Sprüche (Spr) Kapitel 10: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche (Spr) Kapitel 10
Spr 10,1: Die folgenden Sprichwörter stammen von König Salomo: Ein kluger Sohn macht seinen Eltern Freude, ein uneinsichtiger aber bereitet ihnen Kummer.
Spr 10,2: Unrecht erworbener Besitz ist zu nichts nütze, aber Ehrlichkeit rettet vor dem Verderben.
Spr 10,3: Der Herr lässt niemanden Hunger leiden, der zu ihm gehört. Doch wer von ihm nichts wissen will, dessen Gier stillt er nicht.
Satt werden durch Gott: Die Seele des Gerechten ist Gott wichtig. Er lässt sie nicht hungern, d.h. er gibt ihr, wonach sie im Innersten verlangt, und das ist die Gewissheit, dass der Tod überwunden ist und nicht das letzte Wort hat. Die Gesetzlosen werden von Gier getrieben. Sie folgen den Lüsten und Wünschen ihres bösen Herzens und landen bei Lüge, Bosheit, Betrug, Unmoral, Unterdrückung, Perversion usw. Solche Menschen mögen auf der Erde Erfolg haben, aber sie gehen ewigem Mangel entgegen. Jürgen Fischer
Spr 10,4: Wer nachlässig arbeitet, wird arm; fleißige Hände aber bringen Reichtum.
Spr 10,5: Klug ist, wer im Sommer einen Vorrat anlegt. Wer dagegen die Erntezeit verschläft, bringt sich zu Recht in Verruf.
Spr 10,6: Ein Mensch, der Gott gehorcht, empfängt seinen Segen. Doch wer gottlos daherredet, erntet für seine Worte nichts als Gewalt.
Spr 10,7: An einen aufrichtigen Menschen erinnert man sich auch nach seinem Tod noch gerne; Gottlose dagegen sind schnell vergessen.
Spr 10,8: Ein verständiger Mensch lässt sich belehren, aber ein törichter Schwätzer richtet sich selbst zugrunde.
Sich belehren lassen: Das weise Herz weiß um die eigene Begrenztheit und nimmt Gebote an. Der Erwerb von Weisheit setzt die demütige Einsicht voraus, dass ein anderer mehr weiß als ich und mir besseren Rat geben kann, als es die Ideen sind, die aus mir selbst hervorsprudeln. Besserwisserei, Hochmut oder das falsche Verliebtsein in die eigenen Gedanken sind Gegner echter Erkenntnis und Einsicht. Jürgen Fischer
Spr 10,9: Wer ehrlich ist, lebt sicher und gelassen, wer aber krumme Wege geht, wird irgendwann ertappt.
Pflege dein Herz: Ehrlich zu leben, bedeutet vor allem im Einklang seiner Seele mit Gott zu leben. Dazu ist vor allem die Pflege des eigenen Herzens notwendig. Hier gilt es Stolperfallen wahrzunehmen: Oft beschuldigen wir uns schnell, was uns kleinmütig macht. Oft entschuldigen wir unser Verhalten schnell, was uns stolz macht. Hier gilt es unser Herz an der wahren Quelle wohnen zu lassen: im Herrn lasse dein Herz im Kummer trösten, in Anstrengungen stärken, in Unlust ermuntern, in Ängsten ermutigen u.a. Bedenke, dass dein Herz der Bräutigam Christus erwählt hat, um darin einzukehren. Fürchten wir also nichts, sofern wir fest entschlossen sind, Gott in unserem Herzen herrschen zu lassen. Warum sollten wir uns Sorgen machen? So und nur so werden wir ehrlich leben und darin sicher und gelassen.
Spr 10,10: Ein Betrüger bereitet Ärger und Leid, und ein Schwätzer rennt in sein eigenes Unglück.
Spr 10,11: Wer Gott dient, dessen Worte sind eine Quelle des Lebens. Doch hinter den Worten eines gottlosen Menschen lauert die Gewalt.
