
9. Ein herzergreifender Abschied (24.6)
Nach diesen Worten knieten alle nieder, und Paulus betete mit ihnen. Sie küssten und umarmten Paulus zum Abschied. Viele weinten laut. Apg 20:36-37
Abschied bedeutet oft Schmerz. Wir dürfen in diesem Schmerz weinen, gerade wenn wir lange mit jemanden vereint gewesen sind. Das hat die Herzen so aneinander gekettet, daß eine Trennung fast undenkbar ist. Bedenke: Deine Abschiede von Menschen sind keine Trennung, denn alle ziehen wir zwar hinaus und alle bleiben wir dennoch hier, weil wir eine Einheit bleiben, verbunden in Liebe. In diesem innigen Einssein werden die vielen Herzen ein Herz, werden die vielen Glieder ein Leib. Wir haben also die absolute Gewißheit, daß es sich nur um eine räumliche Trennung handelt, da wir im Geiste unlöslich vereint sind. Es ist klar: einmal müssen wir voneinander gehen, ob wir wollen oder nicht. Zu fürchten ist nur das eine, daß die Herzen nicht mehr zueinander finden, daß keine Einigkeit der Seelen zustande kommt.
8. Vertrauen auf den Herrn (23.6)
Und siehe, jetzt reise ich gebunden im Geist nach Jerusalem, ohne zu wissen, was mir dort begegnen wird. Apg 20:22
Paulus hatte Grund zu der Annahme, dass es in Jerusalem schwierig werden würde. Aber das störte ihn nicht. Er konnte alles Gott übergeben, auch wenn er nicht wusste, was passieren würde. Er vertraute. Ärgern wir uns nicht bei den Stürmen, die manchmal unser Herz aufstören über gegenwärtige oder zukünftige Dinge und es seiner angenehmen Ruhe berauben. Lassen wir ruhig alle Dinge umstürzen, wenn nur unser Glaube in Treue verharrt, und leben wir im Vertrauen. Wenn auch alles in uns stürbe, was kümmert es uns, vorausgesetzt, daß Gott in uns lebt! Vorwärts denn, wir sind auf dem rechten Weg! Schauen wir weder nach rechts noch nach links; nein, dieser unser Weg ist der beste für uns. Gott führt uns alle in einer einzigartigen Weise, damit wir uns in der ewigen Heimat wiedersehen! Aber er führt auf unterschiedlichen Wegen.
7. In Demut dienen (22.6.)
Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut. Apg 20:19
Glücklich die Seele, die sich in Wahrheit und bedingungslos dem Dienst Gottes weiht. Gott läßt nicht zu, daß ihr Leben unfruchtbar und unnütz sei. Für alles, was die Seele aus Liebe zu Gott verläßt, wird ihr unermeßlicher Lohn in diesem Leben wie im Jenseits gegeben. Was für eine Gnade, wenn Gott sich unser bedienen will, um dem Nächsten zu helfen, den er so innig liebt, für dessen Erlösung er so viel gelitten hat. Dient also eifrig dem Nächsten, scheut weder Arbeit, noch Mühe, noch Opfer! Für alles wird euch reichlicher Lohn gegeben. Aber nicht die Belohnung soll die treibende Kraft sein, sondern der Wunsch, Gott zu gefallen und ihn zu verherrlichen. Franz von Sales
Dein geringster Dienst wird göttlich geadelt durch die Fußwaschung Jesu. Hanna Hümmer
6. Die Wichtigkeit der Stille
Paulus aber wollte unbedingt bis dorthin zu Fuß gehen. Apg 20:13
Paulus wollte zu Fuß gehen, obwohl er mit dem Schiff hätte fahren können. Sicher empfand er das Bedürfnis, vor seinem schweren Weg nach Jerusalem sich in Stille zu sammeln. Für jeden von uns ist es wichtig, recht oft in der Gegenwart Gottes stille Augenblicke zu verbringen, frei von jeder Ablenkung, gerade wenn Herausforderungen auf uns warten. Bereite also deine Seele vor allem am Morgen zur Stille vor. Trage während des Tages Sorge, deine Seele oft zu dieser Stille zu rufen und sie wieder in deine Hand zu bekommen. Pflege die Stille, um das Wort des Herrn zu hören und darüber nachzudenken, damit es durch das Wirken des Heiligen Geistes alle Tage deines Lebens immer neu in dir wohnt, in dir lebt und zu dir spricht. Wir bedürfen dessen gerade für die schweren Wege unseres Lebens.
5. Totenerweckung nach Predigtschlaf (20.6)
Paulus lief hinunter, beugte sich über den Toten und nahm ihn in seine Arme. Dann sagte er zu den Leuten: Beruhigt euch! Er lebt. Apg 20:9-10
Während der langen Predigt von Paulus fällt Eutychus vom Schlaf überwältigt aus dem Fenster und stirbt dabei. Paulus erweckt ihn wieder zum Leben. Dann wird der Gottesdienst fortgesetzt, weil Gottes Wort und Mahl für alle lebensnotwendig sind. Ein wunderbares Bild: Das Leben kann uns müde machen, sogar in der Mitte der Gemeinde einschlafen lassen. Aber in der Vollmacht Gottes können andere uns wecken und zurück ins Leben führen. Ein wunderbares Wort: Beruhigt euch! In allen Ängsten soll man versuchen, sich in der Gegenwart Gottes aus Liebe zu seiner Liebe zu beruhigen. Beruhige deinen Geist, indem du die göttliche Vorsehung verehrst, die alles liebevoll macht. Wenn uns auch die Beweggründe ihrer Beschlüsse verborgen sind, so ist uns doch ihre Milde bekannt, die alles mit vollkommener Güte tut.
