Sprüche (Spr) Kapitel 8: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche (Spr) Kapitel 8
Spr 8,1: Hört! Die Weisheit ruft, und die Einsicht lässt ihre Stimme erschallen!
Spr 8,2-3: Man sieht sie auf allen Straßen und Plätzen, an den Toren der Stadt – dort, wo jeder sie sehen kann – steht sie und ruft:
Die Weisheit will so gut sichtbar und hörbar sein wie nur möglich. Die Weisheit ist leidenschaftlich in ihrer Ansprache und verlässt bewusst den privaten Raum, um sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.
Spr 8,4: »Hört her, ja, ich meine euch alle!
Spr 8,5: Werdet endlich wach!
Spr 8,5: Nehmt doch endlich Verstand an!
Werde wachsam für das, worauf es ankommt: das ist der Glaube und die Bindung an Christus. Wachsam zu sein, bedeutet, dass du dein ganzes Sein, dich selbst als einzigartige Person hingibst und hinwendest zu ihm, überall, in allen Angelegenheiten und Lebensumständen. Das ist nicht Mystik für ein paar wenig Abgehobene, sondern alltagsrelevant wie es mehr nicht sein kann, z.B. bei mir in der Arbeit mit meinen Schülern, einem Elterngespräch, der Beziehungspflege innerhalb der Familie und noch und noch und noch. In alledem ist es der Mühe wert, das ganze Leben Christus zu widmen, jeden Tag in der Freundschaft zu ihm zu wachsen und sich gerufen zu fühlen, die Schönheit und Güte seines Lebens allen Menschen zu verkünden.
Spr 8,6: Hört auf mich, denn von mir bekommt ihr guten Rat. Auf meine Worte ist Verlass.
Wieder fordert die Weisheit heraus: Hört! Und sie begründet, warum es sich lohnt, zuzuhören: Der Inhalt dessen, was sie zu sagen hat, ist Vortreffliches.
Spr 8,7: Ich halte mich immer an die Wahrheit, denn gottloses Gerede ist mir zuwider.
Spr 8,8: Alles, was ich sage, ist ehrlich; Hinterlist oder Betrug sind mir fremd.
Spr 8,9: Meine Worte sind klar und deutlich für jeden, der sie verstehen will.
Spr 8,10: Darum nehmt meine Ermahnung an, achtet sie mehr als Silber oder Gold.
Spr 8,11: Weisheit ist wertvoller als die kostbarste Perle, sie übertrifft alles, was ihr euch erträumt.
Wertvoller als Korallen oder alle persönlichen Träume ist der Besitz von Weisheit. Nichts kann einem Menschen so viel Zufriedenheit geben wie ein Leben, das von Weisheit geprägt ist.
Spr 8,12: Ich bin die Weisheit, und zu mir gehört die Klugheit. Ich handle überlegt und besonnen.
Es gibt keine Klugheit ohne Weisheit. Die schlaue Erkenntnis ist eine Mischung aus Einsicht und mentaler Beweglichkeit, die ihren Besitzer dazu befähigt, in unterschiedlichen Lebenslagen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Weisheit ist die Grundlage für schlaue Erkenntnis, weil sie ihr einen Denkrahmen vorgibt. Nur weil unser Denken ein brauchbares Fundament und klare ethische Grenzen besitzt, gelangen wir zu brauchbaren Denkergebnissen. Jürgen Fischer
Spr 8,13: Wer Ehrfurcht vor dem Herrn hat, der hasst das Böse. Ich verachte Stolz und Hochmut, ein Leben voller Bosheit und Lüge ist mir ein Gräuel!
Immer neu verinnerlichen wir: Ich bin nicht selbst Herr meines Lebens. Der Herr meines Lebens ist Gott. Er ist der Schöpfer. Und als solchen nehme ich ihn ernst. Ich anerkenne ihn als den, der mich auf einen guten Weg bringen will. Ich erkenne ihn als den an, der meinem Leben Richtung und Ziel weist. Vor Gott muss ich keine Angst haben. Aber Ehrfurcht vor ihm zu haben ist wichtig. Das beinhaltet, sich von allem Bösen fern zu halten und sein ganzes Leben unter den Gehorsam von Jesus Christus zu bringen. Gerade weil Jesus barmherzig und gnädig ist, möchte er uns völlig rein machen von aller Sünde. Welch ein Trost!
Die Menschen klagen darüber, dass die Zeiten böse sind. Hört auf mit dem Klagen. Bessert euch selber. Denn nicht die Zeiten sind böse, sondern unser Tun. Augustinus
Spr 8,14: Ich stehe euch mit Rat und Tat zur Seite, ich verleihe Klugheit und Macht.
Spr 8,15: Mit meiner Hilfe regieren Könige und erlassen Staatsmänner gerechte Gesetze.
