Erster Brief des Petrus (1. Petr) Kapitel 2: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum ersten Brief des Petrus (1. Petr) Kapitel 2
Zum 1. Brief des Petrus Kap. 2
Der erste Petrusbrief Kapitel 2 beschreibt, dass Christen wie lebendige Steine zu einem geistlichen Haus zusammengebaut werden und eine heilige Priesterschaft bilden. Gläubige sollen sich von weltlichen Begierden und Sünden abwenden und ein vorbildliches Leben führen, um das Evangelium zu verbreiten und Gott zu ehren. Petrus betont die Bedeutung von Gehorsam gegenüber Autoritäten und die Wichtigkeit, auch in schwierigen Situationen an Gottes Willen festzuhalten. Der Brief fordert dazu auf, Jesus Christus als das Fundament des Glaubens anzunehmen und ihm nachzufolgen.
1. Petr 2,1-10: Der lebendige Stein
Auslegung und Kommentar zu 1. Petr 2,1-10
1. Petr 2,1: Legt also alle Bosheit von euch ab, alle Falschheit und Heuchelei, allen Neid und alle Verleumdungen!
Abkehr von schlechten Verhaltensweisen
Der Vers erinnert uns daran, dass wir als Gläubige unser Leben im Einklang mit den Tugenden und Werten Gottes führen sollten und uns von negativen Verhaltensweisen fernhalten sollten, die uns von diesem Weg abbringen könnten. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, anderen in Liebe und Gerechtigkeit zu dienen.
1. Petr 2,2: Verlangt stattdessen wie Neugeborene nach der unverfälschten Milch des Wortes Gottes, damit ihr durch sie heranwachst und das Ziel, eure endgültige Rettung, erreicht.
Verlangen nach Gottes Wort
Petrus hat gerade die Herrlichkeit und den ewigen Charakter des Wortes Gottes demonstriert. Deshalb sollten wir angesichts dessen, was Gottes Wort für uns ist, das Wort mit einem besonderen Herzen annehmen. Das Wort Verlangen ist stark. Es steht für die tiefste Sehnsucht des Menschen nach Gott. Petrus benutzt hier ein Bild: Ein gesundes Neugeborenes hat ein instinktives Verlangen nach der Milch seiner Mutter. Wenn die Dinge in Ordnung sind, müssen Sie ihm nicht sagen, dass er die Milch will.
1. Petr 2,3: Geschmeckt habt ihr ja schon, wie gütig der Herr ist.
Gottes Güte schmecken
Wie oft versuchen wir, den Herrn in unser Gedankengebilde einzuschließen, Ihm so nur geistig zu begegnen, also mit dem Verstand und dem Nachsprechen eines oft so leeren Bekenntnisses. Doch die Einladung von Gott an uns alle lautet: Sehet und schmecket, dass der Herr gut ist! (Ps 34, 8). Er möchte, dass wir Ihn besser kennen als nur mit unserem kleinen, beschränkten und von der Sünde verdorbenen Verstand. An diesen Psalm 34 erinnert Petrus seine Leser nun. Ja, lasst uns sehen und schmecken, riechen, hören und fühlen, wie gut der Herr ist. Er möchte sich uns zeigen, und zwar auf ganz vielfältige Weise, auf individuelle Weise für jeden Menschen einzeln. Jonas Erne
1. Petr 2,4: Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein! Die Menschen haben ihn zwar als unbrauchbar weggeworfen, vor Gott aber ist er eine ausgesuchte Kostbarkeit.
Lebendiger und verworfener Stein
Jesus hätte ja der im Leiden noch gefeierte Christus sein können. Auf dem Leiden könnte ja noch die Bewunderung der Welt liegen, eigene Ehre und Würde tragen. Das Verworfenwerden nimmt dem Leiden jede Würde und Ehre, sind der zusammenfassende Ausdruck für das Kreuz Jesu, für seine unbegreifliche Liebe zu uns, zu dir! Genau das will die Passionsmystik: nicht das Betrachten der Leiden Christi für sich hat Wert, sondern allein das Nachspüren seiner Liebe zu uns, die in diesem Leiden zum Ausdruck kommt.
1. Petr 2,5: Und lasst euch selbst als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, die geistliche Opfer bringt. Durch Jesus Christus nimmt Gott solche Opfer gern an.
Wir als lebende Steine
Jesus wird zuerst der lebendige Stein genannt. Dann werden wir lebende Steine genannt. Wir leben, weil wir mit ihm verbunden sind, der die Quelle des Lebens ist. In Vereinigung mit ihm leben sie und verantworten das Ende ihrer Wiedergeburt; wie Steine eines Gebäudes nichts nützen, sondern weil sie ihren richtigen Platz in einem Gebäude einnehmen und auf dem Fundament ruhen.
