Tägliche Andacht mit Wochenthema und Bibelkommentar

Kohelet (Koh) Kapitel 1: Auslegung und Kommentar

Auslegung und Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Kohelet (Koh) Kapitel 1

Auslegung und Kommentar zum Buch Kohelet (Koh) Kap. 1

Koh 1,1-11: Kreislauf des Lebens unter der Sonne

Koh 1,1: Die Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem.

Zum Inhalt vom Buch Kohelet: Das Buch Kohelet stammt aus der nachexilischen Zeit. Es gehört zu den Weisheitsbüchern des Alten Testaments und ist unter ihnen das seltsamste nach Form und Inhalt. Der Verfasser ist nicht Salomo. Der Name Kohelet (Name des Verfassers und des Buches) bedeutet wahrscheinlich „Leiter der Versammlung“; die geläufigere Übersetzung ist „Der Prediger“. Der Verfasser hat seine ganze Philosophie in dem Wort „Windhauch“ zusammengefasst, nicht weniger als 64-mal kommt das Wort in diesem Buch vor. Man übersetzt es auch mit „Nichtigkeit“, „Eitelkeit“. Kohelet 1,4-11 ist ein Gedicht, das den wesentlichen Inhalt des ganzen Buches wiedergibt. Alles ist flüchtiger Windhauch; aber der Mensch allein weiß, dass es so ist, das ist seine Größe und sein Elend. Er kann sich an allem nur mit Vorbehalt freuen („als hätte er nicht“). Überall stößt menschliches Erkennen, Besitzen und Hoffen auf Grenzen

Koh 1,2: Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.

Koh 1,2: O Nichtigkeit der Nichtigkeiten!, spricht der Prediger. O Nichtigkeit der Nichtigkeiten! Alles ist nichtig!

Alles ist Windhauch: Windhauch kommt 37 im Buch Kohelet vor. Der Begriff steht als Bild. Windhauch, der verweht, vorüber ist, hinterher wie eine Täuschung, ja wie Nichts erscheint. Mit dem Bild versucht Kohelet das Vertrauen der Menschen in ihre eigene Leistung und Möglichkeiten zu zerstören, um sie dorthin zu lenken, dass sie sich Gott, dem einzigen Lebenssinn, anvertrauen. Es ist daher wohl beabsichtigt, dass das Wort Gott ebenso 37 mal vorkommt. Wenn wir versuchen, in unseren eigenen Leistungen anstatt in Gott Sinn zu suchen, werden wir niemals zufrieden sein und alles, was wir vollbringen, wird bedeutungslos sein. Nur das Streben nach Gott gibt echte Zufriedenheit. Wir sollen Gott in allem, was wir sagen, denken und tun, ehren.

Vergänglichkeit der Welt: Vom Verständnis dieses ersten Satzes hängt die gesamte weitere Auslegung ab. Und wie unterschiedlich er verstanden wurde und wird, zeigt bereits ein Blick in die gängigen deutschen Übersetzungen: Alles ist Windhauch (EÜ). Im Gegensatz dazu: Völlig sinnlos ist alles, es hat alles keinen Sinn (Gute Nachricht). Ich finde hier die Einheitsübersetzung treffender. Auch wenn alles Windhauch ist, also vergänglich, hat es doch seinen Wert. Keineswegs ist alles völlig sinnlos. Die Welt ist vergänglich. Das soll jedoch nicht zur Verzweiflung führen, sondern dazu, sich am Nicht-Vergänglichen zu orientieren, an Gott. Auf Erden ist alles vergänglich, aber dort im Himmel ist alles ewig. Die Welt ist nur ein vorläufiges, bedingtes Gut, keineswegs letzte und einzige Wirklichkeit. Der angemessene Umgang mit ihr ist die relative Geringschätzung der Welt, genauer gesagt die Höherschätzung Gottes

Hin zu Gott: Eitel sind die Menschen geworden in ihrem Dichten, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Sie haben wohl noch ein Leben, aber nur ein Scheinleben, weil es losgerissen ist von der einigen Lebensquelle. Aber es gibt ein Festes inmitten der Eitelkeit aller Dinge, das ist der ewige Gott, und der Glaube hält ihn fest, auch der Glaube des Predigers Salomo; und daß auch wir ihn fest halten, dazu will die Erinnerung an die Eitelkeit der Eitelkeiten verhelfen. Wer das Glück nicht mehr da sucht, wo es nicht ist, wandelt leichter den Weg, der zur wahren Quelle des Glückes führt. Emil Quandt

Koh 1,3: Was bleibt dem Menschen von all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?