Paulus ging wieder hinauf. Er brach das Brot und sie feierten gemeinsam das Abendmahl. Apg 20:11
4. Der Sonntag (19.6)
Am Sonntagabend, dem ersten Tag der neuen Woche, kamen wir zusammen, um das Abendmahl zu feiern. Apg 20:7
Im Neuen Testament lesen wir acht Mal vom ersten Tag der Woche, unserem heutigen Sonntag. Wir ruhen an diesem Tag, um dann die Woche zu arbeiten. Ja, wir ruhen auf dem vollbrachten Erlösungswerk des Herrn Jesus, haben durch ihn Frieden mit Gott und können so unser ganzes Leben ihm dienen. Dieser Tag des Herrn, der Sonntag, ist für uns jedoch nicht in erster Linie ein Tag zum Ausruhen, sondern des Ruhens, d.h. des Innehaltens und der neuen Ausrichtung zu Gott. Es ist ein Tag, an dem wir in besonderer Weise mit der Person des Herrn, seinem Werk und seinem Wort beschäftigt sein dürfen. Wenn es etwas gibt, was an diesem Tag Vorrang vor allen anderen Dingen hat, dann sicherlich das Gedenken an seine Leiden und seinen Tod in Verbindung mit dem Brechen des Brotes, dem Abendmahl.
Nicht das weiht den Sonntag, dass du an ihm nichts arbeitest, sondern das weiht ihn, dass du an ihm Gott ganz besonders für dich und in dir arbeiten lässt. Hermann von Bezzel
3. Groß ist Christus (18.6)
Wutentbrannt schrien jetzt die Zuhörer: Groß ist die Artemis der Epheser! Apg 19:28
Die Predigten des Paulus über Christus haben in Ephesus eine Wirkung, die wir uns heute kaum vorstellen können. Die ganze Stadt ist in Aufruhr geraten. Anhänger der Göttin Artemis befürchteten zudem um ihr Geschäft mit religiösen Artikeln. Ein Aufruhr um des Weges willen entsteht, der in einem zwei Stunden (!) dauernden Ruf „Groß ist die Artemis“ gipfelt. Wie hallt dies alles in unserer Zeit wider. Viele sagen heute, in Worten, Taten, und Zeit: Groß ist mein Sportteam. Groß ist meine politische Partei! Groß ist meine Familie! Groß ist die Konsumwirtschaft! Groß ist der materielle Reichtum! Und wir wissen und erfahren es: wenn man sagt „Groß ist der Herr Jesus Christus“ werden wir von vielen als seltsam angesehen.
Christus ist größer als unser Glaube; davon leben wir. Er ist auch größer als alles, was zwischen ihn und uns treten kann. Helmut Thielicke
Jesus ist immer größer als unsere Gedanken über ihn. Erich Schnepel
2. In Christus alles finden (17.6)
Eine ganze Anzahl von ihnen brachte ihre Zauberbücher und verbrannte sie öffentlich. Apg 19:19
Paulus ist in Ephesus. Hier gibt es Menschen, die den Namen Jesus missbrauchen. Ohne an ihn zu glauben, versuchen sie durch die Nennung seines Namens zu heilen. Das war Zauberei. Diese funktioniert jedoch nicht. Noch mehr: sie erleiden dadurch Schaden. Darüber sind viele erschrocken und das hat eine heilsame Wirkung. Sie bekennen ihre Schuld und verbrennen ihre Zauberbücher. Diese Bücher stellten einen großen materiellen Wert dar. Auch wenn dieses ganze Geschehen auf uns fremd wirken mag, so steckt damals wie heute die gleiche Grundbotschaft dahinter: wer den „neuen Weg“ geht, lässt sowohl materielle aber auch immaterielle Dinge hinter sich, verbrennt sie bildlich gesprochen, um im echten Glauben an Christus seinem Weg zu folgen.
Wer Christus in sein Leben eintreten lässt, verliert nichts, gar nichts, absolut nichts von dem, was das Leben frei, schön und groß macht. Benedikt XVI
1. Das Geschenk des Heiligen Geistes
Als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie. Apg 19:6
Der Wert der Geschenke wird nach der Liebe bemessen, mit der sie gegeben werden. Dieses hier ist nun nicht nur mit großer Liebe gegeben worden, sondern die Liebe selbst wird gegeben, denn jeder muss wissen, dass der Heilige Geist die Liebe des Vaters und des Sohnes ist. Wenn wir aber sagen, der Heilige Geist ist uns verliehen vom Vater und vom Sohn, dann darf man das nicht so verstehen, dass er von ihnen getrennt worden sei, denn das ist nicht möglich, da es nur einen unteilbaren Gott gibt. Wir wollen damit vielmehr sagen, dass Gott uns sein göttliches Wesen geschenkt hat, wenn es auch in der Person seines Geistes geschah. Darüber kann man nicht viel sprechen, aber fest daran glauben. Uns vom Heiligen Geist vorbehaltlos leiten lassen: Das ist es! Franz von Sales