Geistliches Haus
Als Nachfolger des Christus bilden wir zusammen einen lebendiges geistliches Haus mit Christus als Fundament und Eckstein und jedem einzelnen Christen als einem Stein. Wir leben in Gemeinschaft. Ein einzelner Stein ist ein Stein und nichts mehr. Erst viele Steine geben ein Haus. Und das Schönste. Kein Stein muss perfekt sein. Gott fügt alles in sein Bauwerk ein. Michael von Faulhaber dazu: Menschliche Schwachheit kann die Pläne der göttlichen Allmacht nicht umstoßen. Ein göttlicher Baumeister kann auch mit fallenden Steinen arbeiten.
1. Petr 2,6: Darum steht auch in der Schrift: Seht her, ich lege in Zion einen ausgesucht kostbaren Eckstein als Grund. Wer sich auf ihn verlässt, wird nicht zugrunde gehen.
Kostbarer Stein als Grund
Etwas vom Unfassbarsten und Wundervollsten überhaupt ist die Tatsache, dass dieser Eckstein ganz grundlegend ist. Er kommt nicht ins Dach, nicht oben auf die Mauer, sondern ganz nach unten. So hat der Herr Jesus Sich Selbst für uns ganz nach unten begeben müssen – in die dunkelste Finsternis. Er Selbst, der das Licht der Welt ist, war bereit, während dreier Stunden in der Dunkelheit zwischen Himmel und Erde am Kreuz zu hängen. Er war bereit, Sich ganz zu erniedrigen. Jonas Erne
1. Petr 2,7: Für euch, die ihr glaubt, ist dieser Stein eine Kostbarkeit. Für die Ungläubigen aber gilt: Gerade der Stein, der von den Bauleuten als unbrauchbar verworfen wurde, ist zum Eckstein geworden.
Kostbarer Stein
Als Charles Spurgeon 16 Jahre alt war, hielt er seine erste Predigt in einer Dorfhütte vor einer Handvoll armer Leute, und er entschied sich für seinen Text 1. Petrus 2:7: Dem nun, die ihr glaubt, dass er kostbar ist. Spurgeon sagte, er hätte nicht gedacht, dass er über irgendeine andere Bibelstelle hätte predigen können, aber Christus war kostbar für meine Seele und ich war im Glanz meiner jugendlichen Liebe, und ich konnte nicht schweigen, wenn es um einen kostbaren Jesus ging.
Jesus ist eine Kostbarkeit
Der Apostel Petrus sagt uns, dass der Herr Jesus köstlich ist, aber er sagte uns nicht und konnte es auch nicht sagen, wie köstlich. Genauso wenig könnte irgendeiner unter uns den Wert der unaussprechlichen Gabe Gottes ermessen. Worte vermögen die Kostbarkeit des Herrn Jesus Seinem Volk nicht zu schildern, noch völlig darzulegen. Liebe Seele, was könntest du in der Welt ohne Ihn tun, inmitten ihrer Versuchungen und Nöte? Was könntest du am Morgen ohne Ihn beginnen, wenn du aufwachst und hinausblickst auf des Tages Kämpfe und Mühen? Was könntest du am Abend tun, wenn du matt und müde heimkommst, wenn sich nicht zwischen dir und Christus eine Tür der Gemeinschaft öffnete? Gelobt sei Sein Name! Er lässt nicht zu, dass wir unser Schicksal ohne Ihn tragen müssen, denn Jesus verlässt die Seinen nie. Spurgeon
1. Petr 2,8: Er ist ein Stein, an dem die Menschen sich stoßen, ein Felsblock, an dem sie zu Fall kommen. Weil sie dem Wort Gottes nicht gehorchen, stoßen sie sich an ihm. Doch dazu sind sie auch bestimmt.
1. Petr 2,9: Aber ihr seid ein ausgewähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, das Gott selbst gehört. Er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen, damit ihr verkündigt, wie unübertrefflich er ist.
Ausgewähltes Geschlecht
Die Dinge, die einst ausschließlich Israel gehörten – ihre Erwählung (Auserwähltheit), ihr Priestertum und ihre Berufung – sind nun nicht mehr alleiniges Eigentum Israels. Diese sind jetzt das Eigentum jedes Christen, und wir haben sie in einem größeren und geistlichen Sinne
1. Petr 2,10: Früher wart ihr nicht sein Volk, aber jetzt seid ihr Gottes Volk, früher gab es für euch kein Erbarmen, aber jetzt habt ihr sein Erbarmen gefunden.