Losreißen vom eitlen Wandeln: Bei allem Mühen, Sorgen, Rennen um die Dinge dieser Welt kommt nichts heraus, wenn man Gott nicht hat und nicht den Segen Gottes; darum gilt es, sich täglich loszureißen von dem eitlen Wandel auf eitlen Wegen und sich zu dem zu wenden, der da war und der da ist und der da bleibt in Ewigkeit, trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das Andre, soviel ihr’s nöthig habt, von selbst zufallen. Emil Quandt

Zur Mühe: Was nützt es dem Menschen, wenn er gleich die ganze Zeit über seines Lebens sich in dieser Welt mit Sorgen plagt? Denn wer ist unter euch, der da könnte zu seiner Länge eine Elle zu setzen, wenn er gleich darum sorgt? Es wird aber durch das Wort Mühe hier nicht verstanden die Arbeit des Berufes, welche Gott von uns erfordert, und mit Belohnungen dieses und des zukünftigen Lebens zu zieren entschlossen ist, sondern Salomo redet hier von der übrigen Bekümmernis, Angst und Sorge, damit sich die Menschen vergebens martern, wo es entweder nicht wichtig, oder doch nichts nützt. Solche Bekümmernisse sollen wir uns nicht selber machen, denn sie schwächen die Kräfte des Leibes, und verhindern die Werke unseres Berufes. Lucas Osiander der Ältere

Koh 1,4: Ein Geschlecht geht und ein anderes Geschlecht kommt; die Erde aber bleibt ewiglich.

Gehen und Kommen: Die Menschen sterben, und werden andere an ihre statt geboren, solch eine Änderung und Umwälzung wird bis an den Jüngsten Tag dauern: Und wenngleich die Menschen von dieser Welt scheiden, so bleibt dennoch die Welt stehen, bis auf den Tag, da Himmel und Erde vergehen werden. 

Koh 1,5: Die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter und sie eilt an ihren Ort, wo sie wieder aufgehen soll.

Kreislauf des Lebens: Auf den ersten Eindruck können diese Worte deprimierend wirken: immer das Gleiche. Alles Windhauch. Es kann aber auch positiv gedeutet werden. Der Kreislauf des Lebens beschreibt und bestaunt die ewige, beständige Herrlichkeit und Harmonie der Welt. In dieses große Ganze sind wir eingewoben. Es lässt uns spüren, dass wir Teil von Gottes Welt sind. Wenn wir dagegen stets die eigene Person in den Vordergrund stellen, führt das unabänderlich in die Verzweiflung. Die Sonne, die jeden Morgen neu aufgeht und über das Dunkel der Nacht siegt ist wunderbar. Das wurde im Christentum schon von früh an als Bild für die Auferstehung gedeutet.

Kreislauf der Nichtigkeit: Der Kreislauf der Nichtigkeit, in den die Geschlechter der Menschen und die Menschen jedes Geschlechts gebannt sind, spiegelt sich am Himmel, in der Luft und im Wasser. Die Sonne, in ihrem Laufe an und für sich und ohne sinnbildliche Beziehung betrachtet, kann nicht Anlaß zur Klage, sondern muß vielmehr Anlaß zu freudiger Bewunderung geben. Aber insofern die Sonne ein Natursinnbild für die Menschen ist, schattet ihr unaufhörliches Durchmessen einer und derselben langen Bahn, das immer wieder bei demselben Ziele anlangt, auch zugleich das Elend des menschlichen Daseins ab, das sich in dem Kreislaufe der Nichtigkeit bewegt und trotz der wiederholten großartigsten Ansätze nie zu einem befriedigenden Ziele kommt. Alles läuft schnell im Kreise umher, aber ein Vortheil, etwas Reelles kommt nicht dabei heraus; der Mensch muß immer wieder von vorne anfangen. Emil Quandt

Koh 1,6: Der Wind weht nach Süden, er kreist nach Norden, er dreht und dreht und weht und kommt zum Ausgangspunkt zurück.

Koh 1,7: Alle Flüsse laufen ins Meer, und das Meer wird doch nicht voll; an den Ort, wohin die Flüsse einmal laufen, laufen sie immer wieder.