Mit Worten dem andern dienen: Wasser ist in der Wüste wertvoll und überlebens notwendig. Wo es hervorquillt versammeln sich die Menschen und ihr Durst wird gestillt. Dasselbe kann man in einem übertragenen Sinn vom Gerechten sagen. Öffnet er seinen Mund, strömen Worte hervor, die den Durst nach Leben stillen. Das richtige Wort zur richtigen Zeit gehört zum Wertvollsten, das man erhalten kann. Es fördert Leben in all seinen Dimensionen – intellektuell, emotional und spirituell. Jürgen Fischer
Spr 10,12: Hass führt zu Streit, aber Liebe sieht über Fehler hinweg.
Liebe ist sanftmütig: Wenn es um das Korrigieren unserer Mitmenschen geht, sind wir immer sehr schnell und sehr genau. Viel Zank und Streit gäbe es nicht, wenn wir die Tugend der Sanftmut folgen würden und nicht jedes Fehlverhalten zu genau benennen und über vieles einfach hinweg sehen würden. Und selbst wenn wir ein Fehlverhalten benennen müssen, so soll unsere Zurechtweisung immer mit dem Herzen und mit milden Worten geschehen. Achte beim Tadeln von Fehlern darauf, dass du den schwachen Menschen entschuldigst und seinen Fehler verkleinerst.
Über Fehler hinweg sehen: Es ist klug, den Mantel des Schweigens und Vergessens über Sünden zu breiten, um nicht unnötig Trennung zu verursachen (vgl. Spr 17,9). Wahre Liebe erträgt (1. Kor 13,5-7) Fehler, dient dem Feind (Spr 25,21.22) und handelt geduldig (Spr 19,11), weil sie um die eigene Fehlerhaftigkeit weiß. Sie hält dem anderen nicht jeden alltäglichen, kleinen Fehler vor. Wer den Streit sucht, ist nicht liebevoll und nicht weise (Spr 20,3). Wenn unsere zwischenmenschlichen Beziehungen von Zank und Streit geprägt sind, ist es gut, dass wir uns fragen, mit welcher Grundeinstellung wir anderen Menschen begegnen. Vielleicht liegt das Problem nicht immer nur bei den Anderen, sondern auch in uns, weil wir ihren Sünden nicht mit Liebe begegnen wollen. Jürgen Fischer
Spr 10,13: Ein vernünftiger Mensch findet das richtige Wort; ein unvernünftiger hat Schläge verdient.
Spr 10,14: Wer klug ist, überlegt sich, was er sagt; aber ein Narr spricht vorschnell und richtet Schaden an.
Achte auf deine Worte: Während im Mund des Narren eine Zeitbombe tickt, die jederzeit hochgehen kann, bewahren die Weisen Erkenntnis. Man kann nur in steter Furcht vor der zerstörerischen Kraft leben, die der Mund eines Narren durch Lüge, Unwissenheit, Provokation oder Betrug zu entfesseln versteht. Es fehlt ihm an Klugheit und so ist er eine dauerhafte Gefahr für sich und die Gesellschaft. Während der Narr dummes Zeug von sich gibt, sorgen die Weisen dafür, dass sie einmal gelernte Einsichten nicht vergessen, um sie zum Wohl anderer einzusetzen (vgl. Spr 12,18). Jürgen Fischer
Spr 10,15: Dem Reichen gibt sein Besitz Sicherheit; wer aber nichts hat, dem bringt seine Armut den Untergang.
Spr 10,16: Wer Gott gehorcht, wird mit dem Leben belohnt; der Gottlose dagegen verstrickt sich in Schuld.
Spr 10,17: Wenn du Ermahnungen annimmst, bist du auf dem richtigen Weg; wenn du dich gegen sie sträubst, läufst du in die Irre.
Spr 10,18: Wer seinen Hass versteckt, ist ein Heuchler, und wer andere hinter ihrem Rücken verleumdet, ist hinterhältig und dumm.
Spr 10,19: Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab. Wer aber seine Lippen im Zaum hält, der ist klug.