Barmherzigkeit Gottes
Die Botschaft von Petrus ist wunderbar. Du hast früher nicht dazugehört, aber jetzt gehörst du zu Gott und zu Gottes Volk. Nichts ist dem Menschen so nötig wie die Barmherzigkeit Gottes. Das mag ich in dieser Woche fast aufdringlich wiederholen, aber eben nur darum, weil dies für mich und dich so wichtig ist. In einem Zeitgeist, wo wir uns immer häufiger am liebsten nur auf uns selbst verlassen und die Selbstverwirklichung ganz oben auf der Prioritätenliste steht, wird das “Nicht-Vergessen” dieser göttlichen Barmherzigkeit immer wichtiger für unsere Seele. Aus tiefster Seele hoffen wir auf den Herrn ; er allein ist unsere Hilfe und der Schild, der uns schützt. (Ps 33:20)Der Barmherzigkeit Gottes muss ich mich öffnen bzw. ich kann sie auch ablehnen. Das ist nicht nur eine Theorie-Kopf-Entscheidung, sondern, lebensverändernd-allumfassend.
2. Petr 2,11-17: Christen im Staat
Auslegung und Kommentar zu 1. Petr 2,11-17
1. Petr 2,11: Ihr wisst, liebe Geschwister, dass ihr in dieser Welt nur Ausländer und Fremde seid. Deshalb ermahne ich euch: Gebt den Leidenschaften eurer eigenen Natur nicht nach, denn sie kämpft gegen euch.
Wir sind Fremde in der Welt
Wir können uns von fleischlichen Begierden nur enthalten, wenn wir als Fremde und Pilger leben leben, als diejenigen, die erkennen, dass diese Welt nicht ihr Zuhause ist und dass sie ein Zuhause und eine Bürgerschaft im Himmel haben. Ein Christ zu sein bedeutet, gegen die Begierden des Fleisches zu kämpfen, und der Kampf dauert an, solange wir in diesem Fleisch leben.
1. Petr 2,12: Euer Leben muss gerade unter Menschen, die Gott nicht kennen, einwandfrei sein. Wenn sie euch als Böse verleumden, sollen sie eure guten Taten sehen, damit sie zur Einsicht kommen und Gott preisen, wenn er einmal in ihr Leben eingreift.
1. Petr 2,13: Fügt euch allen von Menschen gesetzten Ordnungen, weil der Herr das so will. Das gilt sowohl dem König gegenüber, der an höchster Stelle steht,
1. Petr 2,14: als auch seinen Statthaltern. Er hat sie eingesetzt, um Verbrecher zu bestrafen und Menschen zu belohnen, die Gutes tun.
1. Petr 2,15: Denn Gott will, dass ihr durch gute Taten das dumme Gerede unwissender Menschen zum Schweigen bringt.
1. Petr 2,16: Lebt als freie Menschen, die Sklaven Gottes sind, und missbraucht eure Freiheit nicht als Deckmantel für das Böse.
Lebt als freie Menschen
Was ist genug für mich? Wann habe ich genug gearbeitet, Länder besucht, Anerkennung bekommen u.a.? Wann ist es genug? Wo ist die Grenze? Wo ist mein Maß? Wenn ich innerlich spüre, dass ich nicht alles haben muss, entsteht ein Gespür für wahre Freiheit dafür, wann es für mich genug ist. Wer sagen kann „Ich habe genug“ der wird frei von dem Diktat des Immer mehr haben Müssens. Ganz tief leuchtet es plötzlich auf: Gott allein genügt. “Nach was also verlangst du voll Gier? Wenn du nach etwas anderem als dem Heiligen Geist verlangst, was wird dir genügen, wenn Gott dir nicht genügt?” (Augustinus) Deine Freiheit beruht weniger auf der Kraft deiner Arme als auf der Mäßigung deines Herzens.
1. Petr 2,17: Begegnet allen mit Achtung, liebt die Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern, fürchtet Gott, ehrt den König!
1. Petr 2,18-25: Unser Vorbild
Auslegung und Kommentar zu 1. Petr 2,18-25
1. Petr 2,18: Ihr Sklaven in den Häusern! Gehorcht euren Dienstherren mit aller Ehrerbietung, und zwar nicht nur den guten und gerechten, sondern auch den launischen.