Koh 1,8: Alle Worte sind unzulänglich, der Mensch kann es nicht in Worten aus­drücken; das Auge sieht sich nicht satt, und das Ohr hört nie genug.

Unaufhörliches Verlangen: Man spricht und spricht im Leben, und spricht doch nie das rechte Wort aus, darin das Sprechen seine Befriedigung und Stillung fände; man sieht und sieht, und sieht doch nie im Leben einen Gegenstand, auf dem das Auge mit vollem Genüge ruhen könnte; man hört und hört, und hört doch nie, was die Sehnsucht zu hören völlig stillen könnte. Ein unaufhörliches, ein unauslöschliches Verlangen nach einem gewissen „Etwas“ ist in dem Menschenherzen, aber dieses „Etwas“ ist in dieser Welt der Eitelkeit nicht zu Hause. Das Leben neckt uns nur, als könnte es uns Befriedigung bieten, aber es gewährt sie nicht. Was wir haben, gefällt uns nicht, und wir sehnen uns nach dem, was wir nicht haben, und wenn wir’s haben – siehe, so ist es auch eitel. Emil Quandt

Nichtigkeit des Übermaßes: Du lebst heute in einer Gesellschaft der Mehr-Kultur.  Die Gefahr ist, dass du dich da reinziehen lässt. Bescheidenheit heilt deine Seele von dem Mehr, Größer und Besser. Hüte dich also vor der Übertreibung und dem Übermaß im materiellen, wie auch im geistigen und spirituellen Bereich. Weniger ist mehr. Die Reduzierung auf das Wesentliche lässt uns intensiver leben, lässt uns den Frieden des Herzen bewahren. Jesus ist das Wesentliche, auf den wir uns reduzieren müssen, dann kehrt Ruhe ein. Diese Ruhe meint dabei nicht das Alltagstreiben, da ist schon mal Tobawo und Hektik präsent, sondern eine tiefe Seelenruhe, die bei all dem Treiben auf einem festen Fundament ruht: Jesus Christus!

Nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gibt ihr Genüge, sondern das Fühlen und Kosten der Dinge von innen. Ignatius von Loyola

Innere Frieden durch Gottesliebe: Es ist schädlich, vergängliche Reichtümer zu suchen und auf sie unsere Hoffnung zu setzen. Auch wenn es gut tut, ist es schädlich allein nach Lob und Anerkennung von Menschen zu verlangen. Ebenso tut es nicht gut allerlei körperlichen Bedürfnissen gleich nachzugeben. Auch der Wunsch nach einem langen Leben hat jeder, wenngleich es noch wichtiger ist, sich um ein gutes Leben zu bemühen. Denn ungut ist es, nur auf das gegenwärtige Leben zu achten und für die Zukunft kein Auge zu haben. Lieben wir nicht das Flüchtige, sondern jenes Gut, das ewige Freude bringt. Sei also darauf bedacht, dein Herz von der Liebe zum Sichtbaren zu lösen und dich zum Unsichtbaren zu erheben.  

Ich werde mein Herz befreien und leer machen von allen Dingen. Mit meinem ganzen Wollen werde ich Gott lieben. Alles hängt von diesen wenigen Worten ab: Ich will dies oder Ich will dies nicht.

Koh 1,9: Was gewesen ist, wird wieder sein; was man getan hat, wird man wieder tun; und nichts ist wirklich neu unter der Sonne.

Und doch es giebt ein Neues: aber der Verstand, der in unsern Versen allein redet, findet es nicht. Es giebt ein Neues – der Glaube erkennet es, der Glaube, der in diesen Versen hinter der verständigen Weltanschauung zurücktritt. Dies Neue, das der Glaube schaut und hat, kommt freilich nicht von unten her, nicht aus der Mitte dieser eitlen Welt, sondern es kommt von oben: nur die Schöpfermacht Gottes kann Neues hervorbringen und bringt in dieser eitlen Welt Neues hervor durch die Stiftung eines Reiches, das nicht von dieser Welt ist, durch die Stiftung des Reiches Gottes in Christo Jesu. Emil Quandt

Koh 1,10: Kann man von irgendetwas sagen: »Siehe, das ist neu«? Längst schon war es in unbekannten Zeiten, die vor uns gewesen sind!