Bewusstes Sprechen: Wie viel wird geredet! Wichtiges und Unwichtiges, Oberflächliches und Tiefgründiges! Und häufig übereinander statt miteinander! Wie schnell ist ein falsches Wort gesagt! Es geht nun nicht darum, nonstop zu schweigen, sondern vielmehr darum, bewusst und achtsam, mit Kopf und mit Herz unsere Worte zu wählen. Es geht um ein gesegnetes Reden, ein gutes Wort richtigen Zeit , eine Ermutigung, ein spontanes Lob, ein ehrliches Nachfragen, ein echtes Anteilnehmen u.v.m. Das wiederum setzt aufmerksames, achtsames Hören voraus, auf das jeweilige Gegenüber und auf Gott.
Besser schweigen: Der Weise zügelt seine Lippen und achtet auf die Worte, die er von sich gibt, weil er weiß, dass vielen Worten eine Gefahr anhängt. Es ist die Gefahr, mehr zu sagen, als man eigentlich sagen wollte. Der Schwätzer, der Verleumder, wer Antwort gibt, ohne das Problem zu kennen, oder der Mann, der hastig redet, sie alle kommen in den Sprüchen schlecht weg, weil sie zu viel reden und mit ihren Worten verletzen (Spr 12,18; 16,28; 18,13; 29,20!). Es ist einsichtsvoll, d.h. klug und umsichtig, wenn man den Mund hält und nur dann redet, wenn es sich lohnt und man wirklich etwas zu sagen hat. Jürgen Fischer
Spr 10,20: Wer Gott gehorcht, spricht Worte so wertvoll wie reines Silber; die Gedanken des Gottlosen dagegen sind ohne Wert.
Spr 10,21: Ein rechtschaffener Mensch baut viele auf durch das, was er sagt; ein Narr aber zerstört sich selbst durch seine Dummheit.
Der Weise als Hirte: Ein Weiser kann für viele zum Hirten werden und ihr Leben in die richtigen Bahnen lenken. Ein Hirte sorgt sich, zeigt den Weg, trägt die Schwachen, beschützt vor Gefahren und heilt die Wunden. All das kann ein gutes Wort aus dem Mund eines Gerechten. Während zu viele Worte zur Sünde tendieren (Spr 10,19), können ein paar ausgewählte Worte zur rechten Zeit lebensspendend sein. Jürgen Fischer
Spr 10,22: Reich wird nur, wem der Herr Gelingen schenkt; eigene Mühe hilft dabei nicht weiter!
Spr 10,23: Der unverbesserliche Dummkopf freut sich an bösen Taten; ein Verständiger aber hat Freude an der Weisheit.
Spr 10,24: Wer von Gott nichts wissen will, dem stößt das zu, was er am meisten fürchtet; wer jedoch zu Gott gehört, bekommt, was er sich wünscht.
Spr 10,25: Wenn ein Sturm aufzieht, wird der Gottlose mit fortgerissen; aber wer Gottes Willen tut, der steht auf festem Fundament.
Spr 10,26: Lass niemals einen Faulpelz für dich arbeiten, denn er wird dir schaden wie Essig deinen Zähnen und Rauch deinen Augen!
Spr 10,27: Wer Ehrfurcht vor dem Herrn hat, wird lange leben. Wer sich von ihm lossagt, verkürzt seine Zeit.
Spr 10,28: Wer Gott gehorcht, auf den wartet Freude; wer von ihm nichts wissen will, dessen Hoffnungen zerrinnen.
Spr 10,29: Der Herr beschützt alle, die auf dem rechten Weg bleiben; aber er stürzt den ins Verderben, der Unrecht tut.
Spr 10,30: Wer Gott gehorcht, lebt ruhig und sicher; wer ihn missachtet, wird nicht lange in dem Land wohnen.
Spr 10,31: Wer zu Gott gehört, sagt in jeder Lage das passende Wort; ein Mensch aber, der die Wahrheit verdreht, wird zum Schweigen gebracht.
Spr 10,32: Wer Gott gehorcht, dessen Worte sind wohltuend und hilfreich; aber was der Gottlose von sich gibt, ist trügerisch und falsch.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche (Spr) Kapitel 5 bis 10.