Spr 8,16: Alle Machthaber der Welt, alle, die für das Recht sorgen, können nur durch mich regieren.
Spr 8,17: Ich liebe, die mich lieben und die mich suchen, finden mich.
Was für eine Verheißung! Wie Gott von denen gefunden werden will, die ihn suchen (Jer 29,13; Dtn 4,29), so auch die Weisheit. Sie will zum Suchenden eine Liebesbeziehung eingehen, wenn dessen Eifer von Zuneigung getragen wird. Weisheit ist keine Schönheit, die sich „leicht rumkriegen“ lässt. Sie erwartet Einsatz und Engagement, bevor sie sich auf eine Beziehung einlässt. Jürgen Fischer
Gott lässt sich finden: Wie groß ist die Not, wenn wir einen lieben Menschen verloren haben. Können wir uns den Schmerz Gottes vorstellen, den er hat, wenn er einen von uns verliert. Gott wartet auf meine bewusste Hinwendung zu ihm. Er stülpt mir sein Heil und seine Liebe nicht einfach über. Er wartet auf die Sehnsucht in meinem Herzen. Hermann von Bezzel drückt dies so aus: Herr, gib allen, die dich suchen, dass sie dich finden, und allen, die dich gefunden haben, dass sie dich aufs Neue suchen, bis all unser Suchen und Finden erfüllt ist in deiner Gegenwart.
Wer glaubt, ohne Suchen Gott finden zu können, der glaubt zuviel. Angelus Silesius
Spr 8,18: Ansehen und Reichtum biete ich an, bleibenden Besitz und Erfolg.
Spr 8,19: Was ihr von mir bekommt, ist wertvoller als das feinste Gold, besser als das reinste Silber.
Spr 8,20: Wo Menschen gerecht miteinander umgehen und nach Gottes Willen fragen, da bin ich zu Hause.
Gerecht miteinander umgehen: Gerechtigkeit ist das Gespür für das, was recht und unrecht ist. Dieser Sinn reagiert wenn wir sehen, dass Unrecht geschieht, löst evtl. Schmerz und Zorn aus. Dem Herrn sei Dank für dieses Gespür für Gerechtigkeit! Gerechtigkeit als Tugend bedeutet, dass ich Verantwortung dafür trage, dass Recht geschieht und Unrecht benannt wird. Das ist der Wille Gottes. Daher: „Bemühe dich um Gerechtigkeit.“ (1. Tim 6,11), denn „keine wahre Liebe ohne Gerechtigkeit und keine wahre Gerechtigkeit ohne Liebe.“ (Adolf Kolping) Sicher kannst du nicht die Welt retten im Großen, aber in deinem Alltag im Kleinen kannst du darauf achten, gerecht zu handeln und Ungerechtigkeit anzusprechen.
Spr 8,21: alle, die mich lieben, beschenke ich mit Reichtum; ja, es fehlt ihnen an nichts!
Spr 8,22: Der Herr schuf mich vor langer Zeit, ich war sein erstes Werk, noch vor allen anderen.
Spr 8,23: In grauer Vorzeit hat er mich gebildet; und so war ich schon da, als es die Erde noch gar nicht gab.
Spr 8,24: Lange bevor das Meer entstand, wurde ich geboren. Zu dieser Zeit gab es noch keine Quellen,
Spr 8,25: und es standen weder Berge noch Hügel.
Spr 8,26: Ich war schon da, bevor Gott die Erde mit ihren Wiesen und Feldern erschuf, ja, noch vor dem ersten Staubkorn.
Spr 8,27: Ich war dabei, als Gott den Himmel formte, als er den Horizont aufspannte über dem Ozean,
Spr 8,28: als die Wolken entstanden und die Quellen aus der Tiefe hervorsprudelten,
Spr 8,29: als er das Meer in die Schranken wies, die das Wasser nicht überschreiten durfte, als er das Fundament der Erde legte
Spr 8,30: da war ich ständig an seiner Seite. Tag für Tag erfreute ich mich an Gott und seinen Werken,
Spr 8,31: ich tanzte vor Freude auf seiner Erde und war glücklich über die Menschen.
Spr 8,32: Darum hört auf mich, ihr jungen Männer! Richtet euch nach mir, und ihr werdet glücklich.
Spr 8,33: Nehmt Belehrung an und weist sie nicht zurück, dann werdet ihr klug!
Spr 8,34: Glücklich ist, wer auf mich hört und jeden Tag erwartungsvoll vor meiner Tür steht!
Spr 8,35: Wer mich findet, der findet das Leben, und an einem solchen Menschen hat der Herr Gefallen.
Spr 8,36: Wer mich aber verachtet, der zerstört sein Leben; wer mich hasst, der liebt den Tod.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche (Spr) Kapitel 8