Sprüche (Spr) Kapitel 11: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche (Spr) Kapitel 11
Spr 11,1: Eine falsch eingestellte Waage verabscheut der Herr, aber er freut sich, wenn die Gewichte stimmen.
Spr 11,2: Hochmut zieht Schande nach sich, ein weiser Mensch ist bescheiden.
Bescheidenheit: Weniger wäre manchmal mehr gewesen (Kant) Oder um es mit Abbas Poimen zu sagen: Alles Übermaß ist von den Dämonen. Ja, Bescheidenheit ist das Gegenteil von Vermessenheit. Du lebst heute in einer Gesellschaft der Mehr-Kultur. Die Gefahr ist, dass du dich da reinziehen lässt. Bescheidenheit heilt deine Seele von dem Mehr, Größer und Besser. „Das wahre Glück ist die Genügsamkeit und die Genügsamkeit hat überall genug.“ (Goethe). Hüte dich also vor der Übertreibung und dem Übermaß im materiellen, wie auch im geistigen und spirituellen Bereich.
Spr 11,3: Ehrlichkeit leitet den Aufrichtigen auf seinem Weg; ein Unehrlicher zerstört sich selbst durch seine Falschheit.
Spr 11,4: Reichtum bewahrt nicht vor Gottes Zorn; wer aber Gott gehorcht, bleibt von dem Verderben verschont.
Spr 11,5: Wer sich nach Gottes Geboten richtet, dem ebnet sein Gehorsam den Weg; aber einen Gottlosen bringt seine Sünde zu Fall.
Spr 11,6: Den Aufrichtigen rettet seine Rechtschaffenheit; doch der, dem man nicht trauen kann, ist durch seine eigene Gier gefangen.
Gerechtigkeit oder Gier: Der Wunsch, Gutes zu tun, leitet sie und gerechtes Verhalten wird zum entscheidenden Faktor ihrer Errettung. Hier bleibt offen, ob es sich um zeitliche oder ewige Errettung handelt, und vielleicht sollte man an beides denken. Gerechtigkeit zahlt sich nämlich immer aus! Während die Aufrichtigen zum Segen werden, ist das Leben der Treulosen von Gier geprägt und werden so in ihrem Wunsch nach immer mehr zu Gefangenen ihrer Lust. Als Christen müssen wir uns der Tatsache bewusst sein, dass in uns der sündige Impuls schlummert, immer mehr haben zu wollen. Das Nein zu Luxus, Verschwendung, Völlerei, Habgier bei einem gleichzeitigen Ja zu einer gesunden Form des Genusses, der unsere Seele in die Anbetung führt, ist für uns von größter Bedeutung. Wer gierig wird und den Schlund nicht voll bekommt, gehört zu den Treulosen nicht zu den Aufrichtigen. Jürgen Fischer
Spr 11,7: Mit dem Tod eines Gottlosen sterben auch seine Hoffnungen; alles, worauf er sich bisher verlassen hatte, hilft dann nicht mehr.
Spr 11,8: Wer zu Gott gehört, wird aus der Not gerettet; an seiner Stelle gerät der hinein, der von Gott nichts wissen will.
Spr 11,9: Wer Gott missachtet, schadet anderen mit seinen Worten; wer Gott gehorcht, kommt durch sein Wissen davon.
Mit Worten können wir Schaden anrichten: Der Ruchlose redet und verdirbt mit Worten seinen (unwissenden) Nächsten. Als Menschen müssen wir unser Leben nach dem einrichten, was wir hören. Informationen prägen Entscheidungen. Wer auf Ruchlose hört, die ihm nicht die Wahrheit sagen, weil sie verführen wollen oder selbst Verführte sind (vgl. 2. Tim 3,13), der kommt zu Fall. Jürgen Fischer
Spr 11,10: Die ganze Stadt feiert den Erfolg von guten Menschen; und wenn Übeltäter umkommen, herrscht großer Jubel.
Spr 11,11: Eine Stadt blüht auf durch den Segen, den ehrliche Menschen ihr bringen; aber die Worte der Gottlosen sind ihr Untergang.
Spr 11,12: Wer verächtlich über seinen Mitmenschen herzieht, hat keinen Verstand. Ein vernünftiger Mensch hält seine Zunge im Zaum.
