere Aufmerksamkeit, unsere Gedanken und unser Herz auf das unaussprechliche Geheimnis der Gegenwart Gottes auszurichten, auf die wir seit unserer Erschaffung ausgerichtet sind. In ihr ist der endgültige Sinn unseres Lebens enthalten. So liegen wir nicht zerbrochen am Boden, sondern sind im Leben “Stehende”, wissend um das Geheimnis, dass der Herr dauernd im Kommen ist, dass wir uns von daher sicher und allem gewachsen wissen.
Apg 1,11: Auf neue Weise da
Apg 1,11: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen!
Die beiden Männer (offenbar Engel) sagten den Jüngern, sie sollten ihre Aufmerksamkeit auf die richtige Stelle richten (Gehorsam gegenüber Jesu Befehl, nach Jerusalem zurückzukehren), und sich nicht fragen, wohin und wie Jesus ging. Jesus sagte ihnen, sie sollten bis ans Ende der Erde gehen , und sie standen da und starrten zum Himmel hinauf .
Die Himmelfahrt Jesu heißt nicht, dass er Abschied nimmt, sondern dass der Herr auf neue Weise unter uns lebt und jedem von uns nahe ist. Durch seine Himmelfahrt trat Jesus in eine Seinsweise ein, durch welche er auf ganz neue Art und Weise des “Für-uns-da-sein” eintritt. Nun thront er mit dem Vater in der Höhe und ist zeitgleich ganz bei uns. Seitdem kann jeder Mensch (!) an jedem Ort (!) und zu jeder Zeit (!) in eine Beziehung mit ihm treten: im herzerfüllten Gebet und im Empfang seines Leibes in der Gestalt des Brotes.
O Wunder, o Güte Gottes! Der mit dem Vater in der Höhe thront, wird gleichzeitig von allen in Händen gehalten und überläßt sich selbst allen, die ihn aufnehmen und umfangen wollen. Chrysostomus
Thomas von Aquin über die Himmelfahrt Christi
Die Himmelfahrt Christi war aus drei Gründen […] im Einklang mit der Vernunft: Erstens gebührte ihm der Himmel aufgrund seiner Natur. Denn es ist naturgemäß, dass jedes Wesen dorthin zurückkehrt, wo es seinen Ursprung hat. Nun hat Christus seinen Ursprung in Gott, der über allem steht. Jesus sagt nämlich zu seinen Aposteln (Joh 16,28): „Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.“ […] Auch die Heiligen steigen zum Himmel auf, jedoch nicht auf die gleiche Weise wie Christus; Christus ist nämlich aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren, während die Heiligen als von Christus Emporgezogene hinauffahren. Deshalb sagen wir mit der Braut des Hoheliedes zu ihm (vgl. 1,4): „Zieh uns her hinter dir!“ Man kann auch sagen, dass niemand außer Christus in den Himmel aufsteigt. Christus ist nämlich das Haupt der Kirche, und die Heiligen steigen nur in den Himmel auf, weil sie seine Glieder sind. Zweitens musste der Himmel Jesus Christus seines Sieges wegen zuteilwerden. Christus wurde nämlich in die Welt gesandt, um gegen den Teufel zu kämpfen, und er ging siegreich aus dem Kampf hervor: „Ich habe gesiegt“, spricht Jesus, „und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt“ (vgl. Offb 3,21). Schließlich hatte Christus seiner Demut wegen verdient, im Himmel zu sein: In der Tat gibt es keine Demut, die so tief wäre, wie die Demut Christi; denn da er Gott war, wollte er Mensch werden; da er Herr war, wollte er Sklavendasein annehmen, wurde gehorsam bis zum Tod (vgl. Phil 2,7–8) und stieg hinab bis in die Hölle: Also verdiente er es auch, bis zum Himmel, zum Thron Gottes, erhoben zu werden. Demut ist nämlich der Weg, der zur Erhöhung führt. Denn „wer sich selbst erniedrigt“, sagt der Herr (Lk 14,11), „wird erhöht werden.“ Und der hl. Paulus schreibt an die Epheser (4,10): „Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel
Benedikt XVI über die Himmelfahrt Christi
Was will uns also das Fest der Himmelfahrt des Herrn sagen? Es will uns nicht sagen, daß der Herr irgendwohin, weit weg von den Menschen und der Welt, gegangen ist. Die Himmelfahrt Christi ist keine Weltraumfahrt zu den fernsten Gestirnen; denn im Grunde genommen bestehen auch die Gestirne, ebenso wie die Erde, aus physischen Elementen. Die Himmelfahrt Christi bedeutet, daß er nicht mehr der Welt der Vergänglichkeit und des Todes angehört, die unser Leben bedingt. Sie bedeutet, daß er vollkommen Gott gehört. Er – der ewige Sohn – hat unser Menschsein vor das Angesicht Gottes getragen, er hat das Fleisch und Blut in einer verwandelten Gestalt mit sich getragen. Der Mensch findet Raum in Gott; durch Christus wurde das menschliche Sein in das innerste Leben Gottes selbst hineingenommen. Und da Gott den ganzen Kosmos umfaßt und trägt, bedeutet die Himmelfahrt des Herrn, daß sich Christus nicht von uns entfernt hat, sondern daß er jetzt, weil er beim Vater ist, jedem von uns für immer nahe ist. Jeder von uns darf zu ihm »Du« sagen; jeder kann ihn anrufen. Der Herr befindet sich immer in Hörweite. Wir können uns innerlich von ihm entfernen. Wir können leben, indem wir ihm den Rücken zukehren. Aber er erwartet uns immer und ist uns immer nahe. Benedikt XVI
Apg 1,12: Gehorsam
Apg 1,12: Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, welcher Ölberg heißt, der nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg entfernt.