Koh 1,11: Man gedenkt eben an das Frühere nicht mehr, und auch an das Spätere, das noch kommen soll, wird man nicht mehr gedenken bei denen, die noch später kommen werden.

Eitel ist unser Gedenken, wenn wir tot sind: Nicht selten sucht man im Nachruhm eine Unsterblichkeit mitten in dieser sterblichen, eitlen Welt. Nicht selten meint man, gehe es uns auch jetzt nicht so, wie uns gebühre, so werde nach dem Tode unser Wert anerkannt werden und wir würden fortleben in der dankbaren Erinnerung einer verständigeren Nachwelt. Aber das ist ein Wahn, und das Heilmittel für ihn liegt nicht gar fern. Der Mensch darf nur fragen, wie er der Seinigen gedenkt, die ihm vorangegangen sind, um zu erkennen, wie man sein gedenken wird. Undank ist der Welt Lohn, namentlich Verstorbenen gegenüber. Man kann an den Verstorbenen lernen, wie es mit uns gehen wird, und man wird gestehen, Alles ist eitel auf Erden, auch unser Name und unser Andenken. Emil Quandt

Koh 1,12-18: Nichtigkeit der menschlichen Weisheit

Koh 1,12: Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem.

Koh 1,13: Ich richtete mein Herz darauf, mit Weisheit alles zu erforschen und zu ergründen, was unter dem Himmel getan wird. Das ist ein mühseliges Geschäft, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, damit sie sich mit ihm plagen sollen.

Koh 1,14: Ich beobachtete alle Werke, die getan werden unter der Sonne, und siehe, es war alles nichtig und ein Haschen nach Wind!

Koh 1,15: Krumme Sachen kann man nicht gerade machen, und die, welche fehlen, kann man nicht zählen.

Krumme Sachen können nicht gerade gemacht werden: Der Sinn dieses Verses ist: Wie die Dinge einmal sind, so bleiben sie trotz aller Philosophie. Was krumm ist in der Welt, der Mensch kann es nicht gerade machen; und was einmal mangelhaft ist, kann der Mensch nicht vollständig machen, daß es als ein Ganzes mitgezählt würde. Emil Quandt

Koh 1,16: Da redete ich mit meinem Herzen und sprach: Siehe, nun habe ich mir mehr und größere Weisheit angeeignet als alle, die vor mir über Jerusalem herrschten, und mein Herz hat viel Weisheit und Wissenschaft gesehen.

Koh 1,17: Ich richtete mein Herz darauf, die Weisheit zu erkennen, und zu erkennen, was Tollheit und Unverstand sei; aber ich habe auch das als ein Haschen nach Wind erkannt.

Koh 1,18: Denn wo viel Weisheit ist, da ist auch viel Enttäuschung, und wer sein Wissen mehrt, der mehrt seinen Schmerz.

Ende des Kapitels: Das ist der Schluß, den Salomo machen muß aus seinem Streben, in der Weisheit dieser Welt Leben und Genüge zu finden. Es ist eine verfehlte Unternehmung, die keinen Vortheil gebracht hat, sondern nur Nachtheil. Denn da alle Weisheit, die das Eitle erforscht, nicht über die Eitelkeit hinauskommt, so kann ihr Besitz nur „Grämen“ über verfehlte Mühe, nur Kummer und Schmerzen eintragen. Emil Quandt

Lob sei Gott: Gott sei gelobt, daß wir Christen einen Trost wissen in Jesu Christo, in welchem aller Weisheit höchste Fülle verborgen liegt. Was die Weisheit von unten nie gefunden, das hat die göttliche Weisheit erfunden, nämlich eine ewige Erlösung von der Eitelkeit der Eitelkeiten in dem Blute und den Wunden Jesu Christi.


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Kohelet (Koh) Kapitel 1.


Infos zum Impuls 

– Start mit dem Wort Gottes in den Tag

– Kurzimpuls

– es gibt stets ein Wochenthema

– täglich nur 1x

– entweder über

   * Whatsapp

   * Facebook-Seite

   * Telegram

– ca. zwischen 6-7 Uhr 

– hier geht´zur Anmeldung

Tägliche Andacht

Mein Name ist Joachim Brenner. Ich arbeite als Lehrer für Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen Behinderung. Den täglichen christlichen Impuls schreibe ich seit 2014.

Ich in der Wüste