Zunge im Zaum halten: Bei den Betern ist die Zunge gleichsam die Hand, mit der wir Gottes Knie umfassen. Beflecke sie darum nicht, damit er nicht zu dir spreche: Selbst wenn ihr eure Gebete vervielfältiget, werde ich euch nicht erhören, denn: Tod und Leben sind in der Hand der Zunge und: Nach deinen Worten wirst du gerechtfertigt und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden. Hüte also deine Zunge mehr als deinen Augapfel. Die Zunge ist wie ein königliches Roß. Legst du ihr Zügel an und lehrest sie ebenmäßig einherschreiten, so wird der König darauf ruhen und sich darauf setzen. Läßt du sie aber ohne Zaum dahinstürmen und Seitensprünge machen, so werden der Teufel und die Dämonen auf ihr reiten. Chrysostomus
Spr 11,13: Wer klatschsüchtig ist, wird auch anvertraute Geheimnisse ausplaudern. Ein zuverlässiger Mensch behält die Sache für sich.
Spr 11,14: Ohne eine gute Regierung geht jedes Volk zugrunde; wo aber viele Ratgeber sind, gibt es Sicherheit.
Spr 11,15: Wer sich für die Schulden eines anderen verbürgt hat, wird es eines Tages bitter bereuen. Wer sich darauf gar nicht erst einlässt, hat seine Ruhe.
Spr 11,16: Eine Frau gewinnt Ansehen durch ein liebenswürdiges Wesen; ein rücksichtsloser Mann bringt es mit Gewalt zu Reichtum.
Spr 11,17: Wer freundlich zu anderen ist, hilft sich selbst damit; der Unbarmherzige schneidet sich ins eigene Fleisch.
Spr 11,17: Ein barmherziger Mensch tut seiner eigenen Seele Gutes.
Barmherzigkeit üben: Ein Weg zum Glück besteht darin, dass wir raus kommen aus unserer Selbstumkreisung. Wer immer nur an seine eigenen Probleme und Sorgen denkt, der wird nie glücklich werden und der wird nur selten dazu kommen, Barmherzigkeit üben zu können. Barmherzigkeit ist auf den anderen bezogen. Er sieht ihn in seiner Not und lässt sich davon berühren. Er fühlt sich in dessen momentane Situation ein. Es geht darum, zu fühlen, als wäre ich der andere. Es geht darum, die Bedürfnisse und Wünsche des anderen zu erahnen. Fast automatisch erwächst daraus dann das Tun.
Barmherzig heißt einer, der ein betrübtes Herz hat, weil er die Betrübnis eines anderen Menschen wie seine eigene betrachtet und über das Leid des anderen trauert wie über sein eigenes Unglück. Remigius
Durch Freundlichkeit sich selber helfen: Auf den ersten Blick ist der Mildtätige ein Verlierer. Er kümmert sich um das Wohl anderer, investiert sein Geld, um Gutes zu tun, denkt über die Not Fremder nach und trägt die Last der Bedrückten. Aber dieser erste Blick trügt. In Wirklichkeit belohnt er sich selbst, denn Liebe zahlt sich immer aus. Gütiger Umgang mit fremden Notlagen erschafft in mir einen christusähnlichen Charakter. Ich bekomme Freunde und Ansehen. Mit einem freundlichen Menschen hat man gern Umgang, ihm hilft man gern (vgl. Röm 5,7). Jürgen Fischer
Spr 11,18: Wer Gott missachtet, sammelt nur trügerischen Gewinn; wer Gott treu bleibt, erhält beständigen Lohn.
Spr 11,19: Wer sich unbeirrbar für das Gute einsetzt, der wird leben; wer böse Pläne verfolgt, kommt um.
Spr 11,19: Gerechtigkeit führt zum Leben; aber dem Bösen nachjagen führt zum Tode.
Gerechtigkeit üben: Das hebräische Wort für Gerechtigkeit Zedaka ist ein Beziehungswort, soll heißen, es geht darum sich in konkreten Beziehungen, zu Gott, zu den Mitmenschen und zur Umwelt, angemessen zu verhalten im Sinne der Gerechtigkeit. Das hört sich schnell abstrakt und fern an, beginnt aber in meinem unmittelbaren Umfeld: evtl. gibt es an der Arbeit jemanden der ungerecht behandelt wird. Gerecht sein heißt da: mich nicht raushalten, sondern den Mund aufmachen, den Konflikt riskieren und mich nicht resignierend darauf zurück zu ziehen, dass man ja doch nichts machen kann. Die Nächstenliebe ist immer mit der Gerechtigkeit verbunden.
Spr 11,20: Herzen voller Bosheit sind dem Herrn zuwider; doch er freut sich über alle, die sich nichts zuschulden kommen lassen.
Spr 11,21: Du kannst sicher sein: Keiner, der Unheil stiftet, kommt ungeschoren davon; aber alle, die Gott gehorchen, bleiben verschont.