1. Petr 2,19: Es ist nämlich eine Gnade Gottes, wenn jemand Kränkungen ertragen kann und unschuldig leidet, weil er in seinem Gewissen an Gott gebunden ist.
1. Petr 2,20: Denn was wäre das für ein Ruhm, wenn ihr wegen einer Verfehlung Misshandlungen ertragt? Wenn ihr aber Gutes tut und dafür leiden müsst, dann ist das eine Gnade von Gott.
1. Petr 2,21: Denn genau dazu seid ihr berufen worden. Auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Fußspuren folgt.
Jesus Fußspuren folgen
Meine Seele, du bist Gottes fähig! Begnüge dich daher nicht mit weniger als mit Gott. Blicke auf zum Himmel, verliere ihn nicht um der Erde willen! Blicke auf zu Jesus. Lass dich ganz in ihn hinein fallen, so dass du von Herzen sagen kannst: Ich gehöre nicht mehr mir, ob ich lebe oder sterbe: ich gehöre meinem Heiland. Ich habe kein Ich und kein Mein mehr; mein Ich ist Jesus, mein Anteil ist, ihm zu gehören. Die Liebe Christi bewegt mein Herz, Jesus immer enger nachzufolgen, in seine Fußstapfen zu treten. Das ist ein frommes Leben. Im konkreten Leben bedeutet es nichts anderes, als die Liebe zu leben. Bleib treu und beharrlich bei deinem Vorhaben eines frommen Lebens!
Die Nachfolge Jesu bedeutet
Jesus nachzuahmen in seinem Denken, Empfinden und Handeln. Nachfolge Jesu bedeutet, sich seiner “königlichen Priesterschaft” (1. Petr 2,9) bewusst zu werden und in diesem priesterlichen Dienst, dem Nächsten zu dienen in vielfältiger Form. Nachfolge Jesu bedeutet, die Seele des Nächsten zu hüten, d.h. auf sie Acht geben und ihr Gutes tun. Seelen, die so oft verwundet sind durch zwischenmenschliche Verletzungen, Streß, Krankheit, Tod u.v.m. Nachfolge Jesus bedeutet schließlich meine eigene Seele unter seinen Schutz zu stellen. Er allein vermag meine verletzte Seele zu heilen. Jesus ist der Hüter meiner Seele.
1. Petr 2,22: Er hat keine Sünde begangen und kein unwahres Wort ist je über seine Lippen gekommen.
1. Petr 2,23: Er wurde beleidigt und schimpfte nicht zurück, er litt und drohte nicht mit Vergeltung, sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet.
1. Petr 2,24: In seinem Körper hat er unsere Sünden auf das Holz hinaufgetragen, damit wir – für die Sünden gestorben – nun so leben, wie es vor Gott recht ist. Durch seine Striemen seid ihr heil geworden.
Er hat unsere Sünden auf das Holz getragen
Petrus meinte eindeutig das Kreuz Jesu, als er den Baum (wörtlich Holz) erwähnte. Jesus trug unsere Sünden in seinem eigenen Körper auf dem Holz – dem Holz des Kreuzes. Petrus hat es hier gesagt, um die Christen ständig an das große Werk Jesu am Kreuz zu erinnern und ihnen zu zeigen, dass, obwohl das Leiden Jesu viel bewirkt hat, ihr eigenes Leiden von Gott verwendet werden kann.
Für die Sünden gestorben
Wir sind den Sünden in dem Sinne gestorben, dass jetzt eine größere Leidenschaft unser Leben erfüllt – eine Leidenschaft für den Herrn Jesus Christus, die größer ist als unsere vorherige Leidenschaft für die Sünde
1. Petr 2,25: Denn ihr wart wie Schafe, die sich verlaufen haben. Jetzt aber seid ihr zu eurem Hirten, dem Hüter eurer Seelen zurückgekehrt.
Jesus ist der Hüter unserer Seelen
Die Seele ist unser kostbarstes Gut, aber sie ist unentwegt Gefahren ausgesetzt: familiärer oder beruflicher Streß, Versuchungen, Ablenkungen, der eigene Egoismus. Aus eigener Kraft können wir diesen Kräften nicht standhalten, dazu sind wir zu schwach. Dennoch können wir mit vollster Zuversicht in jeden neuen Tag starten, weil Jesus nicht einfach nur da ist, sondern auch meine und deine Seele hütet, sie beschützt und pflegt, wenn sie verletzt wird. Herr Jesus Christus, dir sei Dank. Jeden Tag lege ich neu meine Seele in deine Hände.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum ersten Brief des Petrus (1. Petr) Kapitel 2.