Das war bemerkenswerter Gehorsam. Jesus sagte ihnen, sie sollten nach Jerusalem zurückkehren und auf das Kommen des Heiligen Geistes warten ( Apostelgeschichte 1,4 ), und genau das taten sie. Sie vergaßen die Predigt nicht sofort, nachdem sie sie gehört hatten, und taten tatsächlich, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, obwohl er nicht mehr physisch bei ihnen war.
Apg 1,21: Wahl des 12 Apostel
Apg 1,21-22: So muss nun von den Männern, die mit uns gegangen sind die ganze Zeit über, in welcher der Herr Jesus unter uns ein- und ausging, von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, da er von uns hinweg aufgenommen wurde— einer von diesen muss mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.
Wer auch immer Judas ersetzt hat, muss jemand gewesen sein, der bei ihnen war, seit Johannes sie getauft hat, der während der Tage des irdischen Wirkens Jesu bei ihnen geblieben ist und der den auferstandenen Jesus gesehen hat. Wir finden keine Beweise dafür, dass diese Qualifikationen entweder in der Schrift oder durch besondere Führung des Heiligen Geistes entdeckt wurden. Wir könnten sagen, dass sie einfach ihren geheiligten gesunden Menschenverstand benutzten . Dies schienen logische, vernünftige Anforderungen an den Nachfolger von Judas’ Amt als Jünger zu sein.
Apg 1,24: Und sie beteten und sprachen: Herr, du Kenner aller Herzen, zeige an, welchen von diesen beiden du erwählt hast.
Apg 1,26: Und sie warfen das Los über sie, und das Los fiel auf Matthias, und er wurde zu den elf Aposteln hinzugezählt.
Dies war eine bemerkenswerte Art, das zu tun, was Jesus tun würde . Wir erinnern uns, dass Jesus betete, als er seine Jünger auswählte ( Lukas 6:12-13 ). Die Jünger, die Jesus nachfolgten, beteten um Weisheit, um zu wissen, wen der Herr ihrer Zahl hinzufügen würde.
Die Jünger waren mutig genug, eine Entscheidung zu treffen, weil sie aus Gottes Wort wussten, dass Er es so wollte. Die Apostel spürten keine Ausgießung des Heiligen Geistes auf sie; das kam noch. Aber Gott ließ sie nicht ohne Führung. Sie wussten aus dem Wort, was zu tun war. Wir würden nicht viele falsche Entscheidungen treffen, wenn wir all die Dinge tun würden, die die Jünger taten, bevor sie große Entscheidungen trafen. Die Jünger gehorchten. Die Jünger waren in Einheit und Gemeinschaft. Die Jünger waren im Gebet. Die Jünger waren in der Heiligen Schrift. Die Jünger wollten Gottes Willen tun. Die Jünger benutzten geheiligten gesunden Menschenverstand. Die Jünger taten, was Jesus tat. Die Jünger taten, was sie tun konnten, um sich auf Gott zu verlassen.
Apostel Matthias: Über das Leben des Apostels Matthias wissen wir nur, was in der Apostelgeschichte steht (Apg 1,15-25): dass er anstelle des Judas Iskariot zum Apostelkollegium hinzugewählt wurde. Aus der Rede des Petrus ergibt sich auch, dass Matthias zu den Männern gehörte, „die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und aufgenommen wurde“ (Apg 1,21-22). Nach der Legende soll Matthias in Äthiopien gewirkt und das Martyrium erlitten haben. Seine Reliquien wurden im Auftrag der Kaiserin Helena nach Trier gebracht; dort werden sie in der Abteikirche St. Matthias verehrt, die im Mittelalter das Ziel vieler Wallfahrten war.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten einzelnen Bibelversen aus der Apostelgeschichte (Apg) Kapitel 1