Spr 11,22: An einer Frau ohne Anstand wirkt Schönheit wie ein goldener Ring im Rüssel einer Sau.
Spr 11,23: Wer auf Gutes bedacht ist, wird Gutes bekommen; wer Böses im Sinn hat, den trifft Gottes Zorn!
Spr 11,24: Manche sind freigebig und werden dabei immer reicher, andere sind geizig und werden arm dabei.
Wer austeilt, wird reicher! Wir wissen, dass uns alles, was wir sind und haben, geschenkweise von Gott auf Zeit geliehen ist. Gott möchte, dass seine geschenkten Gaben weiter gegeben werden, so dass sie sich vermehren. Im Kern geht es dabei immer um das Weitergeben der Liebe. Reichlich von dieser Liebe austeilen, weitergeben, gerade auch da, wo kein Zurückgeben von vornherein zu erwarten ist, das gehört zu den Grundprinzipien des Reiches Gottes. Der Geber achtet dabei nicht peinlich genau auf seine Gaben, er ist nicht gewissenhaft oder vorsichtig, er gibt gern, reichlich und schießt dabei auch schon mal übers Ziel hinaus. Und diese Haltung wird von Gott belohnt!
Spr 11,25: Wer anderen Gutes tut, dem geht es selber gut; wer anderen hilft, dem wird geholfen.
Gutes tun und Gutes empfangen: Wenn ich sorgsam an andre denke, so wird der Herr an mich denken; und in der einen oder andren Weise wird Er mich belohnen. Wenn ich mich des Dürftigen annehme, so wird der Herr Sich meiner annehmen. Wenn ich auf kleine Kinder achthabe, so wird der Herr mich als Sein Kind behandeln. Wenn ich Seine Herde weide, wird Er mich weiden. Wenn ich seinen Garten begieße, wird Er aus meiner Seele einen wohl begossenen Garten machen. Dies ist des Herrn eigne Verheißung. Spurgeon
Spr 11,25: Eine segnende Seele wird reichlich gesättigt, und wer anderen zu trinken gibt, wird selbst erquickt.
Reichlich gesättigt: Die segnende Seele beschreibt eine Person, die anderen durch ihr Reden und Tun zum Segen wird. Sie ist großzügig, hilfsbereit, barmherzig, liebevoll, geduldig, sie gibt, segnet, betet, unterstützt, erträgt und vergibt. Wer sich so um andere kümmert, darf sich des göttlichen Segens sicher sein, er wird reichlich gesättigt. Wörtlich heißt es: Er wird fett gemacht. Jürgen Fischer
Spr 11,26: Wer in Notzeiten sein Getreide hortet, den verwünschen die Leute; aber sie preisen den, der es verkauft.
Spr 11,27: Wer Gutes tun will, findet Zustimmung. Wer Böses ausheckt, den wird es selbst treffen.
Spr 11:27: Wer eifrig das Gute sucht, ist auf Gottes Wohlgefallen bedacht, wer aber nach Bösem trachtet, über den wird es kommen.
Das Gute suchen: Wer das Gute eifrig sucht, ist bereit seine Suche auch dann fortzusetzen, wenn er Widerstand erfährt. Ein solcher Mensch gibt nicht auf, er denkt nach, liest, diskutiert, reflektiert, macht Fehler bis er das Gute tatsächlich gefunden hat. Mit der Suche nach dem Guten ist außerdem zwingend auch die Suche nach Wohlgefallen verbunden. Wenn es mir nämlich nicht um das Wohlgefallen von Menschen und Gott geht, dann werde ich das Gute nicht finden – egal wie eifrig ich danach suche. Das wahrhaft Gute erschließt sich mir immer nur aus der Beziehung zu anderen Personen. Ohne diese Beziehungsebene bleibt das Gute eine abstrakte, kaum greifbare und oft auch nicht definierbare Größe. Jürgen Fischer
Spr 11,28: Wenn du auf dein Geld vertraust, wirst du fallen wie ein welkes Blatt. Lebe so, wie Gott es will, dann wirst du aufsprießen wie frisches Grün.
Spr 11,29: Wer Haus und Familie vernachlässigt, wird schließlich vor dem Nichts stehen; ein solcher Dummkopf muss am Ende einem Klügeren dienen.
Spr 11,30: Wer Gottes Willen tut, verhilft anderen zum Leben; und ein weiser Mensch gewinnt die Herzen.
Spr 11,31: Wer Gott gehorcht, wird hier auf Erden schon dafür belohnt; erst recht wird jeder bestraft, der von Gott nichts wissen will und Unrecht tut!
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche (Spr) Kapitel 11